Das Themenheft "Das Enzym der Freiheit 1968 und das halbierte Bewusstsein" schließt die Erinnerungslücke im von den Ereignissen in Berlin/West, Frankfurt und Paris vor 40 Jahren geprägten Erinnerungsjahr '68. Denn in Prag, Bratislava, Warschau, Bukarest, Belgrad und Moskau brachte das Enzym der Freiheit die Gesellschaften zum Gären. Auch wenn dann die alten Verhältnisse für weitere 20 Jahre eingefroren wurden: 1968 wurde der Grundstein für den Umbruch 1989 und die heutige europäische Ordnung gelegt. Wie diese ausostmitteleuropäischer Sicht heute aussieht, analysieren außerhalb des 68'er-Schwerpunkts zwei tschechische Autorenteams.
INHALTSVERZEICHNIS
Editorial Das halbierte Bewusstsein S. 3
Gerd KoenenVon 1968 nach 1989 und zurück Osteuropa und die westdeutsche Neue Linke S. 5
Christoph Kleßmann1968 in Ost und West Historisierung einer umstrittenen Zäsur S. 17
Jan Pauer1968 in der Tschechoslowakei Aufbruch und zweimaliges Begräbnis S. 31
Aleksandr DanielGeburt der Menschenrechtsbewegung Das Jahr 1968 in der UdSSR S. 47
Lev GudkovPosttotalitäre Amnesie Der Prager Frühling in Russlands Öffentlicher Meinung S. 57
Elfie SieglGötzendämmerung Der Prager Frühling in neuen Dokumenten S. 67
Hans-Christian PetersenDer polnische März 1968 Nationales Ereignis und transnationale Bewegung S. 71
Richard WagnerKommunismus auf Rumänisch Die enteignete Erinnerung und ihre Parteigänger S. 87
Doris Liebermann „Was soll ich tun“ Jürgen Fuchs, 1968 und das östliche Europa S. 95
Tomás Glanc„Spaziergang ins Blaue“ Die Kultur der tschechischen 1960er Jahre S. 109
Jurij MurasovIm Bann des sprachlichen Idioms Praxisphilosophie und Medientheorie S. 119
Davor BeganovicAnlauf und Sturz Jugoslawische Kultur in den 1960ern S. 129
Außen- und europapolitische Etüden
Petr Drulák et al.Außenpolitik in Ostmitteleuropa Von Universalisten, Atlantikern, Europäern und Souveränisten S. 139
Jan Karlas et al.Prag, die Visegrád-Gruppe und die EU Tschechiens Ziele in der Ratspräsidentschaft S. 153