Die längste Zeit ihres Daseins verbrachte die Mehrheit der Menschen nicht in den Staaten, Reichen und Zivilisationen, von denen uns die Geschichtsschreibung und die Monumente vornehmlich Zeugnis geben, sondern in nichtstaatlichen Gesellschaften. Nomadische Sammler- und Jägergruppen, ackerbauende und Vieh haltende Stammesgesellschaften sowie lose Häuptlingtümer waren für Jahrzehntausende die am weitesten verbreiteten Formen menschlichen Zusammenlebens. In ihnen spielten sich Politik und Wirtschaft der „Völker ohne Geschichte“ ab, zu denen auch unsere Vorfahren vor nur wenig mehr als 1000 Jahren noch gehörten.
Die Nummer 2/2009 der Zeitschrift Historische Sozialkunde widmet sich aus vergleichender historischer und kulturanthropologischer Perspektive der Frage nach der Struktur von Gesellschaften, in denen es keine Könige und Priester, keine Städte und Tempel, keine Armee und Märkte gab. Die Frage nach der Vorgeschichte der Menschheit stellt auch die Frage nach den Anfängen der Zivilisation und welche Kräfte vor 6.000 Jahren an einigen, wenigen Plätzen des Globus den Anstoß gaben zu jener dramatischen Entwicklung, an deren Ende wir bald angelangt sein werden, wenn mit den letzten Sammlern und Jägern die lebendige Erinnerung an die längste Ära der Menschheitsgeschichte für immer verschwindet.
Inhalt
Ilja Steffelbauer Einleitung
Bei Jägern und Sammlern …
Tamara Neubauer Jäger und Sammler Die ursprüngliche Überflussgesellschaft als Ausgangspunkt menschlicher Gesellschaften
Bei tribalen Gesellschaften …
Tamara Neubauer Große Männer und rauschende Feste Die Soziale Struktur tribaler Gesellschaften
In Häuptlingtümern …
Ilja Steffelbauer “Take me to your chief!” Häuptlingtümer in Kulturanthropologie und Geschichte
In Frühen Staaten …
Khaled Hakami States make war and war makes states