Liebe Leserinnen und Leser,
in diesen Tagen erscheint die Dezemberausgabe der "Blätter" mit Beiträgen von: Claus Leggewie, Harald Welzer, Seyla Benhabib, Micha Brumlik, Dieter Deiseroth, Albrecht von Lucke, Annett Mängel, Matthias Machnig, Karsten Rudolph, Joachim Perels u.v.a. zu folgenden Themen: APO 2.0 wider die Klimakrise und der "Kampfeinsatz" am Hindukusch, Propaganda der Ungleichheit und die Neuvermessung der SPD, das "Prinzip Hoffnung" im kosmopolitischen Zeitalter, der deutsche Protestantismus und das Erbe der Bekennenden Kirche u.v.m.
Claus Leggewie und Harald WelzerAPO 2.0 - Für die Revolutionierung des Alltags wider die Klimakrise
Der Klima-Gipfel in Kopenhagen steht vor der Tür, aber bereits jetzt steht fest, dass die Ergebnisse weit hinter den umweltpolitischen Erfordernissen zurückbleiben werden. Claus Leggewie und Harald Welzer vom Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) in Essen fordern angesichts dessen dazu auf, der Umweltzerstörung mit radikalem gesellschaftlichen Engagement zu begegnen. Ansätze für eine "neue APO" sehen sie dabei bereits in der Gegenwart - in neuen Protestformen und im Widerstand gegen die Kultur der Verschwendung. Ihre These: Zur Abwendung der Klimakatastrophe bedarf es einer Revolutionierung des Alltags.
Dieter DeiserothJenseits des Rechts Deutschlands "Kampfeinsatz" am Hindukusch
Die Farce der "Wiederwahl" von Präsident Hamid Karsai hat die Legitimationsprobleme der afghanischen Regierung - und damit auch des internationalen Militäreinsatzes - verdeutlicht. Zugleich spitzt sich die militärische Lage im Land weiter zu; auch die Bundeswehr nimmt zunehmend an Kampfhandlungen teil. Der Richter am Bundesverwaltungsgericht Dieter Deiseroth diskutiert die Verfassungsmäßigkeit des bundesdeutschen Militäreinsatzes im Kontext des "Krieges gegen den Terror" und plädiert angesichts der anstehenden ISAF-Mandatsverlängerung durch den Bundestag für einen neuen Kurs.
Albrecht von LuckePropaganda der Ungleichheit Sarrazin, Sloterdijk und die neue "bürgerliche Koalition"
Was der neuen Regierung ersichtlich fehlt, ist ein geistiger Überbau, eine konsistente Idee ihrer zukünftigen Aufgabe. Gleichzeitig schwingen sich zahlreiche Intellektuelle zu Stichwortgebern der neuen "bürgerlichen Koalition" auf. "Blätter"-Redakteur Albrecht von Lucke analysiert, wie die neuen "Denker der Ungleichheit" eine andere Republik propagieren - und dabei enorme Unterstützung aus der "Mitte" der Gesellschaft und von einflussreichen Medien erhalten. Dabei könnte es sich um den Gründungsdiskurs einer neuen schwarz-gelben Republik handeln, der die alten sozialstaatlichen Parameter grundsätzlich in Frage stellt.
Matthias Machnig und Karsten RudolphDie Neuvermessung der SPD
Der politische Weg in die "Mitte" ist gegenwärtig nicht die Lösung, sondern das Problem der sozialdemokratischen Linken. Unter diesem Signum diskutieren die SPD-Politiker Matthias Machnig und Karsten Rudolph den aktuellen Zustand ihrer Partei nach dem Bundesparteitag Mitte November. Um den grassierenden "Fetisch der Mitte" zu überwinden, bedarf es, so die Autoren, einer neuen Idee des Egalitarismus - und eines "utopischen Überschusses" der Politik.
Seyla BenhabibUtopie und Anti-Utopie Das "Prinzip Hoffnung" im kosmopolitischen Zeitalter
Vor 50 Jahren erschien der dritte Band von Ernst Blochs "Prinzip Hoffnung". Aus diesem Anlass fragt Seyla Benhabib, Professorin für Politikwissenschaft und Philosophie an der Yale University, nach der Aktualität von dessen Sozialutopie. Diese verortet sie insbesondere im gesellschaftlichen Umgang mit Flucht und Migration - an dieser Frage wird sich, so Benhabib, entscheiden, ob wir an dem notwendigen Projekt einer kosmopolitischen Alternative festhalten wollen.
Micha BrumlikDie Überschreitung der Grenzen Ernst Bloch und Seyla Benhabib
In einer Welt, die immer stärker vernetzt ist, aber zugleich die Grenzen immer mehr schließt, steht Grenzüberschreitung auf der Tagesordnung. In diesem Kontext diskutiert der Mitherausgeber der "Blätter" Micha Brumlik die Blochschen Wurzeln im Werk Seyla Benhabibs. Die besondere Leistung der Menschenrechtlerin und Feministin besteht Brumlik zufolge darin, dass sie nicht das abstrakte Subjekt, sondern den wirklichen, immer spezifischen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Theoriebildung stellt.
Joachim PerelsGlaube und Politik Der deutsche Protestantismus und das Erbe der Bekennenden Kirche
Vor 75 Jahren setzte die Bekennende Kirche mit der - von Karl Barth formulierten - theologischen Erklärung von Barmen ein großes Zeichen, das die christliche Existenz mit einem kritischen Auftrag gegenüber den politischen Herrschenden verbindet. Joachim Perels, Professor em. für Politische Wissenschaft an der Universität Hannover, geht dem Widerstand der Bekennenden Kirche gegen den Nationalsozialismus auf den Grund. Dabei fragt er auch nach dem Erbe ihres Engagements in der Bundesrepublik: Wie aktuell ist das christliche Recht auf Widerstand gegen Ungerechtigkeit?
INHALTSVERZEICHNIS
KOMMENTARE UND BERICHTE
Koalition der ökonomischen Unvernunft - Rudolf Hickel S. 5
Schwarz-gelbe Sozialcamouflage - Annett Mängel S. 8
Zwei-Klassen-Protektionismus - Christina Deckwirth und Michael Frein S. 13
Palästinensischer Exodus - Heiko Flottau S. 16
Haager Hängepartien - Wolf Oschlies S. 20
KOLUMNE
Armee mit Ambitionen - William Pfaff S. 24
MEDIENKRITIK
Netzfernsehen made in USA – Hauke Ritz S. 26
DEBATTE
Eliten-Rassismus à la Sarrazin - Gerd Wiegel S. 27
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
APO 2.0. Für die Revolutionierung des Alltags von Claus Leggewie und Harald Welzer S. 33
Jenseits des Rechts. Deutschlands „Kampfeinsatz“ am Hindukusch von Dieter Deiseroth S. 45
Propaganda der Ungleichheit. Sarrazin, Sloterdijk und die neue „bürgerliche Koalition“ von Albrecht von Lucke S. 55
Die Neuvermessung der SPD von Matthias Machnig und Karsten Rudolph S. 64
Utopie und Anti-Utopie. Das „Prinzip Hoffnung“ im kosmopolitischen Zeitalter von Seyla Benhabib S. 75
Die Überschreitung der Grenzen. Ernst Bloch und Seyla Benhabib von Micha Brumlik S. 87
Glaube und Politik. Der deutsche Protestantismus und das Erbe der Bekennenden Kirche von Joachim Perels S. 95
BUCH DES MONATS
Schwarzes Meer - Nachdenken über eine Grenzregion - Achim Engelberg S. 106
CHRONIKChronik des Monats Oktober 2009 S. 109
JAHRESREGISTER 2009
Heftbestellung http://www.blaetter.de/bestellung.php?poi=3&heft=12/20092009
Abobestellung http://www.blaetter.de/aktion.php
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Mit freundlichen Grüßen Ihre "Blätter"-Redaktion