Liebe Leserinnen und Leser,
die September-Ausgabe der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ erscheint am 28. August 2015.
Mit Beiträgen u.a. von: Jayati Ghosh, Björn Blaschke, Michael Burawoy, Jean-Claude Michéa, Günter Morsch, Steffen Grimberg, David Harvey, Rudolf Hickel, Andreas Nölke, Christoph Butterwegge, Marei Pelzer, Christa Wichterich, Sarah Lempp und Daniel Leisegang.
Zu folgenden Themen: Der inszenierte Flüchtlings-Notstand, Kampf um die Vorherrschaft im Mittleren Osten, Katastrophenkapitalismus, Instrumentalisierende Erinnerungspolitik, Europäische Identität, Auswege aus der Griechenlandkrise, Die Metamorphose des Liberalismus, Öffentliche Soziologie, Entfremdung der Medien, Landesverratsdebatte um Netzpolitik.org, Solidarität statt Krisenkapitalismus, Erbschaftsteuerreform, 20 Jahre Weltfrauenkonferenz in Peking u.v.m.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre „Blätter“-Redaktion
www.blaetter.de/aktuelle-ausgabe
Jayati Ghosh:Eine andere Welt ist möglich! Vom Krisenkapitalismus zur neuen Solidarität, S. 37-44 Allen Anzeichen nach steuert die Weltwirtschaft auf eine schwere Krise, bestenfalls auf eine Stagnation zu. Die indische Ökonomin Jayati Ghosh plädiert daher für einen radikalen Paradigmenwechsel: Gegen den Krisenkapitalismus hilft eine globale Sozialpolitik, die die Rechte aller Bürger sowie nachhaltiges Wachstum sichert.
Björn Blaschke: The New Middle Beast. Saudi-Arabien vs. Iran: Der Kampf um die Vorherrschaft im Mittleren Osten, S. 45-53 Der Nahe und Mittlere Osten wirkt derzeit wie eine gefährliche Bestie, die von der Leine gelassen wurde. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, analysiert der Journalist Björn Blaschke. Er ist überzeugt: Nur wenn Riad und Teheran zu einer neuen Form der Koexistenz finden, wird es auch ein Ende der Gewalt geben.
Jean-Claude Michéa:Die Metamorphose des Liberalismus. Vom Reich des kleineren Übels zur schönen neuen Welt, S. 54-60 Einst versprach der Liberalismus, den Bürgerkrieg aus der modernen Welt zu verbannen. Doch diese Mäßigung, so der französische Philosoph Jean- Claude Michéa, hat er längst abgelegt. Stattdessen ist der Liberalismus zur Heilslehre verkommen, die den „neuen Menschen“ schaffen will. Dieser merkantilen Dressur, so Michéa, muss sich die Menschheit erwehren.
Rudolf Hickel:Rettet Griechenland!, S. 61-67 Im Austausch für neue Kredite muss Griechenland weiter sparen – und damit den katastrophalen Austeritätskurs fortsetzen. Der »Blätter«-Mitherausgeber und Ökonom Rudolf Hickel warnt, dass spätestens 2018 erneut ein Grexit droht. Da eine grundlegende Alternative derzeit nicht in Sicht sei, sind Kurskorrekturen innerhalb des bestehenden Programms vonnöten.
Andreas Nölke:Abschied vom Euro? Europas Linke nach der Griechenlandkrise, S. 68-76 Die Härte der Eurogruppe gegenüber Athen hat Europas Linke geschockt. Speziell das Auftreten der Bundesregierung sorgte für einhellige Empörung. Aber diese Aufregung gehe am eigentlichen Problem vorbei, argumentiert der Politikwissenschaftler Andreas Nölke. Tatsächlich wurzeln die Zwänge, unter denen Griechenland leidet, im Eurosystem selbst. Der „linke Ausstieg“ aus dem Euro gewinne daher zunehmend an Sympathie.
David Harvey:Katastrophenkapitalismus, Teil III. Für einen revolutionären Humanismus, S. 77-90 Die inneren Widersprüche des Kapitalismus treten immer schärfer hervor. Sein Ende ist dennoch alles andere als zwangsläufig – es muss politisch herbeigeführt werden. Dafür sieht der Globalisierungstheoretiker David Harvey in den jüngsten Protestbewegungen vielversprechende Ansätze. Ihre Forderungen ließen sich am besten im Kampf gegen die Entfremdung bündeln. Dazu aber bedarf es eines neuen säkularen Humanismus’.
Michael Burawoy:Global und lokal: Warum betreiben wir öffentliche Soziologie?, S. 91-102 Die Soziologie gilt als kritische Wissenschaft, die der intellektuellen Intervention verpflichtet ist. Aber gefährdet die Kritik nicht die wissenschaftliche Objektivität? Tatsächlich, so der Soziologe Michael Burawoy, sind Forschung und öffentlicher Streit notwendig aufeinander angewiesen. Nur so kann kritische Wissenschaft in die Gesellschaft hineinwirken.
Steffen Grimberg:Das Ende der Deutungshoheit. Die Vierte Gewalt und die neue Macht der Vielen, S. 103-109 Die Medien haben derzeit eine schlechte Presse: Monotonie, Fehlerhaftigkeit in der Analyse und Beratungsresistenz entfremden sie mehr und mehr von ihrem Publikum, so der Referent für den Grimme-Preis, Steffen Grimberg. Er setzt auf die neue Macht der Vielen und den endgültigen Wandel hin zu einer digitalen Öffentlichkeit.
Günter Morsch:Wider die Instrumentalisierung der Geschichte. Die neue deutsche Erinnerungspolitik seit 1990, S. 111-120 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg naht nicht nur das Ende der Zeitzeugenschaft. Auch die Indienstnahme der Geschichte für gegenwärtige Zwecke erreicht ungekannte Ausmaße. Diese Instrumentalisierung nahm nach der Wiedervereinigung dramatisch zu, so der Historiker und Gedenkstättenleiter Günter Morsch. Er verteidigt demgegenüber eine Erinnerung, die an der Widersprüchlichkeit historischer Prozesse festhält.
Inhaltsverzeichnis
Kommentare und Berichte
Flüchtlinge: Der inszenierte Notstand von Marei Pelzer, S.5
Die verratene Öffentlichkeit von Daniel Leisegang, S.9
Vererbte Privilegien von Christoph Butterwegge, S.13
Erdogans Zweifrontenkrieg von Nuray Atmaca, S. 17
Burundi: Der trügerische Frieden von Bettina Haasen, S.21
Brasilien: Rousseff unter Beschuss von Sarah Lempp, S.25
Debatte
Globale Frauenrechte: Der große Backlash von Christa Wichterich, S.29
Kolumne
Wir, das europäische Volk von Laszlo Bruszt und David Stark, S. 33
Analysen und Alternativen
Kurzgefasst, S. 35
Eine andere Welt ist möglich! Vom Krisenkapitalismus zur neuen Solidarität von Jayati Ghosh, S. 37
The New Middle Beast Saudi-Arabien vs. Iran: Der Kampf um die Vorherrschaft im Mittleren Osten von Björn Blaschke, S. 45
Die Metamorphose des Liberalismus. Vom Reich des kleineren Übels zur schönen neuen Welt von Jean-Claude Michéa, S. 54
Rettet Griechenland! von Rudolf Hickel, S. 61
Abschied vom Euro? Europas Linke nach der Griechenlandkrise von Andreas Nölke, S. 68
Katastrophenkapitalismus, Teil III. Für einen revolutionären Humanismus von David Harvey, S. 77
Global und lokal: Warum betreiben wir öffentliche Soziologie? von Michael Burawoy, S. 91
Das Ende der Deutungshoheit. Die Vierte Gewalt und die neue Macht der Vielen von Steffen Grimberg, S. 103
Wider die Instrumentalisierung der Geschichte. Die neue deutsche Erinnerungspolitik seit 1990 von Günter Morsch, S. 111
Aufgespießt
Die inneren Werte von Annett Mängel, S.110
Buch des Monats
Die Revolution des Füreinander von Michael Brie, S. 121
ExtrasDokumente, S. 124 Chronik des Monats Juli 2015, S. 125 Zurückgeblättert, S. 128 Impressum und Autoren, S. 128