In Polen findet der letzte Akt der Unterwerfung der Justiz unter die Exekutive statt. Diesen Befund präsentieren Marta Bucholc und Maciej Komornik im neuen OSTEUROPA-Heft „Das fragile Individuum. Macht und Recht im Osten Europas“. Reinhold Vetter prognostiziert schärfere Konflikte in Polen und mit Brüssel. Angesichts der Konjunktur nationalistischer, autoritärer und illiberaler Regime fordert Adam Michnik nachdrücklich, das Recht, die Freiheit und die Offene Gesellschaft zu verteidigen. Und Karl Schlögel beschwört in einem Rückblick auf das vergangene Jubiläumsjahr noch einmal das Wunder von 1989, das lange vor der Perestrojka mit dem Mut einzelner Dissidenten begonnen hatte. Einem dieser Dissidenten, György Konrad (1933–2019), ist die Hälfte des Hefts gewidmet: Erinnerungen an diesen Agenten der Menschlichkeit stehen neben Analysen seines ideengeschichtlichen Kosmos, seines literarischen Werkes und seiner politischen Essayistik.
Karl Schlögel„Denken ohne Geländer“ Dreißig Jahre nach der Wende 3
Adam MichnikWir müssen kämpfen! 1939, 1989 und die Lehren für heute 15
Marta Bucholc, Maciej KomornikFinaler Akt Die Unterwerfung der polnischen Justiz 23
Reinhold VetterPolnische Polarisierung Nach dem Wahlsieg der Nationalkonservativen 39
Anna Ziębińska-WitekVon Henkern und Helden Geheimdienstmuseen in Ostmitteleuropa 55
Dokumentation Der Fall Jurij Dmitriev 71
Das Jahrhundert schreiben: György Konrád (1933–2019)
Ferenc LaczóLeiser Radikalismus In memoriam György Konrád 77
Terézia MoraEine Liebeserklärung 89
Ulrich SchmidKandor, Kobra, Kalligaro Konráds eigene und fremde Autobiographien 91
Dietrich BeyrauEin europäischer Intellektueller György Konrád und seine Publizistik 111
Hans-Henning PaetzkeAgent der Menschlichkeit György Konrád, Weltbürger aus Berettyóújfalu 139