Liebe Leserinnen und Leser,
Die Mai-Ausgabe der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ erscheint am 27. April 2023.
In ihr beschreibt Richard C. Schneider zum 75. Jahrestag der Staatsgründung das unlösbare Dilemma Israels. Katajun Amirpur kritisiert die Geschichtsvergessenheit der iranischen Proteste. Susanne Kaiser warnt vor einem brutalen Backlash gegen die Emanzipation der Frauen. Cédric Wermuth erklärt, warum die Linke bei aller Kritik am Westen die Ukraine unterstützen muss. Frauke Banse analysiert, wie die westliche Entwicklungspolitik den Globalen Süden in eine neue Schuldenspirale treibt. Und Thomas Fuchs plädiert für einen neuen Humanismus der Verkörperung, Lebendigkeit und Ökologie.
Weitere Themen im Mai: Die »Zukunftskoalition«: Bis zur Kenntlichkeit entstellt, Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?, Die unsichtbare Gefahr: Chemikalien für die Ewigkeit, Wälder schützen, Rehe schießen, Wut und Resignation: Griechenland vor der Wahl, Georgische Träume, georgische Realität, Ukraine vor der »Dritten Republik«?, Plattform-Kapitalismus auf Chinesisch, Peru: Vom Tigerstaat zum Polizeistaat u.v.m.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre „Blätter“-Redaktion
https://www.blaetter.de/ausgabe/2023/mai
KURZGEFASST
Richard C. Schneider: Das unlösbare Dilemma. 75 Jahre Israel und die Zukunft der ethnischen Demokratie, S. 47-55
Die radikalen Reformvorhaben der neuen Rechtsregierung von Benjamin Netanjahu treiben derzeit tausende Israelis zu Demonstrationen auf die Straße. Damit befindet sich das Land in einer der schwersten Krisen seiner Geschichte, die sich am 14. Mai zum 75. Mal jährt. Der Journalist Richard C. Schneider beleuchtet Vergangenheit und Gegenwart der israelischen Demokratie und analysiert, warum die Israelis an der ethnischen Basis ihrer Demokratie festhalten werden.
Katajun Amirpur: Die Sehnsucht nach dem Schah. Über die Geschichtsvergessenheit bei den iranischen Protesten, S. 57-63
Bei den Protesten gegen die Islamische Republik ist die iranische Kaiserflagge prominent vertreten. Wie aber kann es sein, dass im Protest gegen die eine Diktatur eine andere verherrlicht wird? Die Islamwissenschaftlerin und „Blätter“-Mitherausgeberin Katajun Amirpur zeigt auf, wie die Despotie des Schahs die Revolution von 1979 begünstigte und warum die Zeit vor dem Umbruch keine Alternative zum Gottesstaat sein kann.
Susanne Kaiser: Das feministische Paradox. Der brutale Backlash gegen die Emanzipation, S. 65-74
Der Hass, den radikale Antifeministen im Netz verbreiten, verweist auf ein Paradox: Wo viele Frauen in Machtpositionen vertreten sind, nehmen Gewalttaten gegen Frauen zu und sind Frauenhäuser maßlos überlastet. Die Journalistin Susanne Kaiser geht diesem scheinbaren Widerspruch auf den Grund und zeigt auf, wie wir zukünftig über Geschlechteridentitäten sprechen sollten, um dieser gefährlichen Entwicklung zu begegnen.
Cédric Wermuth: Gegen den russischen Imperialismus. Warum die Linke die Ukraine unterstützen muss, S. 75-84
Aus Kritik an der globalen Dominanz der USA zögern manche europäische Linke bei der Unterstützung der Ukraine. Das aber ist grundfalsch, argumentiert der Co-Präsident der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, Cédric Wermuth. Denn eine multipolare Weltordnung dürfe nicht um den Preis entstehen, dass dabei autoritäre Kräfte wie Putins Russland gestärkt werden. Die Linke müsse daher ein Handeln in Widersprüchen lernen – und bei aller Kritik am Westen fest an der Seite der Ukraine stehen.
Petro Burkovskiy und Andreas Umland: Auf dem Weg zur »Dritten Republik«? Die Ukraine zwischen Kriegswirtschaft und europäischer Integration, S. 85-92
Russlands verheerender Krieg gegen die Ukraine erweist sich auch als Triebkraft für einen tiefgreifenden Wandel der ukrainischen Gesellschaft. Manche sprechen gar von der Entstehung einer „dritten Republik“. Die Politikwissenschaftler Petro Burkovskiy und Andreas Umland beleuchten, wie der Krieg die ukrainische Innenpolitik prägt – und dabei destruktive wie konstruktive Veränderungen hervorbringt.
Frauke Banse: Die neue Schuldenkrise. Wie die internationale Entwicklungspolitik den Globalen Süden ruiniert, S. 93-99
Spätestens seit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist in Europa ist von einer drohenden neuen Bankenkrise die Rede. Nahezu unbeachtet von der hiesigen Öffentlichkeit bahnt sich im Globalen Süden dagegen schon lange eine tiefgreifende Schuldenkrise an – massiv verstärkt durch Pandemie, Ukrainekrieg und Inflation. Die Politikwissenschaftlerin Frauke Banse erklärt, wie die westliche Entwicklungshilfe diesen Trend befeuert – und warum die marktbasierte Entwicklungsfinanzierung gescheitert ist.
Daniel Fuchs und Christa Wichterich: Essen auf zwei Rädern: Plattform-Kapitalismus auf Chinesisch, S. 103-108
China verfügt über die größte Plattformökonomie der Welt, in der Corona-Pandemie übernahmen Fahrradkuriere einen wichtigen Teil der Lebensmittelversorgung. Jedoch hat dieses Modell enorme Schattenseiten, so der Politikwissenschaftler Daniel Fuchs und die Soziologin Christa Wichterich. In der kaum regulierten Branche sind die Kurierfahrer zunehmend überlastet – und greifen verstärkt zu Arbeitskämpfen.
Thomas Fuchs: Was wird aus dem Menschen? Plädoyer für einen neuen Humanismus, S. 109-122
Wie kann der Mensch dem Allmachts-Ohnmachts-Komplex der atheistischen Moderne entkommen, ohne sich dabei selbst zu opfern, etwa indem er in Maschinen aufgeht? Der Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs stellt dem neodarwinistischen Posthumanismus des Silicon Valley einen zeitgemäßen und lebensbejahenden Humanismus entgegen, der Körperlichkeit, Lebendigkeit und Ökologie in den Mittelpunkt stellt.
Inhaltsverzeichnis
KOMMENTARE
Die »Zukunftskoalition«: Bis zur Kenntlichkeit entstellt von Albrecht von Lucke, S. 5
»Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0? von Rudolf Hickel, S. 9
Die unsichtbare Gefahr: Chemikalien für die Ewigkeit von Heike Holdinghausen, S. 13
Wälder schützen, Rehe schießen von Maike Rademaker, S. 17
Georgische Träume, georgische Realität von Annika Jikhareva, S. 21
Wut und Resignation: Griechenland vor der Wahl von Kaki Bali, S. 25
25 Jahre Belfaster Abkommen: Hält der nordirische Frieden? von Corinna Hauswedell, S. 29
Schottland nach Sturgeon: Humza Yousaf und die gespaltene SNP von Matthias Eickhoff, S. 33
Peru: Vom Tigerstaat zum Polizeistaat von Hildegard Willer, S. 37
DEBATTE
Sorgearbeit ohne Preis: Der blinde Fleck der Ökonomie von Uta Meier-Gräwe, S. 41
AUFGESPIESST
Im Osten nichts Neues: Ein Buch der Wut von David Begrich, S. 100
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
Das unlösbare Dilemma 75 Jahre Israel und die Zukunft der ethnischen Demokratie von Richard C. Schneider, S. 47
Die Sehnsucht nach dem Schah. Über die Geschichtsvergessenheit bei den iranischen Protesten von Katajun Amirpur, S. 57
Das feministische Paradox. Der brutale Backlash gegen die Emanzipation von Susanne Kaiser, S. 65
Gegen den russischen Imperialismus. Warum die Linke die Ukraine unterstützen muss von Cédric Wermuth, S. 75
Auf dem Weg zur »Dritten Republik«? Die Ukraine zwischen Kriegswirtschaft und europäischer Integration von Petro Burkovskiy und Andreas Umland, S. 85
Frauke Banse: Die neue Schuldenkrise. Wie die internationale Entwicklungspolitik den Globalen Süden ruiniert, S. 93
Daniel Fuchs und Christa Wichterich: Essen auf zwei Rädern: Plattform-Kapitalismus auf Chinesisch, S. 103
Thomas Fuchs: Was wird aus dem Menschen? Plädoyer für einen neuen Humanismus, S. 109
BUCH DES MONATS
Staatenlosigkeit: Eine moderne Geschichte von Mira Siegelberg, S. 125
EXTRAS
Kurzgefasst, S. 45
Dokumente, S. 127
Zurückgeblättert, S. 128
Impressum und Autoren, S. 128