Einst war Ungarn ein Schrittmacher für Demokratie und Freiheit, ein Vorbild für wirtschaftliche Reformen. Heute steckt es in einer tiefen Krise. Nach einem Jahrzehnt hemmungslos populistischer Politik liegt die Wirtschaft danieder, die Verschuldung wächst, das Sozialsystem ist marode, und die Korruption frisst sich tief in die Gesellschaft. Dafür tragen alle Parteien Verantwortung.
Nach seinem Wahlsieg hat jedoch der Fidesz unter Viktor Orbán ein Element institutioneller Machtbeschränkung nach dem anderen beseitigt und Grundlagen der liberalen Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit verletzt.
Zwei Dutzend Autoren nehmen das Land unter die Lupe: die Demontage des liberalen Rechtsstaats und deren Ursachen, die ökonomische Lage und die Wirtschaftspolitik, die Geschichte und die aktuelle Geschichtspolitik, das kulturelle Erbe und der politische Umgang mit diesem. Eins zeigen alle Studien: Will Ungarn aus der Sackgasse herausfinden, muss es sich vom Populismus jeglicher Couleur verabschieden. Und: Ungarns Zukunft liegt in Europa. Wenn die Bürgersich Rechenschaft über die Lage ablegen, hat Ungarn die Chance auf einen Neubeginn.
Der Band hat 432 Seiten, enthält 27 Beiträge, 29 Karten, zwei Dokumente, zwei Chroniken, Wirtschaftsdaten, zahlreiche Abbildungen und 12 Graphiken des Künstlers László Rajk.
INHALT
Editorial Quo vadis, Hungaria 7
Joachim von PuttkamerBlicke auf ein gespaltenes Land Die ungarische Nation und ihre Geschichte 9
POLITIK UND RECHT
László DarvasiDas Land der Lautsprecher 31
Ellen BosUngarn unter Spannung Zur Tektonik des politischen Systems 39
András BozókiAutoritäre Versuchung Die Krise der ungarischen Demokratie 65
Bálint MagyarAutokratie in Aktion Ungarn unter Orbán 89
Krisztina KoenenFeinde, überall Feinde Die Welt, wie sie Viktor Orbán sieht 105
Rudolf Ungváry„Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“ Ungarns gescheiterte Übergänge nach Europa 119
Herbert KüpperMit Mängeln Ungarns neues Grundgesetz 135
Gábor HalmaiHochproblematisch Ungarns neues Grundgesetz 144
Mária VásárhelyiAngriff auf die Pressefreiheit Die Medienpolitik der Fidesz-Regierung 157
Zoltán KiszellyLaboratorium der Politik Ungarns Parteien und ihre Wähler 167
Karin RogalskaWider den „Viktátor“ Ungarn auf der Straße 177
Jürgen Dieringer, Ákos TóthUngarns Europapolitik Geschichte und Befindlichkeiten 185
WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT
Esther KinskyHinterland Oder: punk is not d 205
Sándor RichterIm Würgegriff des Populismus Ungarns Volkswirtschaft 213
András DeákAn der Weggabelung Der Energiesektor in Ungarn 231
Antal ÖrkényDie Untertanen Nationale Identität und Geschichtsbewusstsein 249
Heiko FürstÜber die Grenzen Die ungarische Nation als Konfliktfaktor 255
Kornélia MagyarElend Roma in Ungarn 265
ERINNERUNG UND KULTUR
Zsófia BánDer Sommer unseres Missvergnügens Die negative Befähigung als Ausweg 275
Krisztián Ungváry„Lager und Fahne sind eins“ Fatale Traditionen in Ungarns Erinnerungskultur 281
Balázs AblonczyTrauma, Tabu, Kult Trianon und die Auslandsungarn 303
Ferenc LaczóUngarn und der Holocaust Geschichtspolitik und historische Verantwortung 315
Gerhard SeewannFremde im Spiegel Bilder von Ungarn und Deutschland 335
Dorothea RedepenningEin kosmopolitischer Patriot Franz Liszt und Ungarn 349
László J. GyöriZwischen Romantik und Atonalität Wege der ungarischen Musik im 20. Jh. 373
Attila BombitzGrausam und rätselhaft Zeitgenössische ungarische Literatur 383
András RényiStaatskunst und ihre Abgründe Ein Gespräch über den Geist der Zeit 393
DOKUMENTE
Präambel des Grundgesetzes von Ungarn
Deklaration über die nationale Zusammenarbeit
CHRONIKEN und DATEN
Ungarn unter Orbán Chronik eines Systemumbaus
Ungarns Wirtschaft in Daten
Terror gegen Roma Eine Chronik