Der Schwerpunkt der Ausgabe 2/2004 des Deutschland Archivs liegt vor dem Hintergrund der anstehenden EU-Erweiterung auf den Beziehungen Deutschlands zu seinen östlichen Nachbarn. Die Aufarbeitung des Kommunismus steht dabei im Mittelpunkt des Beitrages von Manfred Wilke, während Tomás Kafka die rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Tschechen betrachtet und Theo Mechtenberg fragt, ob die deutsch-polnische Interessengemeinschaft am Ende ist. Jedrzej Chuminski und Krzysztof Ruchniewicz laden zu einem Vergleich der Streiks in Nachkriegs-Polen und dem Aufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR ein. Andreas Hohlt und Heinrich Bortfeldt kommentieren das Verhältnis der PDS zur EU.Fragen der Identitäts- und Traditionsbildung untersuchen Konrad Löw im Bezug auf deutsche Verfassung und Geschichte sowie Eberhard Birk mit Blick auf das 50. Gründungsjubiläum der Bundeswehr.Zwei Jahre nach dem Erfurter Schulmassaker untersucht Katharina Gajdukowa im Deutschland Archiv, Heft 2/2004, die Auseinandersetzungen um den Amoklauf Robert Steinhäusers und die Erinnerung daran, wobei sie die Thesen von Ines Geipel dazu kritisch würdigt. Sie fragt, ob die schwierige Aufarbeitung der Erfurter Traumata tatsächlich in den Besonderheiten der Ostdeutschen als einer „geschlossenen Erinnerungsgesellschaft“ begründet liegt.Probleme des deutschen Einigungsprozesses thematisieren Jens Schöne und Günter Könke am Beispiel des Bodenreformurteils des Europäischen Gerichtshofes und der IG Metall in den neuen Bundesländern.Kommentiert werden die Diskussion der Kirchen um die Sozialreformen von Gisela Helwig und die politische Kultur in Deutschland zwischen Hamburger Bürgerschafts- und Bundespräsidentenwahl von Marc-Dietrich Ohse.Über die sicherheitspolitische Dominanz der Staatssicherheit und der Nationalen Volksarmee der DDR streiten Armin Wagner und Jens Gieseke.Das Heft 2/2004 des Deutschland Archivs wird abgerundet durch die gewohnte Fülle an Tagungs- und Veranstaltungsberichten, Rezensionen sowie den Newsletter „Aktuelles aus der DDR-Forschung“, Nr. 1/2004.
KommentareMarc-Dietrich Ohse: Dringend gesucht: politische Kultur S. 188–190Andreas Hohlt, Heinrich Bortfeldt: »Jein« zu Europa.Der Europa-Parteitag der PDS S.190–198Jens Schöne: Bodenreform und kein Ende? S. 199–202Gisela Helwig: Das Soziale neu denken S. 202–205
ZeitgeschehenTheo Mechtenberg: Ist die deutsch-polnische Interessengemeinschaft am Ende? S. 206–214Günter Könke: Die IG Metall nach dem Streik. Der Arbeitszeitkonflikt in der ostdeutschen Metallindustrie S. 214–222Katharina Gajdukowa: Geschlossene Erinnerungsgesellschaft – oder: das ostdeutsche Kollektiv schlägt zurück S. 223–230Konrad Löw: Deutsche Identität in Verfassung und Geschichte S. 230–240Chaim Noll: Vom Elend des Ideologen (Anmerkung zu DA 1/2004) S. 240–243Moshe Zimmermann: Antwort für die Leser des DA S. 244
ZeitgeschichteJedrzej Chuminski, Krzysztof Ruchniewicz: Die Arbeiterstreiks in Polen 1945– 1955 S. 245–252Todd H. Weir: Der Rausch im Plan. Inszenierung von ›Klassenkampf‹ in der Landwirtschaft 1952 – 1953 S. 253–263Jörg Bernhard Bilke: Der Wismut-Roman blieb ungedruckt. Zu Werner Bräunigs 70. Geburtstag S. 264–268
ForumManfred Wilke: Erinnerung an den Kommunismus nach seinem Sturz S. 269–279Tomás Kafka: Deutsch-tschechische Beziehungen im Recht. Die Geschichte als Wasserglas S. 279–282Eberhard Birk: Anmerkungen zum Traditionsverständnis der Bundeswehr S. 282–289Armin Wagner: Auf der Suche nach der »sichersten DDR der Welt«. Take Off der Staatssicherheit oder Lift Off der Militarisierung im SED-Staat S. 290–297Jens Gieseke: Innere und äußere Sicherheit in der Institutionenkonkurrenz des Poststalinismus der sechziger Jahre: Replik auf Armin Wagner S. 297–303Gerhard Wettig: Anmerkung zu V. S. Christoforov (DA 5/2003) S. 303–304
Tagungen, VeranstaltungenVolker Gransow: Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn S. 305–306Theo Mechtenberg: Brauchen wir ein »Zentrum gegen Vertreibungen«? S. 307–311Heinrich Bortfeldt: Denkwerkstatt 2020 S. 311–313Anita Maaß: DDR-Stadtgeschichte – Teil des europäischen Erbes S. 313–317Marc-Dietrich Ohse: »Raus aus der Spur«. Jugendkulturen, Rockmusik und Politik in der DDR S. 318–319Julia Gerlach: Stalinismus, Extremismus, Populismus S. 320–321
RezensionenBirgit Lermen, Milan Tvrdík (Hg.): Brücke zu einem vereinten Europa (Frank Hoffmann) S. 322–324Marion Brandt: Für eure und unsere Freiheit? (Wolfgang Schlott) S. 324–326Dieter Bingen, Wlodimierz Borodziej, Stefan Troebst (Hg.): Vertreibungen europäisch erinnern? (Rainer Eckert) S. 327–328Jan C. Behrends, Thomas Lindenberger, Patrice G. Poutrus (Hg.): Fremde und Fremd-Sein in der DDR (Michael Schubert) S. 329–332Franz Huberth: Aufklärung zwischen den Zeilen (Joachim Walther) S. 332–335Gerhard Besier, Clemens Vollnhals (Hg.): Repression und Selbstbehauptung; Waldemar Hirch: Die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas unter der SED-Diktatur; Robert Schmidt: Religiöse Selbstbehauptung und staatliche Repression (Anke Silomon) S. 335–339Dierk Hoffmann: Die DDR unter Ulbricht (Günther Heydemann) S. 340–341Ulrich Herbert (Hg.): Wandlungsprozesse in Westdeutschland (Thomas Ahbe) S. 341–345Laure Castin-Chaparro: Puissance de l’URSS, misère de l’Allemagne (Gerhard Wettig) S. 345–346Alexander N. Jakowlew: Die Abgründe meines Jahrhunderts (Fred S. Oldenburg) S. 347–349
Aktuelles aus der DDR-ForschungNewsletter 1/2004 S. 350–367