Comparativ 26 (2016), 6

Titel der Ausgabe 
Comparativ 26 (2016), 6
Weiterer Titel 
Ideas of Empire after the First World War. Redefining Identity and Citizenship in Colonial Empires

Erschienen
Erscheint 
ISBN
978-3-96023-091-5
Preis
Einzelheft EUR 12,00, Jahresabonnement EUR 50,-

 

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Institution
Comparativ. Zeitschrift für Globalgeschichte und Vergleichende Gesellschaftsforschung
Land
Deutschland
Ort
Leipzig
c/o
Comparativ Universität Leipzig Leipzig Research Centre Global Dynamics IPF 348001 Ritterstrasse 24 04109 Leipzig GERMANY e-mail: comparativ@uni-leipzig.de
Von
Middell, Matthias

Ideas of Empire after the First World War. Redefi ning Identity and Citizenship in Colonial Empires
Herausgegeben von Sara Lorenzini

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Aufsätze

Sara Lorenzini
Introduction. The First World War and the Global Transformation of Colonial Empires, S. 7
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Entwicklung der Kolonialreiche nach dem Ersten Weltkrieg. Sie legt dar, wie in den 1920er Jahren das koloniale Ideal neu formuliert wurde. Durch die Schilderung der Folgen des Weltkrieges in Afrika und im Nahen Osten deckt sie auf, wie der Friede von Paris 1919 und der daraus entstehende Völkerbund neue koloniale Machtstrukturen formalisierten. Anhand von britischen, französischen, deutschen und italienischen Fallbeispielen wird deutlich gemacht, dass die Politik der Nachkriegszeit, anstatt Emanzipation zu fördern, Konzepte von Rasse, Geschlecht und Staatsangehörigkeit verwendete, um neue konservative Strategien für den Erhalt imperialer Einheit zu artikulieren und institutionalisieren.

Dan Gorman
Fractured Empire: Ideas of Imperial Citizenship in the British Empire after the First World War, S. 15
Der Erste Weltkrieg brachte Bürger aus Großbritannien, und Untertanen aus den britischen Dominions und dem Kolonialreich zusammen, sowohl auf dem Schlachtfeld als auch hinter der Kampffont. Er hat sie auch unter einem historischen Rahmen vereinigt, was in den Nachkriegsjahren zu einer intensiven Beschäftigung mit den rassischen und legalen Widersprüchen der Staatsbürgerschaft des Britischen Empire führte. Der Krieg verursachte eine engere Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und den Dominions an Fragen von gemeinsamem Interesse, vertieft durch eine gemeinsame Loyalität zum britischen Empire, eine Verbundenheit der weißen Rassen, und eine gemeinsame Kriegserfahrung. Immerhin verlangten die Politiker aus den Dominions größere Autonomie auf Grund derer Kriegsleistungen und Nationalisten in den Kolonien setzten sich für mehr Bürgerechte für ihre Wählerschaft ein. Dieser Artikel untersucht die rhetorischen, rechtlichen, moralischen, und materiellen Aspekte der Staatsbürgerschaft des Britischen Empire während des Ersten Weltkriegs und in den Jahren danach. Die verschiedenen Formen der Loyalität zum Britischen Empire und der koloniale Nationalismus, die die Untertanen des Empire zur Teilnahme an Großbritanniens globalen Krieg motivierten, werden erläutert. Auch untersucht wird wie der Krieg größere Zusammenarbeit sowie mehr Konflikte innerhalb des Britischen Empire verursachte, und die Entstehung in der Zwischenkriegszeit von antikolonialen Loyalitäten sowie weißen Loyalitäten zum Britischen Empire.

Donal Hassett
Reinventing Empire in the Wake of the Great War: Imperial Citizenship and the “Wilsonian Moment” in Colonial Algeria, S. 37
Anfang 1919 beriefen sich in Algerien sowohl die Anführer der europäischen Siedler als auch die Wortführer der indigenen Gruppen auf ihre jeweiligen Kriegstoten, um bei der Pariser Friedenskonferenz eine Interessenvertretung anerkannt zu bekommen. Obwohl die politischen Projekte, für welche sich diese zwei politischen Eliten einsetzten, diametral entgegengesetzt waren, glaubten doch beide ihren Machtspielraum erweitern zu können, indem sie vor dem starken Mann der Stunde, Woodrow Wilson, ihre Ansprüche geltend machten. Dieser Artikel untersucht, inwieweit der Rückgriff auf die Ideen Wilsons durch Akteure in Algerien tatsächlich einen Versuch darstellte, die koloniale Ordnung radikal zu verändern. Er zeigt, dass die Koketterie mit dem Selbstbestimmungsrecht seitens der politischen Anführer der Siedler als auch der indigenen Bevölkerung kurzlebig und frei gestaltbar war. Vielmehr wird hier angenommen, dass die Hauptzielrichtung der Neuerfindung der imperialen Ordnung in der Nachkriegszeit auf die Entwicklung einer neuen, imperialen Form von Staatsangehörigkeit abzielte.

Florian Wagner
An Anti-Colonial Empire? Non-European Perspectives on the Weimar Republic and the German Dream of Empire (1919–1930s), S. 56
Der Erste Weltkrieg beseitigte nicht nur Deutschlands Status als Kolonialmacht. Er bewegte auch die deutsche Regierung dazu, mit antikolonialen Bewegungen in der ganzen Welt zu kooperieren, um die Imperien ihrer Kriegsgegner zu destabilisieren. Es nimmt darum nicht Wunder, dass antikoloniale Intellektuelle nach dem Krieg ihre Hoffnungen auf das scheinbar dekolonisierte und potenziell antikoloniale Deutschland setzten. Diese Erwartung gab der Weimarer Republik die Gelegenheit, sich als antikoloniale Macht zu etablieren und gleichzeitig ihren indirekten Einfluss auf die nicht-europäische Welt auszudehnen. Dieser Artikel fragt, warum das Deutschland der Zwischenkriegszeit das Angebot ablehnte, sich als „antikoloniales Imperium“ bei den Siegern von 1919 zu revanchieren. Entgegen gängigen Interpretationen wird dabei gezeigt, dass selbst Revanchisten darauf vertrauten, weiterhin eine europäische Kolonialmacht zu bleiben. Zudem verhinderten rassistische Einbürgerungsgesetze einen praktischen Wandel Deutschlands zur „antikolonialen Metropole“.

Federico Cresti
What Future for Italian Libya? The Debate on Colonial Policy, 1918–1920, S. 73
Am Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Zukunft der Kolonien global ein bedeutendes Thema. Dem Beispiel von Lloyd George und Woodrow Wilson folgend, begannen auch die italienischen Politiker dieses Thema zu diskutieren. Im Zentrum stand besonders Libyen, wo während des Krieges ein breitflächiger Aufstand stattfand und dessen Zukunft besonders unentschieden schien. An der Diskussion war hauptsächlich die Kolonialverwaltung beteiligt, allerdings fand die Debatte auch in der Zivilgesellschaft Widerhall. Man wurde sich der vergangenen Fehler bewusst: die rücksichtslose Unterdrückung des Widerstandes der einheimischen sowie der Despotismus des Militärregimes, weswegen die Frage nach indigener Beteiligung und Selbstverwaltung vernachlässigt worden war. Am Ende des Krieges wurden die Statuti Libici verkündet. Es waren drei regionale Verfassungen, die eine neue Form der indirekten Verwaltung in den kolonisierten Gebieten und eine offene Haltung gegenüber den lokalen Repräsentationsorganen vorsahen.

Sabina Donati
Gender, Empire and Citizenship Issues: A Survey of Research Paths and Scholarly Debates on the Italian Case Study in Comparative Perspective, S. 90
Diese Sammelbesprechung untersucht eine Auswahl an einschlägigen Werken, die sich mit den kaum zu trennenden Themenfeldern Gender, Empire und Staatsangehörigkeit innerhalb der italienischen Kolonialerfahrung auseinandersetzen. Der Untersuchungszeitraum umfasst die 1920er und 1930er Jahre, mit vereinzelten Rückblenden in die vorausgehenden liberalen Jahrzehnte. Es werden insbesondere Veröffentlichungen in italienischer und englischer Sprache besprochen, um darin vorkommende Forschungstraditionen und akademische Debatten herauszuheben die sich mit dem italienischen Fall beschäftigen. Diese werden wiederum vergleichend betrachtet und in Relation zu der etablierten Forschung zum britischen und französischen Imperialismus gesetzt, zu der sie Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede aufweisen.

Literaturbericht

Jie-Hyun Lim
From Western History to Miscellaneous History and Memory Activism in Postcolonial Korea – An Interview with Jie-Hyun Lim, S. 107

2016 im Fachforum Connections veröffentlichte Rezensionen
S. 125

Inhaltsverzeichnis des 26. Jahrgangs 2016
S. 31

Autorinnen und Autoren
S. 138

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