Historische Zeitschrift Heft 268/1 · 1999

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Historische Zeitschrift Heft 268/1 · 1999
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Erschienen
München 1999: Oldenbourg Verlag
Erscheint 
6mal jährlich, 3 Hefte ergeben einen Band

 

Kontakt

Andreas Fahrmeir
Institution
Historisches Seminar der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Abteilung
Redaktion Historische Zeitschrift (HZ)
Land
Deutschland
PLZ
60323
Ort
Frankfurt am Main
Straße
Norbert-Wollheim-Platz 1
Von
Jaroschka, Gabriele

Inhaltsverzeichnis

Rubrik: Aufsaetze

W. Roesener: Adelsherrschaft als kulturhistorisches Phaenomen. Paternalismus, Herrschaftssymbolik und Adelskritiks

Der Adel und seine Herrschaftsformen gehoeren zu den wesentlichen Strukturelementen der alteuropaeischen Gesellschaft. Bei der Suche nach den Grundlagen der Adelsherrschaft muessen neben den oekonomischen und verfassungsrechtlichen Komponenten auch die vielfaeltigen Aspekte der kulturellen Hegemonie des Adels mit ihren Herrschaftssymbolen und rituellen Handlungen gesehen werden. Allein aus dieser Perspektive laesst sich verstehen, weshalb sich die Adelsherrschaft mehr als tausend Jahre in der deutschen und europaeischen Geschichte behaupten konnte. Die Herrschaft des Adels war zudem eine Ordnung, die stark von paternalistischen Elementen gepraegt war und die eine eigene Kultur mit vornehmlich symbolischen Ausdrucksformen hervorbrachte. In diesem Bereich der Kulturgeschichte des Adels und seiner Lebensformen stellen sich noch viele Forschungsaufgaben.

G. Schuck: Theorien moderner Vergesellschaftung in den historischen Wissenschaften um 1900. Zum Entstehungszusammenhang des Sozialdisziplinierungskonzeptes im Kontext der Krisenerfahrungen der Moderne.

Die geistesgeschichtlichen Wurzeln des Oestreichschen Sozialdisziplinierungskonzeptes lassen sich auf den Kontext der von der Erfahrung des in die Krise geratenen Modernisierungsprozesses ausgehenden Kulturdebatte um 1900 zurueckfuehren, deren Kernproblem in der Frage lag, wie unter den Bedingungen der Moderne Vergesellschaftung noch moeglich sei. 'Disziplinierung' wurde dabei - unter anderem in Anknuepfung an Nietzsche - als eine die nicht mehr als tragfaehig erscheinende Sitte der 'Gemeinschaft' (Toennies) ersetzende Form der modernen Vergesellschaftung verstanden, deren Ambivalenz darin bestand, dass sie zugleich als Voraussetzung der gewaltsamen Zurichtung der Menschen und von Subjektivitaet zu verstehen war. In diesem Sinn fusst das Sozialdisziplinierungskonzept - sowohl in seiner durch Max Weber vermittelten modernisierungstheoretischen als auch in seiner durch Otto Hintze vermittelten verfassungsgeschichtlichen Wurzel - auf einem, bei Oestreich freilich in den Hintergrund getretenen, von Skepsis und Krisenbewusstsein ausgehenden, ambivalenten Modernitaetsverstaendnis, das selbst schon den Gegensatz in sich enthaelt, der in der aktuellen Debatte ueber Sozialdisziplinierung als Gegensatz zweier sich strikt gegenueber stehender Positionen erscheint.

M. Spoerer: Profitierten Unternehmen von KZ-Arbeit? Eine kritische Analyse der Literatur.

Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist die haeufig aufgestellte Behauptung, Unternehmen im Dritten Reich haetten von "billiger" KZ-Arbeit ueberdurchschnittlich profitiert. Ein Vergleich der Mietgebuehr fuer Haeftlinge und deren (verstaendlicherweise) geringer Arbeitsproduktivitaet legt jedoch den Schluss nahe, dass KZ-Arbeit fuer die Unternehmen nicht ueberdurchschnittlich profitabel gewesen sein kann. Es ist allerdings zweifelhaft, ob finanziellen Aspekten gegen Kriegsende noch besondere Bedeutung zukam.
Da hinter der Frage nach der Profitabilitaet von KZ-Arbeit zumeist das Ziel steht, das Verhalten des Unternehmens aus normativ-ethischer Perspektive zu bewerten, ist ohnehin die Frage interessanter, ob die Unternehmen erwarteten, von KZ-Arbeit zu profitieren. Dieser Wechsel von der ex-post- zur ex-ante-Perspektive macht aus der Frage noch der Profitabilitaet eine Frage noch der Freiwilligkeit: Wenn ein Unternehmen aus freien Stuecken KZ-Haeftlinge einsetzte, dann muss es erwartet haben, daraus oekonomischen Nutzen zu ziehen, oder es verfolgte ideologische Ziele (fuer oder gegen das Regime).
Mittels eines einfachen entscheidungstheoretischen Instruments wird die Verhandlungssituation des Unternehmens mit den Ruestungsbehoerden modelliert und damit ein analytischer Rahmen fuer eine Auswertung der Literatur geschaffen. Letztlich laesst sich nur ein Fall finden, in dem ein Unternehmen gezwungen wurde, KZ-Haeftlinge einzusetzen; dagegen mehrere Faelle, in denen sich Unternehmen mit Erfolg weigerten. Die ganz ueberwiegende Zahl zeigt jedoch, dass im Normalfall die Unternehmen von sich auf Haeftlinge anforderten und, zumal ideologische Motive nicht erkennbar sind, folglich erwartet haben muessen, von KZ-Arbeit zu profitieren.

A. Cifres: Das historische Archiv der Kongregation fuer die Glaubenslehre in Rom.

Das bislang der Forschung verschlossene, allerdings in den vergangenen Jahren schon schrittweise zugaenglich gemachte und seit Januar 1998 offiziell eroeffnete Archiv der roemischen Glaubenskongregation wird von kompetenter Seite vorgestellt. Da fuer die gegenwaertige Arbeit der Glaubenskongregation - Nachfolgerin des als Sanctum Offizium oder Inquisition bekannten Tribunals - auch historisches Material von Bedeutung ist und etliche der zum Teil bis heute fortgefuehrten Aktenserien in frueheren Jahrhunderten beginnen, ist eine strikte Trennung von Archiv und Registratur nicht moeglich. Fuer die Forschung zugaenglich sind jetzt die Bestaende bis zum Jahr 1903 (Sanctum Offizium) bzw. 1917 (Indexkongregation). Das Archiv hat im Lauf seiner Geschichte grosse Verluste erlitten, naemlich nach dem Tod Papst Pauls IV. (1559), in der napoleonischen Aera, als es nach Paris transferiert worden war, und zur Zeit der roemischen Republik. Bei dem jetzt zugaenglichen Material handelt es sich um einen Anfang des 20. Jahrhunderts pragmatisch neu geordneten Mischbestand. Unversehrt sind dagegen das Archiv der fuer die Buchzensur zustaendigen Indexkongregation und das 1911 nach Rom verbrachte Archiv der Inquisition von Siena.

Rubrik: Neue historische Literatur

A. Brendecke: Fin(s) de siecle und kein Ende. Wege und Irrwege der Betrachtung von Jahrhundertwenden.
P. Blickle: Ordnung schaffen. Alteuropaeische Rechtskultur in der Schweiz. Eine monumentale Edition.
Die Historische Zeitschrift erscheint in 6 Heften pro Jahr (2 Bände). Abonnenten der HZ erhalten Beihefte und die Sonderhefte der HZ sowie die Historische Bibliographie zum ca. 20% ermäßigten Preis.

Die Historische Zeitschrift ist durch die Gesamtregister 1859-1992 bestens erschlossen. Die Jahrgänge 1990-1995 sind auch auf CD-ROM verfügbar und werden jährlich um den neuesten Jahrgang der HISTORISCHEN BIBLIOGRAPHIE ergänzt (Preis im Abonnement: ca. DM 78,-).

Die Historische Zeitschrift erscheint im Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember. Je 3 Hefte ergeben einen Band.

Jahresabonnement 1998 (2 Bände): DM 486,- Jahresabonnement 1998 für Studenten und Mitglieder von Historikerverbänden: DM 243,- Einzelheft: DM 98,- zzgl. Versandspesen

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