Dynamiken auf dem Land – Handwerk, Handel, Kultur – vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit
In fünf Artikeln werden Probleme der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte ländlicher Gesellschaften, Wirtschaftsmuster sowie Lebens- und Glaubensformen besprochen. Die Ausgangsfrage lautet: Was macht das Leben, die Wirtschaft und Kultur auf dem platten Land aus, und mit welchen Methoden gehen wir die Frage an? Die Autorinnen und der Autor stellen anhand unterschiedlicher Quellen Methoden der Archäologie, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie der Kulturgeschichte vor, mit ihren jeweils spezifischen Zugängen und Aussagehorizonten. Es geht um Siedlungsformen und materielle Kultur, Herrschaft mit und über Bauern, um Aspekte des regionalen und überregionalen Austauschs von Rohstoffen, handwerklichen Gütern und Tieren, im geographischen Rahmen vom Mittelrhein über den Oberrhein bis zum Alpenraum.
Dorothee Rippmann diskutiert in der Einleitung zunächst konkurrierende theoretische Konzepte, die für die historische Einordnung der vorgestellten Ergebnisse zur Verfügung stehen. Jürg Tauber bietet einen flächendeckenden Forschungsüberblick über die Siedlungsgeschichte im schweizerischen Jurabogen, ausgehend vom spätrömischen Castrum Rauracense in Kaiseraugst bei Basel. Regina Schäfers mittelrheinische Studien sind im Hinterland des einstigen Römerlagers Mainz (Moguntiacum) situiert. Schuldverhältnisse und Schadenersatzforderungen eidgenössischer Kaufleute gegenüber dem Herzog von Mailand sind der Ausgangspunkt der prosopographischen Untersuchung von Jessica Meister. Sie analysiert die soziale, politische und ökonomische Lage jener eidgenössischen Akteure, die in Mailand gegen den Herzog klagten und sich gemeinsam für ihre kaufmännischen Geschäftsinteressen zur Wehr setzten. Der Artikel von Eveline Szarka schließlich führt in die Welt von Kirche, Religion und Glauben, indem er sich anhand eines Falles von Geisterglauben den Geschehnissen und dem „Imaginaire“ der Menschen in einer Dorfpfarrei im Zeitalter des Konfessionalismus widmet. Dabei werden aus semiotischer Perspektive die Stadt-Land-Beziehungen im reformierten Stand Zürich unter die Lupe genommen.