Berliner Debatte Initial 2/2022 widmet sich in seinem Schwerpunkt dem Thema „Neue Geldpolitik. Theoretische Grundlagen und monetäre Praxis“. Infolge der Finanzkrise von 2008 und der anhaltenden Konjunkturschwäche in den entwickelten Volkswirtschaften sind die Zentralbanken zu einer ultralockeren Geldpolitik mit dauerhaft niedrigen Zinsen übergegangen. Dann kamen Corona, der weltweite Lockdown, der Krieg in der Ukraine und der Anstieg der Inflation. Wie reagiert die Geldpolitik auf die gewachsene Instabilität und die neuen Herausforderungen in der Welt? Im Themenschwerpunkt geht es vor allem um eine Einordnung und Interpretation der Geldpolitik als Bestandteil der allgemeinen Wirtschaftspolitik, um das Verhältnis von Theorie und Praxis auf dem Gebiet des Geldes und der Finanzen, um eine Beurteilung der aktuellen Geldpolitik der EZB und um die kritische Würdigung und Auseinandersetzung mit dem gegenwärtig vielleicht wichtigsten Ansatz für eine geldpolitische Neuausrichtung, der Modern Monetary Theory (MMT). Außerdem in diesem Heft: Loïc Wacquant fragt, welche Lehren aus der Geschichte des Konzepts der Unterklasse gezogen werden sollten. Und Michael Thomas referiert am Beispiel Ostdeutschlands die Kritik an Ergebnissen und Begrifflichkeiten der Transformationsdebatte und argumentiert für einen Dialog zwischen Zeitgeschichte und Transformationsforschung.
Themenschwerpunkt: Neue Geldpolitik
Ulrich BuschGeldpolitik in Zeiten finanzieller Instabilität (S. 6-19)
Georg QuaasZu den theoretischen Grundlagen der aktuellen Geldpolitik (S. 20-32)
Michael Heine, Hansjörg HerrGeldpolitik der Europäischen Zentralbank – Spagat zwischen instabilen Finanzmärkten und halbfertiger Währungsunion (S. 33-47)
Fritz HelmedagUltra posse nemo obligatur. Grenzen und Möglichkeiten der Geldpolitik (S. 48-65)
Christian MüllerParadigmenwechsel überfällig: Die geldpolitische Krisenstrategie der Schweizerischen Nationalbank (S. 66-78)
Arne HeiseModern Monetary Theory. Der keynesianische Stein der Weisen oder Voodoo-Ökonomik? (S. 79-92)
Jeremy LeamanEinige kritische Reflektionen über die Modern Monetary Theory (S. 93-104)
Ulrich Busch, Rainer Land, Dirk EhntsGespräch mit Dirk Ehnts über die Modern Monetary Theory (S. 105-109)
Allgemeiner Teil
Loïc WacquantEpistemische Modebegriffe, Spekulationen und schlüsselfertige Konzepte. Einige Lehren aus der Geschichte von der städtischen „Unterklasse“ (S. 110-118)
Michael ThomasStreitfall Ostdeutschland. Bemerkungen zu einer neuen Transformationsdiskussion (S. 119-129)
Besprechungen und Rezensionen
Edward Fulbrook, Jamie Morgan (Hrsg.): Modern Monetary Theory and its Critics rezensiert von Judith Dellheim (S. 130-134)
Michael Heine, Hansjörg Herr: Die Europäische Zentralbank rezensiert von Ulrich Busch (S. 135-137)
Peter Ruben, Camilla Warnke: Aktenzeichen I/176/58, Strafsache gegen Langer u. a. rezensiert von Udo Tietz (S. 138-143)
Cornelia Hildebrandt, Danai Koltsida, Amieke Bouma (Hg.): Left Diversity zwischen Tradition und Zukunft rezensiert von Dieter Segert (S. 144-146)
Karl Schlögel: Entscheidung in Kiew rezensiert von Wladislaw Hedeler (S. 146-147)