Deutschland Archiv 44 (2011), 1

Titel der Ausgabe 
Deutschland Archiv 44 (2011), 1
Weiterer Titel 

Erschienen
Bielefeld 2011: W. Bertelsmann Verlag
Erscheint 
4x im Jahr
Anzahl Seiten
160
Preis
14,90

 

Kontakt

Institution
Deutschland Archiv: Zeitschrift für das vereinigte Deutschland
Land
Deutschland
c/o
]init[ Redaktion Köpenicker Straße 9 10997 Berlin
Von
Dr. Marc-Dietrich Ohse

EDITORIAL

Medien spielen in unserem Alltag eine bedeutende Rolle. In demokratischen Systemen prägt die Presse als »vierte Gewalt« die Zivilgesellschaft; sie informiert, kommentiert und skandalisiert und trägt auf diese Weise zur Meinungs- und Willensbildung bei. Diktatoren nutzten und nutzen Presse und Medien vor allem als Propaganda- und Erziehungsinstrumente.

Deutlich wird die Spanne zwischen Information und Propaganda etwa in der Entwicklung von Hörfunkprogrammen für Jugendliche und im Werdegang des späteren Chefkommentators des DDR-Fernsehens, Karl-Eduard von Schnitzler. Zu welchem Zweck die SED die Medien nutzen wollte, zeigt sich daran, wie sowohl die SED-Generalsekretäre als auch das Ministerium für Staatssicherheit mit Presse, Funk und Fernsehen umgingen. Unterlaufen wurde die Gleichschaltung der Presse im SED-Staat unter anderem durch oppositionelle Medien, wie den West-Berliner Piratensender »Radio Glasnost«. Zwar wurde das Pressemonopol der SED 1989 durchbrochen, doch trägt die Zeitungslandschaft im Osten Deutschlands bis heute an diesem Erbe.

Der Transfer von Westen nach Osten hat in diesem Fall nicht überall zu Vielfalt beigetragen. Wie vielfältig Beziehungen zwischen Ost und West sein können, wird in den Beiträgen des zweiten Themenschwerpunktes deutlich. Dabei wird unter »Ost-West-Beziehungen« keineswegs nur der Kontakt über die (ehemaligen) Blockgrenzen hinweg verstanden; denn auch Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der DDR lassen sich unter diesem Stichwort betrachten. Eine Sonderstellung in diesem Spannungsgefüge nimmt der Mauerbau vor 50 Jahren ein, zu dessen Vorgeschichte der sowjetische Generaloberst Anatolij G. Mereschko wichtige, neue Details enthüllt. - Und natürlich gehören auch die Kontakte zwischen Menschen aus dem Osten und dem Westen Deutschlands vor und nach 1989 zu den »Ost-West-Beziehungen«.

Die Geschichte und der aktuelle Stand dieser »Beziehungen« wirken sich nicht zuletzt auf unseren Umgang mit der - geteilten - Vergangenheit aus. So befassen sich im »Forum« mehrere Autoren mit verschiedenen Aspekten der Forschung und Vermittlung von Zeitgeschichte, der Gedenk(stätten)kultur und der Erinnerung an die deutsche Teilungsgeschichte.

Inhaltsverzeichnis

ZEITGESCHICHTE/ZEITGESCHEHEN

Christoph Hilgert: Auf der Suche nach dem jugendlichen Hörer. Zum Wandel jugendspezifischer Programmangebote im deutschen Hörfunk zwischen 1924 und den 1990er-Jahren – S. 5-13

Gunter Holzweißig: Karl-Eduard von Schnitzlers Gastspiel beim Nordwestdeutschen Rundfunk – S. 13-17

Anke Fiedler/Michael Meyen: Generalchefredakteure? Die Medienarbeit von Walter Ulbricht und Erich Honecker – S. 18-25

Sabrina Wendling: Die Einflussnahme des Ministeriums für Staatssicherheit auf den ARD-Fernsehkorrespondenten Lothar Loewe – S. 26-33

Jaqueline Boysen: »Radio Glasnost – außer Kontrolle.« Ein West-Berliner Sender der DDR-Opposition – S. 35-40

Stefan Matysiak: Auf einmal gab es Pressefreiheit. Die Entwicklung der Tagespresse in Ostdeutschland von der »Wende« bis heute – S. 41-49

Elke Scherstjanoi: Moskauer Blicke auf den »Bitterfelder Weg« (1960 – 1964) – S. 51-58

Bogdan Musial: Die westdeutsche Ostpolitik und der Zerfall der Sowjetunion – S. 59-65

Jens Hüttmann: Den anderen wirklich sehen? Die innerdeutschen Städtepartnerschaften vor und nach 1989 – S. 66-71

Klaus Bästlein: »Meine Akte gehört mir!«. Der Kampf um die Öffnung der Stasi-Unterlagen – S. 72-78

Christian Booß: Von der Stasi-Erstürmung zur Aktenöffnung. Konflikte und Kompromisse im Vorfeld der Deutschen Einheit – S. 79-87

Anmerkungen

Anmerkungen zu: Thomas von Lindheim, Juristische Probleme beim Freikauf von politischen Häftlingen, 1963 – 1989, in: DA 43 (2010) 6, S. 1002 – 1007 (Ludwig A. Rehlinger) – S. 88

Stellungnahme zu den Anmerkungen von Ludwig A. Rehlinger (Thomas von Lindheim) – S. 88

DOKUMENTATION

Manfred Wilke/Alexander J. Vatlin: »Arbeiten Sie einen Plan zur Grenzordnung zwischen beiden Teilen Berlins aus!«. Interview mit Generaloberst Anatolij Grigorjewitsch Mereschko – S. 89-96

Dokumentation der HA II: »Korrespondenten imperialistischer Massenmedien – vorgeschobene Posten des Feindes im Kampf gegen den Sozialismus«. BStU, MfS, HA II/Vi/105 – S. 97-100

Thomas Großmann/Christoph Classen: »Vorgeschobene Posten des Feindes«. Das Ministerium für Staatssicherheit über die Arbeit von und »mit« ausländischen Korrespondenten. Kommentar zu Dokument MfS HA II/13/Vi/105 – S. 101-104

FORUM

Marcus Böick/Angela Siebold: Die Jüngste als Sorgenkind? Plädoyer für eine jüngste Zeitgeschichte als Varianz- und Kontextgeschichte von Übergängen – S. 105-113

A. James McAdams: Der »letzte Ostdeutsche« – S. 114-121

Manfred Wilke: Erinnern für die Zukunft. Die Gedenkstätte Berliner Mauer im Kontext des Gedenkstättenkonzepts des Bundes – S. 122-127

Karlheinz Lau: Wissen und Verständnis des Nachbarn. Anmerkungen zu den Empfehlungen für ein deutsch-polnisches Geschichtsbuch – S. 129-132

REZENSIONEN

Wolfgang Hardtwig, Alexander Schug (Hg.): History Sells!; Klaus Arnold, Christoph Classen, Susanne Kinnebrock, Edgar Lersch, Hans-Ulrich Wagner (Hg.): Von der Politisierung der Medien zur Medialisierung des Politischen?; Stefan Zahlmann (Hg.): Wie im Westen, nur anders; Tobias Ebbrecht, Hilde Hoffmann, Jörg Schweinitz (Hg.): DDR – Erinnern, Vergessen; Karin Hartewig: Wir sind im Bilde (Thomas Heimann) – S. 133-137

Meike Vogel: Unruhe im Fernsehen (Frank Bösch) – S. 138-139

Astrid Rose, Birgit Wenzel: Opposition und Repression in der DDR (Hans-Joachim Vogler) – S. 139-140

Wolfgang Stephan Kissel, Ulrike Liebert (Hg.): Perspektiven einer europäischen Erinnerungsgemeinschaft; Claus Leggewie: Der Kampf um die europäische Erinnerung; Gerhard Doliesen: Polen unter kommunistischer Herrschaft 1944 – 1956; Rudolf von Thadden, Karl Schlögel, Adam Krzemiƒski: Blicke Ost – Blicke West (Wolfgang Schlott) – S. 141-146

Volker Zimmermann: Eine sozialistische Freundschaft im Wandel (Jan Pauer) – S. 146-147

Harald Schultze: Im Kontext verschärfter Angriffe auf die Kirche (Peter Maser) – S. 148-149

Uwe Johnson: »Ich wollte keine Frage ausgelassen haben« (Kai Agthe) – S. 149-150

Anna Seghers: Tage wie Staubsand (Jörg Bernhard Bilke) – S. 150-152

Stephan Scheiper: Innere Sicherheit; Volker Friedrich Drecktrah (Hg.): Die RAF und die Justiz; Johannes Hürter, Gian Enrico Rusconi (Hg.): Die bleiernen Jahre (Armin Pfahl-Traughber) – S. 152-154

Franz Walter: Vom Milieu zum Parteienstaat (Gero Neugebauer) – S. 154-155

Oliver Nüchter, Roland Bieräugel, Wolfgang Glatzer, Alfons Schmid: Der Sozialstaat im Urteil der Bevölkerung (Josef Schmid) – S. 155-157

Annotation – S. 157

Klaus Kordon: Auf der Sonnenseite (Marc-Dietrich Ohse) – S. 157

DIE AUTORINNEN UND AUTOREN DIESES HEFTES – S. 159-160
IMPRESSUM – S. 160

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