Heft 4/2018 von Berliner Debatte Initial hat als Themenschwerpunkt "Krisen der Realität". Die derzeitigen politischen wie medialen Auseinandersetzungen um "fake news" scheinen auf einen grundlegenden gesellschaftlichen Vertrauensverlust zu verweisen. Bei aller politischen Rhetorik, die in den Debatten zu sehen ist, lassen sich das Phänomen der „postfaktischen Politik“ und die Suche nach (neuer) Eindeutigkeit als Reaktionen auf die Vertrauenskrisen verstehen, in die demokratische Politik, Massenmedien, Religion und Wissenschaft geraten sind. Die Beiträge des Themenschwerpunkts gehen auf diese Entwicklungen ein und zugleich über sie hinaus, indem sie sie in größere geistes- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge einordnen. Aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven beleuchten die Autorinnen und Autoren Wendepunkte, an denen dominante Wirklichkeitsverständnisse hinterfragt und überwunden wurden. Sie problematisieren vereindeutigende und vereinfachende Sichtweisen auf das, was wir jeweils Realität nennen, und zeigen Alternativen hierzu auf.
Themenschwerpunkt: Krisen der Realität
Karen van den Berg, Jan SöffnerZur Einleitung (S. 3–5)
Armin NassehiWissenschaft und Kunst. Die Krise der Realität und die Realität der Krise (S. 6–14)
Eva IllouzWahrheit, Bullshit und Ignoranz (S. 15–22)
Jan SöffnerWie faktisch ist das Postfaktische? (S. 23–34)
Birger P. PriddatFiktive Wahrscheinlichkeit. Über die Realität der Entscheidungen in Finanzmärkten (S. 35–45)
Christiane VossVerliehene Realitäten. Über Leerstellen des Ästhetischen (S. 46–56)
Karen van den BergDie Kunst realistisch zu sein. Von Jan van Eyck bis Forensic Architecture (S. 57–70)
Maren LehmannWahrnehmungen in der Dunkelheit. Über Wolfgang Hilbig (S. 71–83)
Adrian DaubDie möglichste aller schlechten Welten. The Good Place, Moralphilosophie und die Frage nach der Realität (S. 84–93)
Allgemeiner Teil
Loïc WacquantVier Prinzipien für die Arbeit mit Bourdieu (S. 94–104)
Athanasios KarafillidisRelationsmustererkennung. Relationale Soziologie und die Ontogenese von Identitäten (S. 105–125)
Besprechungen und Rezensionen
Wladislaw HedelerDer Gulag als Romanthema (S. 126–130)
Michael OpitzNotiz zu Steffen Menschings Roman „Schermanns Augen“ (S. 131–132)
Ulrich BuschRomantik und Realismus. Neue Bücher zur Theorie- und Rezeptionsgeschichte der deutschen Nationalökonomie (S. 133–138)
Marcus Böick: Die Treuhand. Idee – Praxis – Erfahrung 1990–1994 rezensiert von Jörg Roesler (S. 139–142)
Jürgen Kaube: Lob des Fußballs rezensiert von Wolf-Dietrich Junghanns (S. 143–156)
Jahresinhaltsverzeichnis 2018 (S. 157–162)