Vor der Stabsübergabe an Russlands Staatsspitze analysieren die Autoren eines Russland-Schwerpunkts das Erbe der Putin-Ära. Der Soziologe Lev Gudkov entwirft eine Theorie des Posttotalitarismus und zeigt, dass in Russland nach dem Zerfall jeglichen gesellschaftlichen Zusammenhalts der autoritäre Staat als einzige Klammer übriggeblieben ist. Der Staatsapparat konserviert seine Macht durch die systematische Zerstörung der Grundlagen gemeinsamen Handelns. Kaschiert wird dies durch eine diffuse traditionalistische Legitimationsideologie. Alexandra Orloava demonstriert, dass die angebliche Stärkung des Staats unter Putin die endemische Korruption ebensowenig eindämmen konnte wie das Vertrauen auf den Markt unter Jelzin. Svetlana Pogorelskaja beleuchtet dn Konflikt um die Zukunft der Akademie der Wissenschaften. Die Autoren des Ostmitteleuropa-Fokus diagnostizieren eine Krise der Parteien, kritisieren die USA-Fixierung der polnischen Außen- und Sicherheitspolitik und entwerfen ein Bild vom Wandel polnischer und tschechischer Städte.
INHALTSVERZEICHNIS
Lev Gudkov | 3 Staat ohne Gesellschaft Autoritäre Herrschaftstechnologie in Russland
Sonja Margolina | 17 Dialogstörung als Norm Levada & Co. als einsame Rufer in der Wüste
Alexandra V. Orlova | 21 Korruption in Russland Markt und Staat als Gegenmittel?
Svetlana Pogorel’skaja | 35 Gleichschaltung oder Modernisierung? Russlands Akademie der Wissenschaften
Dieter Segert | 49 Parteiendemokratie in der Krise Gründe und Grundlagen in Ostmitteleuropa
Daria W. Dylla | 63 Mehr USA = mehr Sicherheit? Polnische Außenpolitik auf dem Prüfstand
Annegret Haase et al | 77 Städte im demographischen Wandel Perspektivenwechsel für Ostmitteleuropa
Karl-Heinz Kasper | 91 „Bilder von dantesker Kraft. . .“ Russische Literatur in deutschen Übersetzungen