Blätter für deutsche und internationale Politik 52 (2007), 5

Titel der Ausgabe 
Blätter für deutsche und internationale Politik 52 (2007), 5
Weiterer Titel 

Erschienen
Bonn/Berlin 2007: Blätter Verlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
128 Seiten
Preis
9,- Euro Einzelheft, 75,60 (erm. 58,20) im Jahresabo

 

Kontakt

Institution
Blätter für deutsche und internationale Politik
Land
Deutschland
Ort
Berlin
c/o
Blätter-Redaktion Berlin: Anne Britt Arps, Albrecht von Lucke, Annett Mängel, Steffen Vogel Online-Redaktion: Tessa Penzel Torstraße 178 10115 Berlin Tel. 030/3088 3640 Fax 030/3088 3645
Von
Annett Mängel

Am 3. Mai erscheint die neue Ausgabe der "Blätter" mit Beiträgen von Jürgen Habermas, Richard Sennett,
Ulrich Beck, Regina Römhild, Norman Birnbaum,
Harald Welzer, Chas W. Freeman, Rolf Verleger u.v.a.

Harald Welzer
Wer waren die Nazis?
Günther Oettinger und die gefühlte Geschichte

Wenn Politiker sich über Geschichte äußern, betreiben sie unweigerlich Geschichtspolitik – so auch jüngst der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger. Harald Welzer, Forschungsprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Witten/Herdecke, zeigt auf, wie 60 Jahre nach Ende des Nationalsozialismus historische Fakten und gefühlte Geschichte wieder und immer stärker auseinanderklaffen. Mit dramatischer Konsequenz: Am Ende ist angeblich, wie bei Oettinger, ein Millionenheer von Gegnern hilflos den Zwängen des „NS-Systems“ ausgesetzt gewesen, während die prinzipielle Anfälligkeit für Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit dem Vergessen anheim zu fallen droht.

Jürgen Habermas
Europa: Vision und Votum

Am Beginn der EU stand eine Vision: Nie wieder Krieg zwischen den Nationalstaaten, die sich in zwei Weltkriegen zerfleischt hatten. Am Anfang war „Europa“ also die Antwort auf Probleme, die sich innerhalb Europas stellten. Heute jedoch, so der Sozialphilosoph und „Blätter“-Mitherausgeber Jürgen Habermas, muss Europa den Blick auf Probleme richten, die es von außen herausfordern, um in der globalen multipolaren Spannungslage eine neue Rolle zu spielen. Unter einer Voraussetzung: Zu der Vision Europas muss das Votum seiner Bürgerinnen und Bürger treten.

Ulrich Beck
Tragische Individualisierung

Marginalisierung, Überflüssigkeit, Verwahrlosung – offenbar befindet sich der Einzelne zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einer anomischen Übergangsphase vergleichbar jener zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Ulrich Beck, Diagnostiker der Risikogesellschaft und Professor für Soziologie an der Universität München, fragt nach der Dynamik des Menschen jenseits der großen philosophischen und religiösen Erzählungen vom „autonomen Individuum“. Seine These: Auf dem Weg von der ersten zur zweiten Moderne wird das Individuum mehr und mehr vom reflektierenden zum bloß reflexartig handelnden.

Richard Sennett
Kulturmaterialismus

Richard Sennett, der weltbekannte Soziologe und Träger des diesjährigen Hegelpreises, beschreibt in seiner sehr persönlichen Dankesrede die Entstehung seines Werkes aus zwei Grundfragen: wo Menschen leben und wie sie arbeiten. Daraus erwuchs das große Thema, das ihn, so Sennett, sein ganzes Leben hindurch beschäftigt hat, nämlich die Frage, wie Männer und Frauen zu besseren, kompetenteren Materialisten und Sinnkonstrukteuren ihres Lebens werden können – gegen die Flucht in eine konturlose Subjektivität und den Terror der Intimität.

Chas W. Freeman, Jr.
Empire ohne Diplomatie
Der Niedergang der amerikanischen Politik

Seit 9/11 scheint Amerika beschlossen zu haben, „unsere Verfassung und unsere Freiheiten zu zerstören, um sie zu retten“. So jedenfalls die Einschätzung von Chas W. Freeman, ehem. Stellvertretender US-Verteidigungsminister und US-Botschafter (zuletzt in Saudi-Arabien). Die Regierung Bush setze alles daran, „die Welt mit der Macht unserer Waffen zu beherrschen.“ Stattdessen komme es darauf an, „sie wie in der Vergangenheit durch die machtvolle Wirkung unseres Beispiels oder unserer Argumente zu führen“. Andernfalls werde sich der Niedergang der Vereinigten Staaten unvermindert fortsetzen.

Der Streit um die richtige Solidarität mit Israel
Reaktionen auf Micha Brumlik: Beiträge von Rolf Verleger,
Michal Bodemann und Matthias Jochheim

Mit seinem Beitrag „Antisemitismus unter Juden“ über „Universalismus, Selbsthass oder jüdischen Antisemitismus“ in der Aprilausgabe der „Blätter“ sorgte Micha Brumlik weithin für Aufsehen und löste eine intensive Kontroverse darüber aus, wo die Kritik an der Politik Israels und seiner einflussreichen Lobby aufhört und der Antisemitismus beginnt. Im diesem Heft setzen wir die Debatte mit Beiträgen von Rolf Verleger, ehemaliges Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, Michal Bodemann, Professor für Soziologie an der University Toronto, und Matthias Jochheim, Vorstandsmitglied der Deutschen Sektion der IPPNW, fort, – welche den Positionen Brumliks teilweise heftig widersprechen.

Norman Birnbaum
Israel, oh Israel
Die Kontroverse über die Israel-Lobby in den Vereinigten Staaten

Bereit seit geraumer Zeit wird in den USA eine intensive Debatte über den Einfluss der sogenannten Israel-Lobby geführt. Norman Birnbaum, Professor em. der Georgetown University in Washington D.C. und Mitherausgeber der „Blätter“, analysiert die Fakten und Hintergründe der Kontroverse: Welchen Einfluss besitzt diese Lobby auf die US-Außenpolitik, und wo liegen die Grenzen ihres Einflusses?

Aram Ziai
Migration als Entwicklungshilfe?

„Brain gain“ statt „brain drain“, Migration als Entwicklungsmotor für die ärmeren Herkunftsländer, heißt derzeit das Motto der Entwicklungspolitik. Denn, so die These, durch Rücküberweisungen von Migranten aus den Industriestaaten wächst auch die Wirtschaft des Südens. Aram Ziai, derzeit Gastprofessor für Internationale Entwicklung an der Universität Wien, untersucht die derart gemanagte neue Arbeitsmigration. Sie könnte, so seine Schlussfolgerung, tatsächlich zum Geheimrezept für die neue Form der neoliberalen Entwicklungshilfe werden – allerdings mit Profit vor allem für den Norden.

Regina Römhild
Migranten als Avantgarde?

„Einheit in Vielfalt“ ist die offizielle Maxime des EU-Verfassungs-vertrages. Nationale Unterscheidungen im Inneren garantieren die Vielfalt, die Abgrenzung nach außen die Einheit Europas. Doch welche Rolle spielt die Migration? Regina Römhild, Habilitandin am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Frankfurt am Main, weist nach, wie grenzüberschreitende Bewegungen dem Nationalstaat die Grenzen seiner Kontrollmacht aufzeigen und damit das Ende nationaler Geschlossenheit bedeuten. Damit werden
Migranten zu Vorreitern des Kosmopolitismus.

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Inhaltsverzeichnis

KOMMENTARE UND BERICHTE

Europa: Vision und Votum von Jürgen Habermas S. 517

Dem Morgenrot entgegen? Von Albert Scharenberg S. 520

Studiengebühren contra Föderalismusreform von Regina Viotto S. 525

Kampf um Kurdistan von Andreas Buro S. 529

Russische Nachbarschaftspolitik von Christian Wipperfürth S. 533

Kolumbien: Paramilitärs und Parapolitik von Werner Hörtner S. 537

Venezuela vor dem Chavismus? Von Markus Schultze-Kraft S. 541

Australische Apartheid ohne Ende? Von Volker Böge S. 545

Nachruf
Helmut Ridder 1919 – 2007 von Karl-Heinz Ladeur S. 549

ANALYSEN UND ALTERNATIVEN

Empire ohne Diplomatie. Der Niedergang der amerikanischen Politik von Chas W. Freeman, Jr. S. 551

Wer waren die Nazis? Günther Oettinger und die gefühlte Geschichte von Harald Welzer S. 562

Tragische Individualisierung von Ulrich Beck S. 577

Kulturmaterialismus von Richard Sennett S. 585

Der Streit um die richtige Solidarität mit Israel
Ethnizität als Religionsersatz von Rolf Verleger S. 591
Offener Brief an Micha Brumlik von Michal Bodemann S. 595
Bellizismus als Solidarität? Von Matthias Jochheim S. 597

Israel, oh Israel. Die Kontroverse über die Israel-Lobby in den Vereinigten Staaten von Norman Birnbaum S. 599

Migration als Entwicklungshilfe? Von Aram Ziai S. 610

Migranten als Avantgarde? Von Regina Römhild S. 618

WIRTSCHAFTSINFORMATION
Der neue Sound von Ulrich Dolata S. 625

DOKUMENTE ZUM ZEITGESCHEHEN
Eine gemeinsame Grundlage für Europa. Die „Berliner Erklärung“ zur Zukunft der EU vom 25. März 2007. S. 628

„Der Krieg im Irak ist eine Katastrophe“. Aussage Zbigniew Brzezinskis vor dem US-Senatsausschuss vom 1. Februar 2007 S. 629

633 „Eine Welt frei von Atomwaffen – in Europa anfangen!“ Erklärung der Vereinigung deutscher Wissenschaftler vom 12. April 2007. S. 633

Memorandum 2007 Studie der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik vom April 2007. S. 634

CHRONIK ZUM ZEITGESCHEHEN

Chronik März 2007. S. 637

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