Die neue OSTEUROPA „Salto mortale. Politik und Kunst im neuen Osteuropa“ beschäftigt sich mit Kunst und Literatur als Früherkennungssysteme jeder Gesellschaft. Früher als anderswo sind dort die Wellen künftiger politischer Erschütterungen zu verspüren.
Die Autorinnen und Autoren demonstrieren, wie Literatur und Kunst in Russland und Polen gesellschaftliche Entwicklungen vorweggenommen, aufgezeichnet und geprägt haben. Sie zeigen auf, wie antiliberale Subkulturen der 1990er Jahre zum ästhetischen und politischen Mainstream wurden, wie liberales Denken und Kunst mit emanzipatorischem Anspruch an den Rand gedrängt wurden, wie in der Populärkultur Revolution imitiert und die politische Leitidee des Staates ausgedrückt wird: „Globalisierung ohne Verwestlichung“. Es geht um linke Gegenkulturen und rechte Literatur, nationalistischen Hiphop und Konzertverbote im Namen des Jugendschutzes.
Editorial Klavdia SmolaPolitisierung des Formalen 3
Tat’jana VorožejkinaAutokratie oder Perestrojka 2.0 Russlands Ausbruch aus der Pfadabhängigkeit 5
Lena JonsonVon der Peripherie an die Staatsspitze Gegenkulturen im postsowjetischen Russland 21
Maria EngströmRecycling der Gegenkultur Die neue Ästhetik der „Zweiten Welt“ 55
Klavdia SmolaAlternative statt Protest Pragmatische Wende in der russischen Kunst 73
Mark LipovetskyZynismus statt Postmoderne Geschichte eines (kalkulierten) Missverständnisses 91
Evgenij KazakovWider den „Niedergang der Nation“ Die Kampagne gegen Musiker in Russland 107
Maciej UrbanowskiMit Gott und Nation gegen die Katastrophe Rechte Literatur in Polen nach 1989 123
Matthias SchwartzEin Sumpf genannt Wirklichkeit Patriotismus und Gegenkultur im polnischen Hip-Hop 141