Staat und Individuum werden in Russland als Gegensätze begriffen. Der Einzelne wird zur Ausnahme, vor allem der Künstler. Das Heft beleuchtet die Rolle von Musikern und Komponisten in Russland - gestern und heute. Der Komponist Vladimir Tarnopol’skij erinnert an die Zeit kastrierter Kultur, als die Aufführung einer Schütz-Kantate ein oppositioneller Akt war, der Pianist Jascha Nemtsov fragt nach der vergessenen jüdischen Musikszene im Kiew der 1920er und Savenko Svetlana rückt die aktuelle russische Musik in den Blick: Minimal Music, Neoromantik und Neue Einfachheit. Ein Heft, das auf Ungehörtes neugierig macht!
INHALTSVERZEICHNIS
Nikolaj PlotnikovStaat und Individuum Antagonismen der russischen Ideengeschichte 3
Jens SiegertVon der Kontinuität zur Stagnation Instabile Stabilität im autoritären Russland 17
Die Macht der Musik
David FanningOrientierung auf schwierigem Terrain Dorothea Redepennings Geschichte der russischen und der sowjetischen Musik 31
Melanie UnseldOhne Scheuklappen Dorothea Redepennings Geschichte der russischen und der sowjetischen Musik 43
Jascha NemtsovJüdische Musikkultur in der Ukraine Die Musiksektion der Kulturliga 47
Stefan WeissBegegnung in Charlottengrad Die Berliner Musikwelt empfängt das russische Exil 61
Levon Hakobian Tertium daturDie sowjetische Musikavantgarde 1956–1982 77
Vladimir Tarnopol’skij„Nur die Kunst kann uns befreien“ Kerstin Holm im Gespräch mit dem Komponisten 85
Svetlana SavenkoFreiheiten des Klangs Zur Lage der Neuen Musik in Russland 93
Amrei FlechsigRequiem auf die Sowjetunion Alfred Schnittkes Leben mit einem Idioten 109
Leonid LuksIrreführende Parallelen Das autoritäre Russland ist nicht faschistisch 119
Karl-Heinz KasperAuf dem Karussell Russlands neue Schriftsteller und die Literaturpreise 129
Peter OliverLoew „Setzen Sie sich in die erste Reihe!“ Große Vielfalt in der „Deutschen Polenforschung“ 157