Liebe Leserinnen und Leser,
Am 1. November erscheint die November-Ausgabe der "Blätter":
Mit Beiträgen von: Harald Welzer, Homi K. Bhabha, Elmar Altvater, Michael Hirsch, Dierk Hirschel, Moshe Zimmermann, Dieter Maier, Dorothea Jung, Gerhard Stuby, Valerie Wilms, Tim Engartner u.v.a.
Zu folgenden Themen: Die automobile Republik, Der dritte Ort, Im Schlepptau der Finanzmärkte, Wirtschaftsdemokratie contra Krisenkapitalismus, Die Restauration der Arbeitsgesellschaft, Israel oder Die Angst vor dem Frieden, Bundesdeutsche Außenpolitik gegenüber den Militärdiktaturen in Chile und Argentinien u.v.m.
Weitere Informationen in Kürze auf http://www.blaetter.de.
Harald Welzer Die automobile Republik
Das Automobil ist längst ein Anachronismus. Aber Totgesagte leben bekanntlich länger. Harald Welzer, Publizist und Direktor am Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) in Essen, analysiert, wie der Siegeszug des Autos die gesellschaftlichen Infrastrukturen immer stärker auf die Bedürfnisse der Motorisierung ausgerichtet hat. Dabei zeigt er auch, wie die Ware Auto sich immer mehr von ihrem eigentlichen Gebrauchswert emanzipiert hat und wie sie als Fetischobjekt zum festen, habitualisierten Bestandteil unseres kollektiven mentalen und emotionalen Haushalts werden konnte.
Elmar Altvater Im Schlepptau der Finanzmärkte Wie sich die Politik dem Diktat der Krisenverursacher unterwirft
Zwei Jahre nach Ausbruch der weltweiten Finanzkrise zählen die Staaten ihre Verluste und verteilen die Kosten. Elmar Altvater, Professor für Politische Ökonomie an der Freien Universität Berlin, belegt, wie der Prozess der Umverteilung von unten nach oben durch die Krise noch beschleunigt wird. Seine These: Die gesellschaftliche Verteilung der Kosten der Bankenrettung und die ausbleibende Re-Regulierung der Finanzmärkte bestätigen auf ebenso eindrucksvolle wie erschreckende Weise, wie weitgehend die Krisenverursacher inzwischen die politische Agenda der Staaten bestimmen.
Michael Hirsch Die Restauration der Arbeitsgesellschaft Hartz IV und die Hegemonie der Erwerbsarbeit
Die Bundesregierung begründet die geringe Erhöhung der Hartz-IV- Sätze vor allem mit dem Lohnabstandsgebot und mit der Notwendigkeit, Arbeitslose in Arbeit zu vermitteln. Der Politikwissenschaftler Michael Hirsch hält dem entgegen, dass das Dogma „Mehr Arbeit um jeden Preis“ nicht die Arbeitslosigkeit reduziert, sondern nur die Dominanz der Lohnarbeit konserviert mit massiven Folgen für Erwerbstätige wie Erwerbslose. Der anhaltenden Krise der Erwerbsarbeit müsse dringend, so Hirsch, mit einer radikalen Reform der androzentrischen Arbeitsgesellschaft begegnet werden.
Dierk Hirschel und Thorsten Schulten Wirtschaftsdemokratie contra Krisenkapitalismus Über den notwendigen Kurswechsel der Gewerkschaften
Der Finanzmarktkapitalismus hat die Welt in die Krise geführt. Was muss getan werden, um seine Dominanz zu brechen? Der Ökonom Dierk Hirschel und der Politikwissenschaftler Thorsten Schulten plädieren für eine Wiederbelebung wirtschaftsdemokratischer Konzepte. Denn diese bieten Ansätze für die notwendige Re-Regulierung und Steuerung der Wirtschaft und Raum für den Ausbau eines gemeinwohlorientierten Öffentlichen Sektors.
Homi K. Bhabha Der dritte Ort Fremdheit und Anerkennung in paradoxen Gesellschaften
Zugleich derselbe und der Andere, heimisch und fremd, Staatsbürger und Ausländer zu sein hierin liegt das „Problem des Fremden“. Unter Rückgriff auf Hannah Arendt und Charles Taylor begreift Homi Bhabha, Theoretiker des Postkolonialismus und Professor für englische und amerikanische Literatur und Sprache an der Harvard University, das offene Feld der Andersartigkeit als den Ort, an dem der Kampf um Anerkennung beginnt. Wie aber, fragt Bhabha, konstituiert sich an diesem dritten Ort Handlungsmacht?
Moshe Zimmermann Israel oder Die Angst vor dem Frieden
Der Friedensprozess im Nahen Osten schädigt den Ruf des Begriffs, glaubt Moshe Zimmermann, Professor für Neuere Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, und fragt nach den Gründen für den gegenwärtigen Stillstand. Seine These: Das Narrativ des ewigen Opfers und die mythologische Überhöhung der Wehrhaftigkeit des neuen Juden halten die israelische Gesellschaft in kollektiver Angst gefangen welche von den Hardlinern dazu instrumentalisiert wird, die Möglichkeit eines Ausgleichs mit Palästinensern und Arabern prinzipiell abzustreiten.
Dieter Maier Im Schatten der Souveränität Bundesdeutsche Außenpolitik gegenüber den Militärdiktaturen in Chile und Argentinien
Außenpolitik gegenüber Diktaturen bewegt sich grundsätzlich im Spannungsfeld zwischen der Souveränität der Staaten und dem Universalismus der Menschenrechte. Der Historiker Dieter Maier hat die jüngst freigegebenen Akten des Auswärtigen Amtes aus den 70er Jahren daraufhin untersucht, wie sich die bundesdeutschen Diplomaten gegenüber den Militärdiktaturen in Chile und Argentinien verhalten haben. Dabei zeigt sich: Das damalige Konzept der stillen Diplomatie hat versagt.
INHALTSVERZEICHNIS
KOMMENTARE UND BERICHTE
Die Hartz-IV-Abrechnung – Rudolf Martens S. 5
Stuttgart 21: Zurück in die Zukunft – Tim Engartner S. 9
Politically Incorrect – Die Allianz der Islamhasser – Dorothea Jung S. 13
Zapateros Horrorkatalog – Antonio Brettschneider S. 17
Hugo Chávez und die Bolibourgeosie – Helge Buttgereit S. 20
Tadschikistan vor dem Bürgerkrieg – Behrooz Abdolvand und Michael Liesener S.24
Showdown in Ostasien – Siegfried Knittel S.27
Die Plünderung der Tiefsee – Valerie Wilms S.31
KOLUMNE
Amerika allein zu Haus – William Pfaff S. 34
DEBATTE
Vom Bürgerprotest zur Volkspartei – Claus Leggewie S. 36
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
Die automobile Republik – Harald Welzer S. 43
Im Schlepptau der Finanzmärkte. Wie sich die Politik dem Diktat der Krisenverursacher unterwirft – Elmar Altvater S. 55
Die Restauration der Arbeitsgesellschaft. Hartz IV und die Hegemonie der Erwerbsarbeit – Michael Hirsch S. 67
Wirtschaftsdemokratie contra Krisenkapitalismus. Über den notwendigen Kurswechsel der Gewerkschaften - Dierk Hirschel und Thorsten Schulten S. 75
Der dritte Ort. Fremdheit und Anerkennung in paradoxen Gesellschaften - Homi K. Bhabha S. 83
Israel oder Die Angst vor dem Frieden - Moshe Zimmermann S. 95
Im Schatten der Souveränität. Bundesdeutsche Außenpolitik gegenüber den Militärdiktaturen in Chile und Argentinien - Dieter Maier S. 107
NACHRUF
Sonnenklar. Zum Tode von Hermann Scheer – Ernst Ulrich von Weizäcker S-. 39
AUFGESPIESST
Studium Globale – Albert Scharenberg S. 66
MEDIENKRITIK
Die deutschen Kennedys – Uli Gellermann S. 116
BUCH DES MONATS
Gegen den Strich – Gerhard Stuby S. 117
DOKUMENTE
Chinas Weg in eine freie Gesellschaft – Ein Essay des Friedensnobelpreisträgers 2010, Liu Xiaobo S. 120
Till Eulenspiegel der friedlichen Revolution – Rede von Jens Reich zur Erinnerung an Bärbel Bohley vom 25. September 2010 S. 123
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