Der Themenschwerpunkt von Berliner Debatte Initial 1/2021 widmet sich der DDR-Wissenschaftsgeschichte. Unter dem Titel „Vor der Abwicklung“ rückt er eine Phase der DDR-Gesellschaftswissenschaften ins Zentrum, die in der wissenschaftshistorischen Forschung bislang wenig Aufmerksamkeit fand. Die Beiträge untersuchen exemplarisch Themen und Projekte der philosophischen und historischen Disziplinen, die in den 1970er und 1980er Jahren diskutiert und realisiert wurden. Den Autoren geht es nicht zuletzt um die Frage, wie sich zeitgenössische Wissenschaftsgeschichte produktiv mit den DDR-Gesellschaftswissenschaften auseinandersetzen kann und was es dabei – jenseits eingespielter Reflexe – zu entdecken gibt.
Außerhalb des Schwerpunkts: Gunter Schubert und Rainer Land diskutieren, inwiefern China als ein neues Imperium gelten kann. Michael Daxner widmet sich in einem Essay dem Kosmopolitismus und erörtert verwandte Konzepte wie Weltbürgertum und Global Citizenship. Dirk Jörke setzt sich kritisch mit dem neuen „Manifest“ der konvivialistischen Bewegung auseinander. Und Franziska Drescher, Joachim Allhoff und Nicola Marsden stellen Ergebnisse einer Untersuchung zur Akzeptanz von Maßnahmen vor, die der Bekämpfung der Corona-Pandemie dienen sollen.
Themenschwerpunkt: Vor der Abwicklung: Gesellschaftswissenschaften in der DDR 1970–1990
Peer PasternackDie Dimensionen des Nachlebens der DDR-Gesellschaftswissenschaften (S. 6–17)
Jan LoheitZwischen kritischer Innovation und postmoderner Rekonversion. Das „Wörterbuch der ästhetischen Grundbegriffe“ (S. 18–25)
Martin KüpperPhilosophie in der DDR. Methodologische Bemerkungen zur Philosophiegeschichtsschreibung (S. 26–35)
Simon GrothWer macht Geschichte? Über den Umgang mit Königen und Kaisern in der Mittelalterforschung der DDR (S. 36–47)
Daniel Benedikt StienenWie aus Friedrich „dem Zweiten“ wieder Friedrich „der Große“ wurde – oder auch nicht. Zur „Preußen-Renaissance“ in der DDR (S. 48–60)
Christian DietrichEntwicklung zwischen den Zeilen. Selbstauskünfte der DDR-Geschichtswissenschaft (S. 61–69)
Allgemeiner Teil
Gunter Schubert, Rainer LandChina – ein werdendes Imperium? Ein Gespräch (S. 70–81)
Michael DaxnerKosmopolitismus, Weltbürgertum, Global Citizenship – der Himmel hängt voller Begriffe (S. 82–102)
Dirk JörkeKonvivialismus oder Die Ohnmacht des Sollens (S. 103–107)
Franziska Drescher, Joachim Allhoff, Nicola MarsdenMaßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie: Was beeinflusst ihre Akzeptanz? (S. 108–122)
Besprechungen und Rezensionen
Matthias Steinbach: „Also sprach Sarah Tustra“. Nietzsches sozialistische Irrfahrten rezensiert von Ulrich Busch (S. 123–125)
Gunnar Decker: Zwischen den Zeiten. Die späten Jahre der DDR rezensiert von Dieter Segert (S. 126–128)
Katja M. Yang: Contemporary Urban China. Modernisation and Social Attitudes rezensiert von Norbert Hagemann (S. 129–131)
Vladimir Nevežin: Stalins Reden auf den Empfängen im Kreml und im Führungszirkel rezensiert von Wladislaw Hedeler (S. 132–138)
Vincent Streichhahn, Frank Jacob (Hg.): Geschlecht und Klassenkampf. Die Frauenfrage aus deutscher und internationaler Perspektive im 19. und 20. Jahrhundert rezensiert von Constanze Stutz (S. 139–141)