Das Themenheft: „Totentanz. Der Erste Weltkrieg im Osten Europas“ beleuchtet auf 424 Seiten den Krieg von 1914-18 in Osteuropa. Jörg Baberowski demonstriert, wie der Krieg Russland zu einer der Geburtsstätten der totalitären Ordnung machte, Marie-Janine Calic weist Christopher Clarks These zurück, Serbien habe in der Eskalationsdynamik, die zum Krieg führte, eine wichtige Rolle gespielt. Herfried Münkler zeigt, wie die kriegsführenden Mächte mit einer Politik der revolutionären Infektion den Gegner zu schwächen suchten.
Der Band beleuchtet Gewalterfahrungen an der Front sowie Flucht und Vertreibung aus eroberten Gebieten, den Untergang der Imperien und die Entstehung neuer Nationalstaaten. Er betrachtet den Krieg im Spiegel der Kunst sowie des Films und analysiert die Rolle der Kirchen. Überblicksstudien – etwa über die Sprengkraft des Selbstbestimmungsrechts der Völker – stehen neben exemplarischen Detailstudien – etwa zum Norden Russlands oder zu den Juden in der russischen Armee.
INHALT
EditorialDer Krieg von gestern und die Krise von heute – 5
Jörg BaberowskiDer Anfang vom Ende Das Zarenreich im Ersten Weltkrieg – 7
Dietrich BeyrauKriegsszenen Erfahrungen an der russischen Westfront – 21
Marie-Janine CalicKriegstreiber Serbien? Die Südslawen und der Erste Weltkrieg: eine Richtigstellung – 43
Andreas Kossert„Und drescht ihr nur die Reußen“ Der Erste Weltkrieg in Ostpreußen – 59
Imperium und Nation
Egbert JahnSprengkraft Selbstbestimmungsrecht Der Erste Weltkrieg als Katalysator für die Nationalstaatsbildung – 73
Włodzimierz Borodziej, Maciej Górny„In der Feuerlinie sind alle gleichberechtigt“ Zur Loyalität der Nationen – 91
Herfried MünklerSpiel mit dem Feuer Die „Politik der revolutionären Infektion“ – 109
Guido HausmannDie Kultur der Niederlage Der Erste Weltkrieg und die Ukraine – 127
Jochen BöhlerEuropas „Wilder Osten“ Gewalterfahrungen in Mitteleuropa 1917–1923 – 141
Ljudmila NovikovaKontinuum der Gewalt Der Norden Russlands 1914–1920 – 157
Oleg BudnickijDienst in der Höhle des Löwen Juden in der russischen Armee im Weltkrieg – 171
Peter GatrellDer Krieg, die Flucht und die Nation Das Flüchtlingsdrama im Zarenreich, 1914–1920 – 185
Tomas BalkelisDemobilisierung, Remobilisierung Paramilitärische Verbände in Litauen 1918–1920 – 197
Stephan LehnstaedtImperiale Ordnungen statt Germanisierung Die Mittelmächte in Kongresspolen, 1915–1918 – 221
Jan KusberWegscheide Krieg Defekte Imperien, defekte Nationalstaaten – 233
Integration durch Religion und Kunst
Martin Schulze WesselReligion, Dynastie und Erster Weltkrieg Zarenreich und Habsburger Monarchie – 247
Alfons BrüningKatastrophe und Epochenwende Die Russische Orthodoxe Kirche im Weltkrieg – 263
Thomas BremerDas Jahrhundert der Kriege Die Orthodoxie, der Krieg und der Friede – 279
Lidia GłuchowskaDer „fremde Krieg“ und der „neue Staat“ Polnische Kunst 1914–1918 – 291
Ada RaevFragmentierte Wahrnehmung Kunst in Russland aus dem Geist des Kriegs – 317
Alexandre SumpfIn Szene gesetzt Der Erste Weltkrieg im sowjetischen Kino – 339
100 Jahre Erster Weltkrieg
Jost DülfferDie geplante Erinnerung Der Historikerboom um den Ersten Weltkrieg – 351
Boris Kolonickij100 Jahre und kein Ende Sowjetische Historiker und der Erste Weltkrieg – 369
Aleksandr GolubevKanonisch ohne Kanon Der Erste Weltkrieg im russischen Schulbuch – 389
Dietrich BeyrauEine „schmutzig-verstörende Berührung“ Eine Studie über den Ersten Weltkrieg im Osten – 405
Bücher und Zeitschriften
Alfred Eisfeld, Guido Hausmann, Dietmar Neutatz, Hg. Besetzt, interniert, deportiert Der Erste Weltkrieg und die deutsche, jüdische, polnische und ukrainische Zivilbevölkerung im östlichen Europa – 413
Oksana C. Nagornaja Drugoj voennyj opyt Rossijskie voennoplennye Pervoj mirovoj vojny v Germanii (1914–1922) – 414
Christian Westerhoff Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg Deutsche Arbeitskräftepolitik im besetzten Polen und Litauen 1914–1918 – 416