Der Themenschwerpunkt von Berliner Debatte Initial 3/2020 ist dem Slawisten Fritz Mierau (1934–2018) gewidmet. Mierau bezeichnete das 20. Jahrhundert als „russisches Jahrhundert“. Mit seiner Arbeit als Übersetzer, Herausgeber und Literaturhistoriker vermittelte er wie kein anderer die russische Moderne in der DDR und darüber hinaus. Seine Editionen holten verfemte und vergessene Autor*innen zurück, rückten literaturgeschichtliche Zusammenhänge in den Blick. Der Themenschwerpunkt dokumentiert die Beiträge einer Vortragsreihe zu Fritz Mierau, die im Mai 2019 in Berlin stattfand, dazu kommen Texte von Fritz Mierau aus dem Nachlass. Außerdem im Heft: Die Schriftstellerin Judith Zander zu ihrem neuen Roman „Johnny Ohneland“ und Ostdeutschland als Erfahrungsraum, Rachid Boutayeb diskutiert die kolonialen Wurzeln des Salafismus, Hans Geske deutet das Werk von Robert Michels neu und Anselm Küsters fragt, wie das europäische Wettbewerbsrecht auf Big Data reagiert.
Themenschwerpunkt: Fritz Mieraus „russisches Jahrhundert“
Fritz Mierau – Ein Bio-Interview geführt von Dietmar Hochmuth (S. 7–10)
„Eine neue Art des Umgangs untereinander anstreben“ Tatjana Hofmann im Gespräch mit Fritz Mierau (S. 11–21)
Wolfgang StorchFritz Mierau auf dem Weg zu einer Biographie von Franz Jung (S. 22–28)
Andreas HansenMystifikation Torpedokäfer. Franz Jungs Wiederkehr in Berlin (S. 29–39)
Sieglinde und Fritz MierauJung-Journal 1988/1989 (S. 40–48)
Fritz MierauNotizen zu: Das Verschwinden von Franz Jung (S. 50–51)
Fritz MierauAm Rande (S. 52–53)
Jan KnopfWo bleiben die Russen? „Der blaue Vogel“: Bertolt Brecht zwischen Alkoholismus und Kleinkunst (S. 54–58)
Klaus VölkerIhn lockte die „Musik des Alltags“. Erinnerungen an Fritz Mierau und unser Interesse für Sergej Tretjakow (S. 59–66)
Antje LeetzDie musikalische Zeit. Vier Begegnungen mit Fritz Mierau (S. 67–70)
Peter LudewigHäuslicher Hellenismus in der Metzer Straße (S. 71–74)
Allgemeiner Teil
Erfahrungsraum, nicht Problemfall: Schreiben in und über Ostdeutschland Ein Gespräch mit Judith Zander (S. 75–81)
Judith ZanderJohnny Ohneland (Auszug) (S. 82–87)
Rachid BoutayebSalafismus und Terrorismus. Falsche Religiosität und ihre globalen Wurzeln (S. 88–98)
Hans GeskeOligarchie, Faschismus ... Feminismus? Ein neuer Blick auf Robert Michels (S. 99–109)
Anselm KüstersWasser oder Öl? Big Data in der europäischen Fusionskontrolle (S. 110–123)
Besprechungen und Rezensionen
Wladislaw Hedeler, Thomas MöbiusWerner Tübkes und Fritz Mieraus Reisen in die Sowjetunion (S. 124–127)
Wladislaw HedelerZur deutschen Edition von Sergej M. Tret’jakovs Drama „Ich will ein Kind!“ (S. 128–130)
Harald A. Mieg, Hans Lenk, Heinrich Parthey (†) (Hg.): Wissenschaftsverantwortung rezensiert von Ulrich Busch (S. 130–132)
Isabelle Borucki, Wolfgang J. Schünemann (Hg.): Internet und Staat: Perspektiven auf eine komplizierte Beziehung rezensiert von Emma Plate (S. 133–135
Steffi Richter, Andreas Singler, Dorothea Mladenova (Hg.): Tōkyō 2020/1 in der Kritik besprochen von Wolf-Dietrich Junghanns (S. 136–149)