Religion und Gesellschaft in Ost und West 50 (2022), 1

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West 50 (2022), 1
Weiterer Titel 
In Bewegung. Migration und Remigration in Europa

Erschienen
Zürich 2022: Selbstverlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
32 S.
Preis
Jahresabonnement CHF 95,00 / EUR 81,00; Abo für Studierende CHF 50,00 / EUR 42,00; Einzelheft CHF 15,00 / EUR 13,00

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Regula Zwahlen, RGOW, Religion & Gesellschaft in Ost und West (RGOW)

Zeitweilig geschlossene Grenzen, eingeschränkte Reisemöglichkeiten und eine Rezession in den Industrienationen – die Covid-19-Pandemie hat massive Auswirkungen auf die internationale Migration. Während dauerhafte Niederlassungen und die temporäre Arbeitsmigration zurückgingen, sind Gesundheits- und Pflegekräfte sowie Saisonarbeiter vor allem in der Landwirtschaft weiterhin stark nachgefragt. Die Migrationslandschaft in Europa ist in Bewegung, die Migrationsrichtungen sind vielgestaltiger geworden: Zwar dominiert zahlenmäßig weiterhin die Arbeitsmigration von Ost nach West, doch lässt sich auch eine Remigration in die ost- und südosteuropäischen Herkunftsländer beobachten – zuletzt befeuert durch den Brexit und die Pandemie. Dies nehmen wir zum Anlass, um in dieser Ausgabe nach den sich wandelnden Migrationsdynamiken sowie nach den Gründen und Formen der Arbeitsmigration in Europa zu fragen.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Justyna Salamońska: Polen – Vom Emigrationsland zum neuen Zielland für Arbeitsmigration
Nach dem EU-Beitritt Polens 2004 suchten viele Polinnen und Polen ihr Glück auf den neu zugänglichen westeuropäischen Arbeitsmärkten. Die Wirtschaftskrise von 2008 und der Brexit führten teilweise zu einer Remigration nach Polen, während sich dies in der Pandemie nicht im vergleichbaren Ausmaß beobachten lässt. Im letzten Jahrzehnt hat sich Polen gleichzeitig zu einem Zielland für Arbeitsmigration aus vorwiegend osteuropäischen Ländern entwickelt.

Ignacy Jóźwiak: Wachsende Nachfrage: Arbeitsmigration aus der Ukraine nach Polen
Die Arbeitsmigration aus der Ukraine nach Polen ist seit 2014 nochmals merklich angewachsen. Der polnische Arbeitsmarkt erlaubt vor allem temporäre Arbeitsverhältnisse, die oftmals prekäre Arbeitsbedingungen mit sich bringen. Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften setzen sich für die Arbeitnehmerrechte der Migrant:innen ein und versuchen diese bei der Integration in die polnische Gesellschaft zu unterstützen.

Agnieszka Satola: „All Inclusive“: Polnische Live-in-Pflegekräfte in Deutschland
Polnische Care-Migrantinnen übernehmen in Deutschland einen Großteil der 24-Stunden-Pflege von Pflegebedürftigen. Die verschiedenen Beschäftigungsmodelle weisen jedoch bewusst in Kauf genommene arbeitsrechtliche Verstöße auf. Die Live-in-Pflegekräfte sind oftmals prekären Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Gleichzeitig lässt sich eine gesteigerte Handlungskompetenz der Care-Migrantinnen beobachten.

Martina Wilsch: Im Dauereinsatz: Care-Migration aus der Slowakei nach Österreich
Viele slowakische Frauen arbeiten im Zweiwochenrhythmus als 24-Stunden-Pflegekräfte in Österreich. Die Pendelmigration ins Nachbarland ist vor allem aufgrund der höheren Löhne und der geographischen Nähe attraktiv. Mit Blick auf die Familien hat die Pendelmigration ambivalente Folgen: einerseits verfestigt sie traditionelle Geschlechterrollen, andererseits führt sie zu einem neuen Selbstvertrauen der Frauen. Gesamtgesellschaftlich verstärkt sie das Pflegedefizit in der Slowakei.

Aija Lulle: Herausforderung Remigration – mehr als ein „brain gain“
Der Brexit hat in Kombination mit der Pandemie die Remigration nach Mittel- und Osteuropa verstärkt. Aufgrund von Entvölkerung und Überalterung versucht Lettland mit einer Diaspora-Politik Rückkehranreize zu schaffen, doch stellen soziale Probleme wie historische Stereotypen, Sprachbarrieren bei Schulkindern oder traditionelle Geschlechterbilder komplexe Hürden für eine dauerhafte Remigration dar.

Jelena Predojević-Despić, Vesna Lukić: Erzwungene Rückkehr: Corona und die Migration aus Serbien
Der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie hat viele serbische Arbeitsmigrant:innen zur Rückkehr nach Serbien gezwungen, besonders betroffen waren temporär Beschäftigte und solche ohne regulären Aufenthaltsstatus. In Serbien fanden nur wenige Rückkehrer eine geregelte Arbeit, so dass die meisten so schnell wie möglich wieder im Ausland arbeiten möchten.

Eugenia Markova, Vanya Ivanova: Migration aus und nach Bulgarien angesichts von Brexit und Pandemie
Bulgarien zählt weltweit zu den Ländern mit der am schnellsten schrumpfenden Bevölkerung. Dazu trägt auch die Arbeitsmigration bei, die sich seit dem EU-Beitritt des Landes 2007 noch verstärkt hat. Während der Covid-19-Pandemie kam es zu einer Rückkehrbewegung, die jedoch vor allem gering qualifizierte Migranten umfasst und ein eher temporäres Phänomen darstellt.

BUCHANZEIGEN

Reinhold Vetter: Das Bollwerk des Katholizismus wankt. Rapide Säkularisierung in Polen. Baden-Baden 2021

Jürgen Henkel (Hg.): Die Orthodoxie zwischen Tradition und Moderne. Gesammelte Beiträge von Metropolit Serafin von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa. Bonn 2020

Martin Aust: Die Schatten des Imperiums. Russland seit 1991. München 2019

Alexander Ponomariov: The Visible Religion. The Russian Orthodox Church and her Relations with State and Society in Post-Soviet Canon Law (1992–2015). Frankfurt/M. 2017.

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