Liebe Leserinnen und Leser,
die Januar-Ausgabe der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ erscheint am 21. Dezember 2018.
In dieser warnt der Umweltaktivist Bill McKibben vor den dramatischen Folgen der Erderwärmung – einem für den Menschen zunehmend unbewohnbar werdenden Planeten. Der ORF-Journalist Armin Wolf analysiert, wie Fake News und autoritäre Regierungen den aufklärerischen Journalismus bedrohen. Der Journalist Paul Simon zeigt, wie die Ukraine fünf Jahre nach dem Euromaidan von einem Patronagesystem beherrscht wird. »Blätter«-Redakteur Steffen Vogel skizziert das Ringen um die Zukunft Europas und diagnostiziert eine vierfache Spaltung des Kontinents. Und der stellvertretende Berliner Bürgermeister Klaus Lederer plädiert für eine umfassende Dekolonisierung der deutschen Gesellschaft.
Weitere Themen im Januar: Frauen an der Macht: Die CDU nach Merkel, Working poor: Armut jenseits der Sanktionen, Aufstand der Gelbwesten: Macron im freien Fall?, Mittelamerika: Die Karawane der Hoffnungslosen, Entwicklungspolitik 2.0?, Russisch-türkisches Dilemma, Israel: Die politische Theologie der Wiedergeburt, Die verlockende Utopie der Gene, Wie viel Blut klebt an der Kunst? u.v.m.
Mit freundlichen Grüßen, Ihre „Blätter“-Redaktion
www.blaetter.de/aktuelle-ausgabe
Kurzgefasst
Bill McKibben: Der schrumpfende Planet, S. 49–56Alle reden über den Klimawandel. Dennoch vergegenwärtigen wir uns nur selten dessen bereits sichtbare Folgen, so der Umweltaktivist Bill McKibben. Dabei bieten die Temperaturrekorde des Sommers 2018 nur einen Vorgeschmack auf das, was uns noch bevorsteht: Steigende Meeresspiegel, Hitzezonen und wachsende Wüsten drohen die bewohnbaren Regionen des Planeten buchstäblich schrumpfen zu lassen – und zwar rasend schnell.
Sven Hilbig: Entwicklungspolitik 2.0? Der globale Süden und das falsche Versprechen der »digitalen Dividende«, S. 57–64Die Digitalisierung soll Wirtschaftswachstum schaffen und gleichzeitig Ressourcen schonen. Ein Blick über den europäischen Tellerrand entlarvt dies jedoch als Irrglauben, so Sven Hilbig, Referent für Welthandel bei „Brot für die Welt“. Denn im globalen Süden könnte die Digitalisierung zum massiven Verlust von Arbeitsplätzen, neuen Abhängigkeiten von Konzernen sowie einem steigenden Energieverbrauch führen.
Armin Wolf: Zwischen Propaganda und Paywall: Journalismus in der Krise, S. 65–72Aufklärerischer Journalismus ist in diesen Zeiten wichtiger denn je. Doch gerade jetzt wird er massiv bedroht, warnt der ORF-Journalist Armin Wolf. Nicht nur fehlt den Medien eine Strategie, im Internet Geld zu verdienen. Sie werden auch direkt angegriffen: Weltweit untergraben Rechtspopulisten mithilfe von Fake News und Social-Media-Kampagnen das Fundament seriöser Berichterstattung: sorgsam recherchierte Fakten. Dagegen gilt es, den journalistischen Arbeitsethos unbeirrt zu verteidigen.
Steffen Vogel: Festung oder Solidargemeinschaft: Die Europawahl als Lagerkampf, S. 73–80Oft heißt es, bei der kommenden Europawahl komme es zum Kampf zwischen Gegnern und Befürwortern der EU. Doch das ist zu einfach, argumentiert „Blätter“-Redakteur Steffen Vogel. Tatsächlich ringen mit Nationalisten, Konservativen, liberalen Reformern und Linken gleich vier Blöcke um die Zukunft des Kontinents. Aus der zunehmenden Polarisierung gibt es nur einen Ausweg: Die pro-europäischen Parteien und Bewegungen müssen lagerübergreifende Bündnisse für den Ausbau demokratischer Institutionen und für mehr soziale Gerechtigkeit schmieden.
Paul Simon: Poroschenkos Ukraine: Die Wiederkehr des Patronagestaats, S. 81–90Mit dem Euromaidan in Kiew verbanden viele Ukrainer die Hoffnung auf das Ende von Korruption und Oligarchenherrschaft. Doch fünf Jahre später ist vom demokratischen Aufbruch wenig geblieben, bilanziert der Journalist Paul Simon. Das Land leidet nach wie vor unter einem komplexen Patronagesystem aus informellen Seilschaften. Vor der Präsidentschaftswahl im März ist die begonnene Demokratisierung in Gefahr.
Andreas Heinemann-Grüder: Das Ende der Illusionen: Wie weiter mit Russland und der Türkei?, S. 91–99Mit dem möglichen Nato-Beitritt Russlands und der angestrebten EU-Mitgliedschaft der Türkei schien kurzfristig eine Öffnung und weitere Demokratisierung dieser Länder möglich. Derzeit gerieren sich beide Regime jedoch zunehmend autoritär. Daher plädiert der Politikwissenschaftler Andreas Heinemann-Grüder für einen grundlegenden Kurswechsel der bundesdeutschen Außenpolitik. Mehr Konsistenz, klare rote Linien sowie kommunikative Konfliktprävention sind aus seiner Sicht dringend geboten.
Micha Brumlik: Israel oder: Die politische Theologie der Wiedergeburt, S. 100–110Auch 70 Jahre nach der Gründung Israels wird über eine jüdische Staatlichkeit noch immer kontrovers diskutiert. Grund dafür sind nicht zuletzt die theologischen Motive, die den gesamten Nahostkonflikt unverhältnismäßig stark aufladen, so der „Blätter“-Mitherausgeber Micha Brumlik. Umso wichtiger aber sei es, den Konflikt im globalen Kontext zu sehen – und eine aufklärerische Haltung im Sinne der Menschenrechte einzunehmen.
Klaus Lederer: Wie viel Blut klebt an der Kunst? Von der Dekolonisierung der Museen zur Dekolonisierung der Politik, S. 111–119In der öffentlichen Debatte spielt das deutsche Kolonialreich meist nur eine Nebenrolle. Doch finden sich in deutschen Museen riesige Sammlungen an geraubten Kulturgütern der ehemaligen Kolonien. Klaus Lederer, stellvertretender Bürgermeister von Berlin, plädiert daher für eine dekoloniale Transformation der Gesellschaft und die umfassende Rückgabe von Kulturgütern an die vormals kolonisierten Länder. Dafür aber müssten die heutigen politischen Entscheidungsträger zunächst eines tun: die Verbrechen der deutschen Kolonialherrschaft ohne wenn und aber anerkennen.
Inhaltsverzeichnis
KOMMENTARE UND BERICHTE
Frauen an der Macht: Die CDU nach Merkel von Albrecht von Lucke, S. 5
Working poor: Armut jenseits der Sanktionen von Ulrich Schneider, S. 9
Die verlockende Utopie der Gene von Ullrich Bauer, S. 13
Deutsche Präferenz: Profit statt Menschenrechte von Armin Paasch, S.17
Aufstand der Gelbwesten: Macron im freien Fall? von Miguel de la Riva, S. 21
Polens PiS: Erfolgsrezept Nationalismus von Jens Becker, S. 25
Mittelamerika: Die Karawane der Hoffnungslosen von Kathrin Zeiske, S. 29
Sri Lanka: Der groteske Putsch von Sowmya Maheswaran, S. 33
DEBATTE
Forderung ohne Fakten: Zwei Prozent für die Nato? von Hellmut Hoffmann, S.37
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
Der schrumpfende Planet von Bill McKibben, S. 49
Entwicklungspolitik 2.0? Der globale Süden und das falsche Versprechen der »digitalen Dividende« von Sven Hilbig, S. 57
Zwischen Propaganda und Paywall: Journalismus in der Krise von Armin Wolf, S. 65
Festung oder Solidargemeinschaft: Die Europawahl als Lagerkampf von Steffen Vogel, S. 73
Poroschenkos Ukraine: Die Wiederkehr des Patronagestaats von Paul Simon, S. 81
Das Ende der Illusionen: Wie weiter mit Russland und der Türkei? von Andreas Heinemann-Grüder, S. 91
Israel oder: Die politische Theologie der Wiedergeburt von Micha Brumlik, S. 100
Wie viel Blut klebt an der Kunst? Von der Dekolonisierung der Museen zur Dekolonisierung der Politik von Klaus Lederer, S. 111
IN EIGENER SACHE
»Ausgezeichnet« Laudatio zum Otto-Brenner-Preis »Spezial« von Heribert Prantl, S. 42
SCHLAGLICHT
Grundeinkommen: Kohle für alle von Gerd Grözinger, S. 45
AUFGESPIESST
Heiliges Merzle! von Jan Kursko, S. 120
BUCH DES MONATS
Tiefenbohrung in die deutsche Gesellschaft von Heike Kleffner, S. 121
EXTRAS
Kurzgefasst, S. 47
Dokumente, S. 124
Chronik des Monats September 2018, S. 125
Zurückgeblättert, S. 128
Impressum und Autoren, S. 128