Die neue Ausgabe der gesellschaftspolitischen Vierteljahresschrift „vorgänge“ widmet sich aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens der Humanistischen Union dieser ältesten deutschen Bürgerrechtsvereinigung und dem bewegten Bürger. Gegründet als gesellschaftliche Antwort auf die antiliberalen sozialen und kulturellen Verknöcherungen des Adenauerstaates hat die HU in den letzten fünfzig Jahren fachkundig und streitbar für bürgerliche Freiheiten und soziale Rechte, für eine Trennung von Staat und Religion und gegen eine Einschränkung des Rechtsstaates gekämpft – ein Kampf, der durch die staatlichen Maßnahmen zur Terrorabwehr, die Fortschritte der Kommunikationstechnologien und die Etablierung einer multireligiösen Gesellschaft an Bedeutung gewonnen hat. Als Bürgerrechtsorganisation war und ist sie Teil der partizipatorischen Protest- und Bewegungsdemokratie, die sich in den letzten Jahrzehnten als Antwort auf ein repräsentatives System entwickelt hat, das zunehmend an seine Grenzen stößt, die durch institutionelle Erosion, Legitimations- und Partizipationsverlust markiert sind. Dabei hat es die HU nie bei einem puren Dagegen-sein bewenden lassen, ihre Interventionen zielten vielmehr auf konkrete Verbesserungen und nicht wenige ihrer Vorschläge, die anfänglich auf Widerstand stießen, sind mittlerweile Realität.
INHALTSVERZEICHNIS
Fünfzig Jahre HU
Editorial (1)
Rosemarie WillDie Zukunft erinnern Zum fünfzigsten Jahrestag der Gründung der Humanistischen Union am 28. August 1961 (4)
Norbert ReichlingEin „sehr zäher Intelligenzlerverein" (16)
Fritz SackDie HU und der Punitive turn Autobiografische Anmerkungen zu einem kriminalpolitischen Wandel (27)
Armin Pfahl-TraughberHumanismus statt Religion als Leitkultur Zu den moralischen Grundlagen moderner Gesellschaften (45)
Dieter RulffBiopolitik und Bürgerstatus Über die Neigung des Staates, seine Bürger Mores zu lehren (60)
Carsten FrerkDie verfassungswidrige Alimentierung der Kirchen durch den Staat (69)
Barbara LaubenthalKeine Papiere für alle? Formen und Grenzen der Politisierung illegaler Migranten (77)
Sabrina ZajakWeniger Demokratie trotz mehr Partizipation Zum Bedeutungswandel politischer Beteiligung in Mehrebenensystemen (85)
Jochen RooseEuropäisierung ohne Partizipation Der Einigungsprozess und die Beteiligungslücken (95)
Markus HolzingerDer Tod Osama bin Ladens und die Informalisierung des Rechts (104)
Joachim PerelsAmnesty International – fünfzig Jahre Kampf für die Menschenrechte (115)
Essay
Tobias Auberger, Wolfram LampingKissenschlacht im Glashaus Mit seinem Lissabon-Urteil hat das BVerfG weder die Stellung des Parlaments noch die eigene gestärkt (119)
Rezension
Herbert MandelartzCliquen und Klüngel in Saarbrücken Wilfried Voigt ist ein politisches Sittengemälde gelungen (128)
Autorinnen und Autoren (130)
Heftbestellungen an: BWV Berliner Wissenschafts-Verlag GmbH, Vertrieb, Markgrafenstraße 12-14, 10969 Berlin Tel.: 030/841770-0, Fax: 030/841770-21, E-Mail: bwv@bwv-verlag.de