Am 1. Oktober erschien die Oktober-Ausgabe der „Blätter“:
Mit Beiträgen von: Lamya Kaddor, John J. Mearsheimer, Frithjof Schmidt, Bärbel Bohley, Norman Birnbaum, Janna Greve, Otto Köhler, Mathias Lindenau, Frank Deppe, Wolf-Dieter Narr, Heinrich Senfft, Daniel Leisegang, Albrecht von Lucke u.v.a.
Zu folgenden Themen: Muslima in Sarrazinland, Einwanderer als Ware, Brandstifter Sarkozy, Zur Erinnerung an Bärbel Bohley, Sarrazin und die „APO von rechts“, Wikileaks: Macht und Verantwortung, China vs. USA, 100 Jahre Kibbuzbewegung, Brasilien: Lula forever? u.v.m.
Lamya Kaddor Muslima in Sarrazinland
Thilo Sarrazins provozierende Thesen zur geringen Intelligenz und mangelnden Integration muslimischer Einwanderer haben ein gewaltiges gesellschaftliches Echo hervorgerufen. Die Islamwissenschaftlerin und Religionspädagogin Lamya Kaddor kritisiert die massive Stereotypisierung des Islam und der Muslime durch Sarrazin und andere selbst ernannte Islamkritiker. Sie fordert, endlich die pauschale Rede über „die Muslime“ zu beenden und stattdessen eine differenzierte Sicht des Lebens deutscher Muslime zu entwickeln.
Oliver Schmidtke Einwanderer als Ware Wie die Marktlogik Migranten aussortiert
Im dominanten und (vermeintlich) progressiven Verständnis wird Einwanderung vor allem unter dem Gesichtspunkt ihrer Nützlichkeit für die Aufnahmegesellschaft interpretiert. Das aber hat gesellschaftliche Folgekosten. Oliver Schmidtke, Professor für Politikwissenschaft an der University of Victoria in Kanada, zeigt am kanadischen und bundesdeutschen Beispiel, wie eine ökonomisch legitimierte Migrationspolitik zur Grundlage sozialer Exklusion und populistischer Ressentiments werden kann.
Otto Köhler Der Amoklauf der Erika Steinbach Der Bund der Vertriebenen und seine Vergangenheit
Durch ihre jüngsten Äußerungen zur polnischen Mobilmachung 1939 und zum angeblich „schlechten Charakter“ des polnischen Deutschland-Beauftragten Wladislaw Bartoszewski hat sich BdV-Präsidentin Erika Steinbach politisch ins Abseits manövriert. Selbst in der CDU mehrt sich die Kritik an ihren kompromittierenden Thesen. Der Historiker und Journalist Otto Köhler weist jedoch nach, dass es sich bei Steinbachs Äußerungen keineswegs um „neue“ Verfehlungen handelt, sondern dass revisionistische Positionen für den BdV von Beginn an konstitutiv waren.
Eine große Demokratin Zur Erinnerung an Bärbel Bohley
Am 11. September 2010 starb die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley. Aus diesem Anlass würdigt „Blätter“-Mitherausgeber Norman Birnbaum die „Staatsfeindin“ der DDR mit einer persönlichen Erinnerung. Außerdem veröffentlichen wir einen eindrucksvollen Beitrag von Bärbel Bohley selbst, der im März 1990 in den „Blättern“ erschien und auch 20 Jahre nach der Vereinigung durch seine Aktualität besticht.
Armin Paasch Exportschlager Hungerkrise Die europäische Agrarpolitik und ihre Opfer
Während Politik und Ernährungsindustrie die Exporterfolge der deutschen Landwirtschaft feiern, geht das Bauernsterben unvermindert weiter. Denn subventioniert werden nur die exportorientierten Großbetriebe. Der Agrarexperte Armin Paasch zeigt, wie unter dem Vorwand der Hungerbekämpfung in Wirklichkeit die Landwirtschaft auch in den armen Ländern zerstört wird – mit verheerenden Folgen für die dortige Ernährungslage.
John J. Mearsheimer China vs. USA: Der aufziehende Sturm
Verändern das chinesische „Wirtschaftswunder“ und die amerikanische Wirtschaftskrise mittelfristig auch das militärische Kräfteverhältnis im asiatisch-pazifischen Raum? John J. Mearsheimer, Professor für Politikwissenschaft an der University of Chicago, analysiert die geostrategischen Interessen Pekings und Washingtons. Seine kontroverse These: Der Krieg um die Vorherrschaft wird in den kommenden Jahrzehnten unausweichlich sein.
Thomas Greven Partei der Weißen Die Republikaner vor dem Kongresswahlsieg?
Im November wählen die Vereinigten Staaten einen neuen Kongress, und derzeit deutet alles auf einen Erfolg der oppositionellen Republikanischen Partei hin. Der Politikwissenschaftler Thomas Greven fragt nach den Ursachen dieses Wandels. Seine These: Erst die Visions- und Mutlosigkeit der regierenden Demokraten und ihres Präsidenten haben den Wiederaufstieg der selbst ernannten „real Americans“ (Sarah Palin) möglich gemacht.
Mathias Lindenau 100 Jahre Kibbuzbewegung Eine gescheiterte Utopie?
Seit Gründung des ersten Kibbuz im Jahre 1910 haben die „Kibbuzim“ die Sozialutopie einer kommunitären Lebensform zu verwirklichen getrachtet. Mathias Lindenau, Professor für Sozialwissenschaft an der FHS St. Gallen, untersucht die historische Entwicklung der Kibbuzbewegung und fragt nach der ambivalenten Stellung der Kibbuzim im Israel der Gegenwart.
INHALTSVERZEICHNIS
KOMMENTARE UND BERICHTE
Wir sind das Volk – und ihr seid es nicht - Albrecht von Lucke S. 5
Verbrannt in Dessau - Wolf-Dieter Narr und Dirk Vogelskamp S. 9
Brandstifter Sarkozy - Bernard Schmid S. 13
Brasilien: Lula forever? - Janna Greve S. 17
Sudan: Eskalation mit deutscher Hilfe - Maria Oshana und Jan van Aken S. 21
Big Pharma und die WHO - Tine Hanrieder S. 25
NATO auf Jobsuche - Frithjof Schmidt S. 29
DEBATTE
Wikileaks: Macht und Verantwortung – Daniel Leisegang S. 33
STÄNDCHEN
Think Tank. Rainer Rilling zum 65. – Frank Deppe S. 32
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
Muslima in Sarrazinland - Lamya Kaddor S. 41
Einwanderer als Ware. Wie die Marktlogik Migranten aussortiert - Oliver Schmidtke S. 51
Der Amoklauf der Erika Steinbach. Der Bund der Vertriebenen und seine Vergangenheit - Otto Köhler S. 58
Eine große Demokratin. Zur Erinnerung an Bärbel Bohley S. 69
Exportschlager Hungerkrise. Die europäische Agrarpolitik und ihre Opfer. Armin Paasch S. 78
China vs. USA: Der aufziehende Sturm - John J. Mearsheimer S. 87
Partei der Weißen. Die Republikaner vor dem Kongresswahlsieg? - Thomas Greven S. 101
100 Jahre Kibbuzbewegung. Eine gescheiterte Utopie? - Mathias Lindenau S. 107
AUFGESPIESST
Hexenverbrennung – Uli Gellermann S. 38
BUCH DES MONATS
Im Strudel der Erinnerung- Heinrich Senfft S. 117
DOKUMENT
„Unsere Truppen sind der Stahl, aus dem unser Staatsschiff gebaut ist.“ Rede des US-Präsidenten Barack Obama zum Irak-Abzug der US-Truppen vom 31. August 2010