Die „Blätter“ im Dezember 2007:
Jürgen Habermas:Die öffentliche Stimme der Religion Säkularer Staat und Glaubenspluralismus
Kopftuch und Karikaturenstreit, Integrationskonferenz und die Höhe der Minarette – die Frage nach der Rolle des Islam in Deutschland bestimmt die politische Diskussion in Deutschland. Tatsächlich geht es jedoch um weit mehr, nämlich um die Rolle von Kirchen und Religionsgemeinschaften in der politischen Öffentlichkeit. Der Sozialphilosoph und "Blätter"-Herausgeber Jürgen Habermas beharrt in seinem Beitrag auf den entscheidenden Errungenschaften der Trennung von Kirche und Staat – und betont gleichzeitig die Rolle der Religion bei der notwendigen Sensibilisierung der Gesellschaft, etwa bei bioethischen Fragen.
Gian Enrico Rusconi:Die Prekäre Laizität: Die "Religion der Italiener"
Zwar signalisiert Italien in seiner Verfassung strikte religiöse Neutralität, doch der Einfluss der katholischen Kirche auf die italienische Politik ist immens und wächst kontinuierlich. Der Turiner Politikwissenschaftler Gian Enrico Rusconi analysiert diese spezifische "Religion der Italiener", nämlich das vielschichtige Wechselspiel zwischen Politik und Kirche als angeblichem "Bollwerk gegen den Irrationalismus."
Ian Buruma:Gelobt sei, was hart macht Der "Vierte Weltkrieg" des Norman Podhoretz
Viele der intellektuellen Unterstützter von George W. Bush sind inzwischen in der Versenkung verschwunden – nicht so Norman Podhoretz. Der neokonservative Gründervater beweist mit seinem jüngsten Buch "Der Vierte Weltkrieg. Der lange Kampf gegen den Islamofaschismus" ungebrochenen Kampfeswillen. Scharfsinnig porträtiert der Publizist Ian Buruma die gedankliche Welt des Irankrieg-Apologeten, der schon jetzt am Fortbestand seiner politischen Vorstellungen nach Bush jr. arbeitet – als außenpolitischer Berater im Wahlkampfteam des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Rudy Giuliani.
Elmar Altvater und Birgit Mahnkopf:"Global Europe" Der liberale Imperialismus der EU
Die als aggressiv und interessengeleitet wahrgenommene Außenhandelspolitik der USA steht und stand im Mittelpunkt globalisierungskritischer Proteste und Kritik von Seattle bis Heiligendamm. Dagegen wird oftmals das Bild einer außen- wie innenpolitischen "Friedensmacht Europa” beschworen. Die Politikprofessoren Elmar Altvater und Birgit Mahnkopf zeigen jedoch auf, dass die Europäische Union sich von ihren hehren Zielen mehr und mehr abwendet und ihr liberal-imperiales Projekt "Global Europe" verfolgt, ganz nach dem Vorbild des US-amerikanischen "Empire".
DAS NEUE POLEN?
Wolf Oschlies: Wer ist und was will Donald Tusk?
Mathias Wagner: Das Kaczynski-Syndrom
Peter Bender: Deutsch-polnische Empfindlichkeiten
Gerade einmal sechzehn Monate dauerte die gemeinsame Herrschaft der Brüder Kaczynski – und sorgte doch für verblüffende politische Turbulenzen. Unsere Autoren fragen nach der Zukunft polnischer Politik nach der Wahl des neuen Ministerpräsidenten Donald Tusk, beschäftigen sich mit dem Weiterleben der "Kaczynski-Ideologie" und loten die anhaltenden Empfindlichkeiten zwischen Polen und Deutschland aus.
Hermann E. Ott:Was bringt Bali? Die ökologische Revolution als Gebot der Stunde
Soviel "Klima" war nie. Tatsächlich findet der drohende Klimawandel immer größere mediale Beachtung. Doch trotz Kyoto-Protokoll und Friedensnobelpreis liegt eine Lösung des Problems in weiter Ferne. Hermann E. Ott, Leiter des Berliner Büros des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie, veranschaulicht im Vorfeld der entscheidenden Weltklimakonferenz von Bali die revolutionären Notwendigkeiten – wie auch die realpolitischen Schwierigkeiten.
Walter Eberlei:Wirksame Armutsbekämpfung oder heiße Luft? 50 Jahre deutsche Entwicklungszusammenarbeit
50 Jahre deutsche Entwicklungspolitik – Grund zum Feiern oder Anlass zu Katzenjammer angesichts anhaltender Armut, vor allem in Afrika? Professor Walter Eberlei nimmt die aktuelle deutsche Entwicklungspolitik ins Visier und konstatiert eine gewaltige Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Gravierende institutionelle und konzeptionelle Defizite verhindern die erfolgreiche Bekämpfung von Armut und verlangen nach grundlegenden Reformen.
KOMMENTARE UND BERICHTE Die „Normalität“ der Kinderarmut von Christoph Butterwegge S. 1413 Elitäre Exzellenz von Annett Mängel S. 1416 Das Erbe der „Erbgesundheit“ von Rolf Surmann S. 1420 Europas soziale Schlagseite von Erich Röper S. 1423 Sarkozys Sozialisten von Bernard Schmid S. 1427 Faschismus à la Dugin von Andreas Umland S. 1432
MEDIENKRITIK Wollt Ihr den totalen SpaSS? Von Albrecht von Lucke S. 1439
KOLUMNE Pakistanische Krisengeschichte von William Pfaff S. 1436
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN Die öffentliche Stimme der Religion. Säkularer Staat und Glaubenspluralismus von Jürgen Habermas S. 1441 Prekäre Laizität: Die „Religion der Italiener“ von Gian Enrico Rusconi S. 1447 Gelobt sei, was hart macht. Der „Vierte Weltkrieg“ des Norman Podhoretz von Ian Buruma S. 1457 „Global Europe“ Der liberale Imperialismus der EU von Elmar Altvater und Birgit Mahnkopf S. 1471 NEUES POLEN? Wer ist und was will Donald Tusk? Von Wolf Oschlies S. 1487 Das Kaczynski-Syndrom von Mathias Wagner S. 1490 Deutsch-polnische Empfindlichkeiten von Peter Bender S. 1494 Was bringt Bali? Die ökologische Revolution als Gebot der Stunde von Hermann E. Ott S. 1497 Wirksame Armutsbekämpfung oder heiße Luft? 50 Jahre deutsche Entwicklungszusammenarbeit von Walter Eberlei S. 1505
EXTRAS Jahresregister 2007