Comparativ 22 (2012), 6

Titel der Ausgabe 
Comparativ 22 (2012), 6
Weiterer Titel 
Representations of Europe as a Political Resource in the Early and Late Twentieth Century

Erschienen
Erscheint 
Erscheint fünfmal jährlich (mit einem Doppelheft) im Umfang von je ~140 Seiten.
Anzahl Seiten
153 S.
Preis
Einzelheft EUR 12,00, Jahresabonnement EUR 50,-

 

Kontakt

Institution
Comparativ. Zeitschrift für Globalgeschichte und Vergleichende Gesellschaftsforschung
Land
Deutschland
Ort
Leipzig
c/o
Comparativ Universität Leipzig Leipzig Research Centre Global Dynamics IPF 348001 Ritterstrasse 24 04109 Leipzig GERMANY e-mail: comparativ@uni-leipzig.de
Von
Middell, Matthias

Representations of Europe as a Political Resource in the Early and Late Twentieth Century
Herausgegeben von Hartmut Kaelble

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Globalizing History and Historicizing Globalization.
In Memoriam of Jerry H. Bentley (1949–2012), S.7

Aufsätze

Hartmut Kaelble
Representations of Europe as a Political Resource in the Early and Late Twentieth Century, S.11

Benjamin Beuerle
Westernization as the Way to Modernity – Western Europe in Russian Reform Discussions of the Late Tsarist Empire, 1905–1917, S. 21

Der Artikel untersucht die Rolle und den Inhalt von Repräsentationen Westeuropas in innenpolitischen Reformdebatten Russlands zwischen den Revolutionen von 1905 und 1917. Jene, welche an diesen Debatten teilnahmen, teilten parteiübergreifend eine Reihe von Grundannahmen: Diesen zufolge bewegten sich Russland und Westeuropa auf derselben Entwicklungsleiter vorwärts; Westeuropa verfügte hierbei über einen erheblichen Vorsprung; und Russland war deshalb gut beraten, sich bei seinen weiteren Entwicklungsschritten an jenen Gesetzen und Regelungen zu orientieren, welche der Westen erfolgreich zur Anwendung brachte. Vor dem Hintergrund dieser gemeinsamen Grundannahmen ließ sich mit Repräsentationen Westeuropas Politik machen. Verweise auf den „Westen“ wurden herangezogen, um die unterschiedlichsten Positionen zu begründen und zu legitimieren. Gestritten wurde zwischen den Vertretern verschiedener politischer Ausrichtungen vielfach darüber, wie sich das fortschrittliche „Westeuropa“ im Einzelnen darstelle und wie dessen Erfahrungen zu interpretieren seien. Die Relevanz dieser Diskussionen für genuin innenpolitische Reformen in Russland stellte dagegen so gut wie niemand in Frage.

Christian Methfessel
Spreading the European Model by Military Means? – The Legitimization of Colonial Wars and Imperialist Interventions in Great Britain and Germany around 1900, S.42

Dieser Artikel untersucht, welche Funktionen der Verweis auf Europa in den englischen und deutschen Debatten über Kolonialkriege und imperialistische Interventionen um 1900 hatte. Welche Europarepräsentationen dienten den Kriegsbefürwortern als Legitimationsressource, wie instrumentalisierten Kritiker Europabilder, um für ihre politischen Positionen zu werben? So wird etwa gezeigt, wie die Repräsentationen Russlands als mehr oder weniger europäisch dazu dienten, dieses Land als Rivalen oder Kooperationspartner in imperialen Kontexten darzustellen. Im Zentrum des Artikels steht jedoch die Frage, inwieweit Militäreinsätze in der außereuropäischen Welt damit legitimiert wurden, das europäische Modell zu verbreiten (die „Zivilisierungsmission“). Hier ist die zentrale These, dass eine solche Argumentation nur dann eine prominente Rolle spielte, wenn die entsprechenden Militäreinsätze ohnehin populär und erfolgreich waren.

Andreas Weiß
“Fortress Europe” or “Europe as Empire” – Conflicts between different EU long-term Strategies and its Effects on the Representation of Europe, S. 61

Der Artikel vergleicht zwei Repräsentationen der Europäischen Gemeinschaft, die „Festung Europa“ und „Europa als Imperium“ miteinander und untersucht sie als Fremdzuschreibungen hin auf ihre Kompatibilität mit der gemeinsamen europäischen Außenpolitik in den 1990er Jahren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Euromediterrane Partnerschaft und die EU-Erweiterung 2004. Er geht davon aus, dass diese Fremdzuschreibungen auch deshalb solche Popularität erlangten, da sie zwar zugespitzt die beiden extremen Pole europäischer Außenpolitik beschreiben, aber von „Innen“, aus der Perspektive Brüssels, nicht in Übereinstimmung mit den Eigenrepräsentationen der Gemeinschaft gebracht werden können und daher weniger Analysen europäischer Politik denn Kritik an Europa sind. Sie spiegeln so vielmehr die Dilemmata wider, vor denen die Politiker nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ standen und auf die die EG aufgrund ihrer Eigenrepräsentationen und Sprachregelungen in nur eingeschränkter Weise reagieren konnte.

Johan Wagner
Europe as a Model in International Relations? Representations of Europe in German and French Political Think Tanks, 1990–2000, S. 80

Der Mauerfall ließ außenpolitische Beratungsinstitute in Deutschland und Frankreich nach neuen Deutungsmustern in den internationalen Beziehungen suchen. Der Artikel vergleicht die Europarepräsentationen in vier Institutionen (Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, Centre d‘études et de recherches internationales, Institut français des relations internationales). In den Arbeiten der Einrichtungen, die von 1990 bis 2000 die arabische Welt behandelten, spielen der Maghreb, die Euro-Mediterrane Partnerschaft und damit zusammenhängende Debatten zentrale Rollen. Wie legitimierten Institutsmitglieder hierbei Europakonzepte? Der Vergleich reicht von gegenseitiger Abhängigkeit bis zum Empire sans empereur mit Mittelmeerachse und zeigt gemeinsame Entwicklungen und nationale Spezifika. In den Debatten machte sich eine zunehmende Konzentration auf die EU bemerkbar; die entscheidungsnahen Beratungseliten behielten ihren engen Bezug zu den nationalen Regierungen. Viele Quellen unterstrichen die Herausforderungen im Mittelmeerraum, andere sprachen der jüngsten europäischen Geschichte Modellcharakter zu – Europa wurde zur Handlungsressource.

Buchbesprechungen

Julia Laura Rischbieter: Mikro-Ökonomie der Globalisierung. Kaffee, Kaufleute und Konsumenten im Kaiserreich 1870–1914 (= Industrielle Welt. Schriftenreihe des Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte, Bd. 80), Köln 2011
(Anne Dietrich), S.100

Thomas Neuner: Paris, Havanna und die intellektuelle Linke. Kooperationen und Konflikte in den 1960er Jahren, Konstanz 2012
(Christoph Kalter), S. 104

Martin Klimke: The Other Alliance. Student Protest in West Germany and the United States in the Global Sixties. Princeton 2010
(Holger Nehring), S. 107

Myron Echenberg: Africa in the Time of Cholera. A History of Pandemics from 1817 to the Present, Cambridge 2011
(Claudia Prinz), S. 111

Jean-François Bayart: Les études postcoloniales, un carneval académique, Paris 2010
(Kolja Lindner), S. 114

Naheem Jabbar: Historiography and Writing Postcolonial India, London 2011
(Georg Berkemer), S. 119

Pascal Gin / Walter Moser (eds.), Mobilités Culturelles. Regards Croisés Brésil et Canada / Cultural Mobilities. A Cross-Perspective between Brazil and Canada (= Transferts culturels / Cultural transfers, Ottawa 2011
(Nadine Sieveking), S.121

Karl Kaser: The Balkans and the Near East. Introduction to a Shared History (= Studies on South East Europe, Bd. 12), Wien 2011
(Isa Blumi), S. 123

Lucas Elmenhorst: Kann man national bauen? Die Architektur der Botschaften Indiens, der Schweiz und Großbritanniens in Berlin, Berlin 2010
(Ralf Dorn), S. 125

Stephen Mosley, The Environment in World History (= Themes in World History Series), London 2010
(Anthony N. Penna), S. 129

2012 im Fachforum geschichte.transnational erschienene Rezensionen, S. 132

Inhaltsverzeichnis des 22. Jahrgangs 2012 S. 143

Autorinnen und Autoren, S. 152

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