Liebe Leserinnen und -Leser,
die Juli-Ausgabe »Blätter« ist erschienen. Mit Beiträgen von: Richard Sennett, Warnfried Dettling, Michael R. Krätke, Rebecca Solnit, Daniela Dahn, Ilse Lenz, Hans-Jürgen Urban, Oliver Nachtwey, Anja Zorob, Klaus Naumann, Johann-Günther König u.v.a.
Zu folgenden Themen: Angela Merkel: Fähnchen im Wind, Europas Weg in einen neuen Autoritarismus, Störfaktor Gaddafi, Der neue Antifeminismus, Fußball als Männerbund, Die neue deutsche Berufsarmee, Die Diktatur des Automobils u.v.m. Alle weiteren Informationen zum Juliheft entnehmen Sie bitte unserer Website www.blaetter.de.
Ilse LenzDer neue Antifeminismus. Der Fall Kachelmann und das Bild vom männlichen Opfer
Der Prozess gegen Jörg Kachelmann ist vorbei, nicht jedoch die durch ihn erzeugte Geschlechterpanik. Ilse Lenz, Professorin für Geschlechterforschung an der Universität Bochum, entlarvt den Vorwurf, es gebe zahlreiche Falschbeschuldigungen der Vergewaltigung, als empirisch völlig unhaltbar. In der realen Welt, so Lenz, ist immer noch in den allermeisten Fällen die Frau und nicht der Mann das hilfebedürftige Opfer.
Jonas GablerFußball als Männerbund. Die Rolle der Frauen in der Fankultur
Mit dem Anpfiff des offiziellen Auftaktspiels zwischen Deutschland und Kanada am 26. Juni hat die Fußball-WM der Frauen endlich das ihr gebührende mediale Interesse erobert. Und dennoch bleibt viel Raum für Widersprüche: Fan-Forscher Jonas Gabler zeichnet ein ambivalentes Bild der Beteiligung und Ausgrenzung von Frauen bei Ultra-Fangruppen.
Klaus NaumannOhne Strategie und Leitbild: Die neue deutsche Berufsarmee
Am 1. Juli endet die Wehrpflicht, und der neue Verteidigungsminister, Thomas de Maizière hat alle Hände voll zu tun, das von seinem Vorgänger angeblich bestellte Haus neu zu ordnen. Blätter -Mitherausgeber Klaus Naumann fragt: Wie soll sie denn aussehen, die neue Einsatz- und Freiwilligenarmee, wenn sich Deutschland über die eigene sicherheitspolitische Rolle in der Welt gar nicht im Klaren ist.
Hans-Jürgen UrbanStabilitätsgewinn durch Demokratieverzicht? Europas Weg in den Autoritarismus
Die drastischen Reaktionen der Nationalstaaten auf die Finanz- und Schuldenkrise haben in der EU ein Stabilitätsregime begründet, das einer harten Grammatik des Autoritären folgt. Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall und Mitherausgeber der Blätter , kritisiert den politischen Umgang mit der wirtschaftlichen Krise als zutiefst undemokratisch. Will Europa der Negativspirale durch Legitimationsverlust entgegenwirken, muss diese Entwicklung dringend korrigiert werden.
Johann-Günther KönigMehr als ein Auto Die Diktatur des Automobils
Alle Straßen nach allen Seiten, nach links und rechts, nach oben und unten, kurz, den ganzen Raum sollten automobile Fahrzeuge beherrschen : Dieses von Carl Benz formulierte Ziel ist im 20. Jahrhundert Wirklichkeit geworden mit verheerenden Folgen. Der Publizist Johann-Günther König demonstriert das Unvermögen der Industrie, das Auto zukünftig lebensverträglicher zu gestalten, und dessen Folge: die Diktatur des Automobils.
Richard SennettAlles furchtbar einfach. Die Krise der Kommunikation im Zeitalter der Ungleichheit
Obwohl der kapitalistischen Wirtschaft nicht die Zusammenarbeit, sondern die Konkurrenz über alles geht, kann kein Unternehmen nur durch aggressiven Wettkampf, ohne Kooperation und Kommunikation, gedeihen. Richard Sennett, Professor für Soziologe und Geschichte an der London School of Economics und an der New York University, illustriert anhand von Beispielen aus der Software-Entwicklung und dem Finanzsektor, warum Kooperation trotz der neuen Kommunikationstechnologien häufig scheitert.
Rebecca SolnitIhr Name war Schweigen, seiner war Macht. Der Fall Strauss-Kahn und die Geschichte des IWF
Was sich im Fall Dominique Strauss-Kahn in einer New Yorker Hotelsuite abgespielt haben soll, spiegele die Politik des Internationalen Währungsfonds wider dies ist die These der US-amerikanischen Publizistin Rebecca Solnit. Denn der feministische Blick auf den Fall zeige: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der neoliberalen Politik des IWF und dem privaten Verhalten seines Direktors: der systematische Übergriff auf Schwächere.
Michal BodemannDer deutsch-amerikanische Bindestrich Eine Lektion in Multikulti aus der Geschichte der USA
Im Gefolge der Sarrazin-Debatte beklagen sich viele Deutsche über die angebliche Integrationsunwilligkeit der Einwanderer. Michal Bodemann, Professor für Soziologie an der University of Toronto, richtet den Blick zurück auf die deutschen Immigranten in den USA um 1900. Dort entdeckt er eine hochgradig geschlossene Parallelgesellschaft mit eigener Sprache, eigenen Vereinen, Schulen, Feiertagen und Weltanschauungen. Wie aber wurde aus dieser Parallelgesellschaft ein weitgehend assimilierter Teil der Mehrheitsgesellschaft?
INHALTSVERZEICHNIS
KOMMENTARE UND BERICHTE
Angela Merkel, Fähnchen im Wind – Warnfried Dettling S. 5
Benzinmultis auf Beutezug – Heinz-J. Bontrup S. 9
Griechenland in Schuldknechtschaft – Michael R. Krätke S. 12
Die liberal-regressive Moderne – Oliver Nachtwey S. 16
Spanische Empörung – Andreas Baumer S. 20
Serbien nach Mladic – Norbert Mappes-Niediek S. 24
Russischer Winter im arabischen Frühling – Wolf Oschlies S. 27
Nordafrikanische Erfolgsgeschichten? – Anja Zorob S. 31
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
Ihr Name war Schweigen, seiner war Macht. Der Fall Strauss-Kahn und die Geschichte des IWF von Rebecca Solnit – S. 44
Der neue Antifeminismus. Der Fall Kachelmann und das Bild vom männlichen Opfer von Ilse Lenz – S. 51
Fußball als Männerbund. Die Rolle der Frauen in der Fankultur von Jonas Gabler – S. 60
Ohne Strategie und Leitbild: Die neue deutsche Berufsarmee von Klaus Naumann – S. 68
Stabilitätsgewinn durch Demokratieverzicht? Europas Weg in den Autoritarismus von Hans-Jürgen Urban – S. 77
Mehr als ein Auto Die Diktatur des Automobils von Johann-Günther König – S. 89
Alles furchtbar einfach. Die Krise der Kommunikation im Zeitalter der Ungleichheit von Richard Sennett – S. 99
Der deutsch-amerikanische Bindestrich Eine Lektion in Multikulti aus der Geschichte der USA Michal Bodemann – S. 111
DEBATTE
Störfaktor Gaddafi – Daniela Dahn S. 35
MEDIENKRITIK
Medienkritik: Spaß und Spannung mit Adolf und Josef – Uli Gellermann S. 40
BUCH DES MONATS
Das 20. Jahrhundert denken – Achim Engelberg S. 121
CHRONIK
Chronik des Monates Mai 2011 – S. 125
DOKUMENTE
Auf unserer Website stellen wir fortlaufend wichtige Dokumente zum aktuellen Zeitgeschehen bereit: www.blaetter.de/archiv/dokumente.
Mit freundlichen Grüßen Ihre "Blätter"-Redaktion