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Sehr geehrte Damen und Herren,
Zu den erstaunlichen Phänomenen der globalen Finanzkrise gehört das Auseinanderfallen von wirtschaftlicher Krisendynamik, gesellschaftlicher Krisenwahrnehmung und staatlicher Krisenbewältigung. In einer ungeheuren Geschwindigkeit hat sich die Krise immer weiterer Teile der realen Wirtschaft bemächtigt. Sie zwang den Staat zu milliardenschweren Rettungspaketen, doch von einer Rückkehr des Staates kann keineswegs die Rede sein. Dieser gibt derzeit vielmehr sein Letztes, um das Finanzsystem transaktionsfähig zu halten und marode Unternehmen zu stabilisieren. Er riskiert dabei in nicht unerheblichem Maße seine eigene Stabilität und Gestaltungsmacht, indem er sich mit Schulden überlastet, deren Begleichung er auf die Schultern der Steuerzahler, der Konsumenten und der künftiger Generationen verlagert.
Während sich am Aktienmarkt bereits wieder eine Erholung abzeichnet, steuert der Arbeitsmarkt auf seinen Tiefpunkt zu. Doch obgleich seit Monaten das erstaunliche Maß an Versagen der Wirtschafteliten, der Preis, der kollektiv dafür entrichtet werden muss, wie die anschwellende Zahl von Entlassungen und Kurzarbeitern, von einer eklatanten Verletzung gesellschaftlicher Gerechtigkeitsvorstellungen zeugen, bleibt diese Gesellschaft erstaunlich passiv.
Das in die Milliarden gehende staatliche Krisenmanagement wird nicht an den gängigen Vorstellungen sozialer Gerechtigkeit gemessen, sondern als Politik des Ausnahmezustandes hingenommen, die von jener Alternativlosigkeit ist, die Markenzeichen des überwunden geglaubten Neoliberalismus war. Bei der Überwindung der durch ihn verursachten Krise scheinen seine Rezepturen nach wie vor Gültigkeit zu haben.
Wenn eine nachhaltige Regulierung ausbleibt, ist die nächste Krise allerdings vorgezeichnet. Doch wie soll diese Regulierung aussehen, an welchen Kriterien soll sie sich ausrichten und welche supranationale Akteurskonstellation wird ihr zum Durchbruch verhelfen? In welchem Verhältnis steht die Krise der Wirtschaft zur Katastrophe des Klimas, wird sie notwendige Veränderungen verzögern oder kann sie diese sogar beschleunigen? Die Krise wird zu einer Veränderung des globalen Machtgefüges führen, wo wird Deutschland dabei stehen? Und welche gesellschaftlichen Veränderungen werden durch die Krise beschleunigt, welche politischen Verwerfungen stehen womöglich noch bevor?
Diesen Fragen ist die vorliegende Ausgabe der vorgänge gewidmet.
INHALTSVERZEICHNIS - Die Krisen hinter der Krise
Editorial (S. 1)
Stefan Collignon Die Moral des Geldes und die Zukunft des europäischen Kapitalismus (S. 4)
Hans Christoph BinswangerWege aus der WachstumsfalleFür eine Reform des Geldsystems und des Aktienrechts (S. 23)
Karl Georg ZinnDie vermeidbare KriseBereits vor siebzig Jahren lieferte John M. Keynes die Instrumente zu ihrer Diagnose und Bekämpfung (S. 28)
Arndt Sorge Internationale Lehren aus der WirtschaftskriseDiagnose, Abhilfe Vorbeugung (S. 38)
Ernst Ulrich von WeizsäckerFür eine neue Balance zwischen Staat und Markt (S. 46)
Helmut WiesenthalEuropa vor seiner zweiten Transformation (S. 50)
Karin PriesterDer Staat als Gesamtbetrieb Auf dem Weg in die neue formierte Gesellschaft (S. 60)
Gerd MielkeDer lange Marsch aus der Tradition Die Lage der Sozialdemokratie in der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise (S. 72)
Dieter RulffReformpolitik in der Krise (S. 83)
Berthold VogelDie zerrissene Mitte (S. 92)
Konrad OttEs ist Zeit für einen Green New Deal (S. 97)
Gert G. WagnerDie Wirtschaftswissenschaften wurden von der Politik alleingelassen (S. 107)
Essay
Florian HartlebEin Phönix namens CSUMit der Landtagswahl 2008 starb die alte CSU – welche ist die neue nach der Bundestagswahl (S. 112)
Rezensionen
Eckhard Jesse Der parlamentarische Boden des Rechtsextremismus in Ostdeutschland (S. 122)
Gerd PflaumerDeutschland, deine MuslimeNavid Kermani schreibt ein beeindruckendes Plädoyer gegen falsche Typisierungen des Islam (S. 125)
Autorinnen und Autoren (S. 127)