Adam Michnik hält 20 Jahre nach der Überwindung des Kommunismus ein flammendes Plädoyer für die Verteidigung der Freiheit, György Konrád blickt in sein Tagebuch aus dem Revolutionsjahr, Jáchym Topol erzählt von der nicht nachlassenden Obsession der Geschichte und Karl Schlögel möchte den Karlspreis für europäische Verständigung an ein Busunternehmen verleihen. Das Heft beleuchtet die Rolle der Bürgerrechtler bei der Erosion des Kommunismus, analysiert die Gründe für den friedlichen Verlauf der Revolutionen in Ostmitteleuropa und stellt nach zwei Jahrzehnten der Transformation und Intregration die Ideale des Jahres 1989 auf den Prüfstand. 29 Autoren aus 9 Ländern vergleichen die oft steinigen Pfade zu Demokratie und Marktwirtschaft in Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn, benennen die Schwächen, aus denen der Populismus seine Attraktivität bezieht und zeigen die Grenzen der Verwestlichung auf.
INHALTSVERZEICHNIS
Editorial1989 und der Geist der Zeit 5
VorwortMomentaufnahme 7
Adam MichnikVerteidigung der Freiheit Reflexionen über 1989 9
György KonradOhne Prügel und Waffengetöse Notizen aus der Wende: Dez. ’88–Jan. ’89 19
Petr PithartGeburtsmale Wie die „Revolution“ zum „Umbruch“ verkam 27
Tomas VenclovaDie in der Kälte wohnten Die litauische Dissidenz 1953–1980 41
Geschichte
Karl SchlögelDie Ameisenhändler vom Bahnhof Zoo Geschichte im Abseits und vergessene Europäer 53
Wolfgang EichwedeDon Quichottes Sieg Bürgerrechtler und die Revolutionen von 1989 61
Oldrich TumaDer verschwundene Schatten Der Regimekollaps der ČSSR im Vergleich 85
Andrzej PaczkowskiPolnischer Bürgerkrieg Der unaufhaltsame Abstieg des Kommunismus 97
Gerhard SimonList der Geschichte Perestrojka, Mauerfall und das Ende der UdSSR 119
Fedor LukjanovBlick zurück nach vorn Russland zwischen Geschichte und Globalisierung 133
Jerzy HolzerAbschied von einer Illusion Die Solidarnosc und die konfliktfreie Gesellschaft 151
Jirina SiklovaFreiheit ist nicht maskulin Die tschechische Frauenbewegung vor und nach 1989 167
Edmund Wnuk-LipinskiDer große Wandel Polen auf dem Weg zum „Runden Tisch“ 173
Stefan SamerskiTeufel und Weihwasser Der Papst und die Erosion des Kommunismus 183
Geist
Jachym TopolVon der Irrenanstalt nach Europa Über die Obsession der Geschichte 195
Katharina RaabeDer erlesene Raum Literatur im östlichen Mitteleuropa seit 1989 205
Ales StegerErbarmen! Erbarmen! Herr Professor, Verstehen Sie das Leben? 229
Gemma PörzgenDynamik und Verharren Europäische Öffentlichkeit und ihre Grenzen 237
Christina Links, Katharina Raabe„Literatur, von der wir geträumt hatten!“ Das Buch und die Ambivalenzen von 1989 251
Tomas VenclovaBerlin Drei Gedichte 264
Doris Liebermann„Ich begreife nur den Menschen, der stürzt“ Osteuropäische Einflüsse in Hans-Hendrik Grimmlings Werk 271
Dobrochna DabertDer Umbruch 1989 im polnischen Film 283
Ivaylo DitchevGrenzfälle Eine Gebrauchsanweisung 291
Zeit
Stefan AuerWer hat Angst vor Osteuropa? Nationalismus und EU-Integration nach 1989 311
Kai-Olaf LangRebellion der Ungeduldigen Populismus in Ostmitteleuropa 333
Dorothee Bohle, Bela GreskovitsWirtschaftswunder und Staatsverschuldung Zur politischen Ökonomie Ostmitteleuropas 349
Vladimir HandlVom Sowjetsatelliten zur Westintegration 20 Jahre tschechische Europapolitik: Eine Bilanz 357
Aleksander SmolarDie Mauer in den Köpfen Die Erinnerungskultur spaltet Europa 369
Robert BrierGroße Linien Zur Historisierung des Wandels um 1989 381