Die Autoren des neuen OSTEUROPA-Bandes setzen sich mit der Zerstörung von Mensch und Gesellschaft durch Massengewalt und autoritäre Herrschaft auseinander. Anda Rottenberg geht den Spuren des Traumas nach Holocaust und Zweitem Weltkrieg in den Werken zweier polnischer Künstler sowie des Filmregisseurs Andrzej Wajda nach. Zsófia Bán zeichnet die symbolische Rückeroberung der Geschichte in dem ungarischen Spielfilm „Sauls Sohn“ (2015) und der polnischen Doku-Fiktion „Der Warschauer Aufstand“ (2014) nach. Der Band dokumentiert und analysiert die jüngste Repressionswelle des autoritären Staats gegen die Gesellschaft in Russland und Belarus; im Schwerpunkt „Ende des Liberalismus in Polen“ setzt sich Basil Kerski mit dem illiberalen Geist und der Widerstandskraft der polnischen Gesellschaft auseinander. Drei Beiträge nehmen die Suche der PiS-Regierung nach einem neuen Wirtschafts- und Sozialmodell für Polen unter die Lupe. Ebenfalls im Heft: Identitätsbildung in der Ukraine, Geschichtspolitik in Usbekistan, sowjetische Nuklearkultur.
INHALT
Anda RottenbergAdoleszenz, Krieg, Trauma Szapocznikow, Wajda, Wróblewski 3
Zsófia BánDer rückeroberte Körper Zwei Filme über Geschichte und Authentizität 33
Éva KovácsSexualisierte Gewalt und Trauma Erzählungen einer Jüdin und einer Romni 43
Ende des Liberalismus in Polen
Basil KerskiDer illiberale Geist in einer offenen Gesellschaft Ein Gespräch über polnische Widersprüche 59
Sebastian PłociennikAuswege aus Polens Entwicklungsfalle Marktwirtschaft mit „sichtbarer Hand“ oder Kapitalismus des „starken Staates“ 67
Irena WóycickaPrekäre Verhältnisse Polarisierung auf Polens Arbeitsmarkt 83
Ewa DąbrowskaProblemkredite Die PiS und die Franken-Schulden der Polen 95
Repressionen in Russland und Belarus
Editorial Zerstörung der Gesellschaft 109
Liste der Nichtregierungsorganisationen, die Russland als „ausländische Agenten“ bezeichnet 111
Jens SiegertRusslands Repressionsspirale Der Prozess gegen Valentina Čerevatenko (Frauen des Don) 143
Ingo PetzDie Zukunft kontrollieren Belarus: Ende der unabhängigen Soziologie 151
Konstanze JünglingRusslandpolitik: Mut zur Kritik Lehren aus dem Tschetschenienkrieg 159
Zeitenwende in der Ukraine
Andrij PortnovAusschluss aus dem eigenen Land Der „Donbass“ im Blick ukrainischer Intellektueller 171
Oksana MicheevaSelbstbild im Wandel Die „Volksrepubliken“ Donec’k und Luhansʼk und ihre Kämpfer 185
Jevhen Fedčenko, Viktorija Romanjuk, Marija ŽdanovaGegen Propaganda und Lüge StopFake.org: Prinzipien und Perspektiven 205
Geschichte und Geschichtspolitik
Andreas RennerGlobale Ikone des Kalten Kriegs? Der Atompilz und die sowjetische Nuklearkultur 215
Henning Lautenschläger, Moritz Sorg, Max TreckerSowjetisch in der Form, „usbekisch“ im Inhalt Geschichtspolitik und Musealisierung in Usbekistan 237