Liebe Leserinnen und Leser,
am 31. Mai erscheint die Juni-Ausgabe der „Blätter“ mit Beiträgen u.a. von James K. Galbraith, Ulrich K. Preuß, Harald Welzer, Heribert Prantl, Thilo Bode, Katja Pink, Oliver Nachtwey.
Thilo Bode und Katja PinkDie Finanzkrise als Demokratiekrise. Der Staat als Dienstleister des Finanzkapitals
Die globale Finanzkrise hat bisher zu keiner stärkeren Regulierung des Finanzsektors geführt, im Gegenteil: Ihre zentrale Ursache – die staatlich abgesegnete Enthaftung der Banken – wurde bislang nicht beseitigt. Thilo Bode, Geschäftsführer von „foodwatch“ und langjähriger Greenpeace-Chef, und die Rechtsanwältin Katja Pink kritisieren die Verquickung von Staat und Wirtschaft. Die Unterordnung der Politik unter die Imperative des Finanzkapitals führe nicht zuletzt auch zu einer Krise der Demokratie.
James K. GalbraithDer große Betrug
Die zentrale Rolle des Betrugs für die Entstehung der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise ist aus der öffentlichen Wahrnehmung längst wieder verschwunden. James K. Galbraith, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of Texas, fordert, die Machenschaften der Banken juristisch aufzuarbeiten. Ansonsten gelte: Nach der Krise ist vor der Krise.
Harald WelzerDie Magie des Wachstums. Warum unsere Kinder es einmal schlechter haben werden
In einer endlichen Welt ist unendliches Wachstum unmöglich. Ein halbes Jahr nach dem Scheitern des Weltklimagipfels in Kopenhagen seziert Harald Welzer, Direktor am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen (KWI), die ungebrochene Dominanz der Wachstumsideologie. Angesichts der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen fordert er ein grundlegendes Umdenken und fragt: Wie soll unsere Gesellschaft der Zukunft aussehen?
Ulrich K. PreußKein Ort, nirgends. Die vergebliche Suche nach der deutschen Leitkultur – Eine Replik auf Josef Isensee
In der März-Ausgabe der „Blätter“ forderte Josef Isensee, die „kulturellen Grundlagen der nationalen Einheit“ Deutschlands zu schützen. Ulrich K. Preuß, Professor für Recht und Politik an der Hertie School of Governance, kritisiert, dass Isensees Thesen ein statisches Kulturverständnis zugrunde liegt. Kollektive Identitäten befänden sich in der bundesrepublikanischen Einwanderergesellschaft vielmehr in stetem Wandel. Mehr noch: Das Grundgesetz schütze ebendiese Möglichkeit kultureller Fortentwicklung.
Heribert PrantlDas tägliche Brot der Demokratie. Was Wissenschaft, Publizistik und Politik miteinander zu tun haben
Die Berufe des Journalisten und des Professors haben heute wenig miteinander zu tun. Das war nicht immer so. In seiner Antrittsvorlesung als Honorarprofessor der Universität Bielefeld zeichnet Heribert Prantl nach, wie eng die beiden Professionen einst verbunden waren und plädiert für eine Wiederannäherung von Wissenschaft und Publizistik, um die Pressefreiheit, „das tägliche Brot der Demokratie“, für die Gegenwart zu sichern.
Oliver NachtweyOskar Lafontaine: Der Unvollendete
Im Zuge der Formierung der Linkspartei kehrte mit Oskar Lafontaine eine der schillerndsten und umstrittensten Persönlichkeiten der Bundesrepublik auf die politische Bühne zurück. Der Politikwissenschaftler Oliver Nachtwey analysiert die Metamorphosen des charismatischen Machtpolitikers, der einst als größte Hoffnung der Sozialdemokratie galt, um dann zu ihrem meistgehassten Konkurrenten zu werden.
Paul Schäfer und Jerry SommerZeit für einen Strategiewechsel. Iran und der Streit um die Atombombe
Während sich die Massenproteste der „grünen Bewegung“ im Iran erstmals jähren, gewinnt der internationale Streit über das iranische Atomprogramm an Schärfe. Der Verteidigungspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Paul Schäfer, und der Mitarbeiter des Bonner Internationalen Konversionszentrums (BICC) Jerry Sommer fordern angesichts der gescheiterten Strategie des Westens den Übergang zu Dialog und Entspannungspolitik.
Dietrich Schulze-MarmelingDie Emanzipation des afrikanischen Fußballs. Von der Kolonialzeit zur WM 2010
Im Zuge der Kolonialisierung exportierten die Europäer mit ihren Soldaten und Siedlern auch ihre einheimischen Sportarten nach Afrika. Der Fußballhistoriker Dietrich Schulze-Marmeling zeigt den langen Weg des afrikanischen Fußballs von seinen kolonialen Ursprüngen bis zur populärsten Sportart der Gegenwart. Dabei zeigt sich: Fußball ist in Afrika längst aus seinem kolonialen Schatten herausgetreten. Die letzte Hürde aber bleibt: nämlich den früheren Kolonialherren den WM-Titel abzujagen.
INHALTSVERZEICHNIS
KOMMENTARE UND BERICHTE
Die Übergangsregierung von Albrecht von Lucke S. 5
Von der Griechenlandkrise zum Euro-Kollaps? Von Sebastian Dullien S. 9
Finanztransaktionssteuer jetzt! Von Rudolf Hickel S. 13
Volkswirtschaftslehre im Dornröschenschlaf von Ralf-M. Marquardt S. 16
Großbritannien nach dem Patt von Heinrich Senfft S. 20
Magyarische Malaise von Dániel Fehér S. 23
Spanien: Ambivalente Abtreibungsnovelle von Kirsten Achtelik S. 26
Bürgerkrieg in Bangkok von Wolfram Schaffar S. 29
Afrikas Achillesferse von Jörg Goldberg S. 33
DEBATTE
Für ein Grundeinkommen, wider die Froschperspektive von Katja Kipping und Ronald Blaschke S. 37
KOLUMNE
Euro-Krise made in USA von William Pfaff S. 41
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
Die Finanzkrise als Demokratiekrise. Der Staat als Dienstleister des Finanzkapitals von Thilo Bode und Katja Pink S. 45
Der große Betrug von James K. Galbraith S. 56
Die Magie des Wachstums. Warum unsere Kinder es einmal schlechter haben werden von Harald Welzer S. 61
Kein Ort, nirgends. Die vergebliche Suche nach der deutschen Leitkultur – Eine Replik auf Josef Isensee von Ulrich K. Preuß S. 67
Das tägliche Brot der Demokratie. Was Wissenschaft, Publizistik und Politik miteinander zu tun haben von Heribert Prantl S. 81
Oskar Lafontaine: Der Unvollendete von Oliver Nachtwey S. 93
Zeit für einen Strategiewechsel. Iran und der Streit um die Atombombe von Paul Schäfer und Jerry Sommer von 104
Die Emanzipation des afrikanischen Fußballs. Von der Kolonialzeit zur WM 2010 von Dietrich Schulze-Marmeling S. 113
BUCH DES MONATS
Brüsseler Lobbyismus-Krake von Pia Eberhardt S. 121
DOKUMENTE ZUM ZEITGESCHEHEN
Appell an die Vernunft. Aufruf der Gruppe „JCall“, veröffentlicht am 3. Mai 2010 S. 124
CHRONIKChronik des Monats April 2010 S. 125
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