Am 29. Juni erscheint die Juli-Ausgabe der „Blätter“ mit Beiträgen u.a. von Naomi Wolf, Dieter Senghaas, Elisabeth Beck-Gernsheim, Jutta Roitsch und Romani Rose
Naomi Wolf Ein faschistisches Amerika, in zehn einfachen Schritten
Die USA waren der Vorreiter der westlichen Demokratie - umso abwegiger erscheint es, die seit 9/11 zunehmend restriktiver werdenden Sicherheitsgesetze als Vorboten einer diktatorischen Regierungsform aufzufassen. Die bekannte amerikanische "Third wave"-Feministin und Publizistin Naomi Wolf tut jedoch eben dies. Unter Rekurs auf den italienischen und deutschen Faschismus befürchtet sie, dass derzeit in Amerika der immer gleiche "Masterplan" zur Errichtung einer Diktatur zur Anwendung kommt, und beschreibt die dafür notwendigen "zehn einfachen Schritte".
Hauke Ritz und Otto Wiesmann Peak Oil -- Der globale Krieg ums Öl
In der gegenwärtigen Ökologie-Debatte fristet die Peak Oil-Theorie bisher nur ein Schattendasein. Sie besagt, dass in einem sehr engen Zeitfenster die Ölreserven ihren Gipfel (Peak) erreicht haben und dann rapide zu Ende gehen werden. Der Publizist Hauke Ritz und der Öl-Experte Otto Wiesmann weisen jedoch nach, dass die Öl-Börsen längst auf der Basis dieser Theorie operieren. Peak Oil werde dramatische geopolitische Folgen und eine Phase globaler Verteilungskriege nach sich ziehen.
Dieter Senghaas Abschreckung nach der Abschreckung
Abschreckung durch Hochrüstung bestimmte die Politik des Kalten Krieges. Heute, nach Jahren quantitativer Abrüstung, ist ein neuerliches dramatisches Um- und Aufrüsten im Gange, insbesondere seitens der USA. Der Friedensforscher Prof. Dieter Senghaas beschreibt die neue offensive Nuklearstrategie der militärischen "Hypermacht" als das Phänomen eines amerikanischen "Rüstungsautismus" -- wodurch eine Renaissance der Abschreckung, in neuer Qualität und Größenordnung, bevorsteht.
Dieter Simon Verfassungspatriotismus auf Europäisch
Ob Polen unter den Kaczynskis oder Frankreich unter Sarkozy: Allerorten erlebt Europa das Comeback der Nationen. Was dagegen Not täte, wäre eine größere Identifikation mit dem politischen Projekt der EU und seiner grundrechtlichen Verfasstheit. Dieter Simon, langjähriger Direktor am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main sowie Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, beschreibt in seinem Essay die Genese des bundesrepublikanischen Verfassungspatriotismus nach 1945 und die Notwendigkeit seiner Transformation auf die europäische Ebene.
Bernd Ulrich Für immer abgehängt: Das Ende der sozialen Mobilität
Spätestens seit der SPD-Vorsitzende Kurt Beck im letzten Jahr das Unwort von den "Unterschichten" in den Mund nahm, ist in der Politik endlich das angelangt, was im täglichen Straßenbild längst unübersehbar geworden ist: das Problem eines dauerhaft abgehängten und zudem wachsenden Teils der Gesellschaft. Der Historiker und Publizist Bernd Ulrich geht diesem Phänomen auf den Grund: Er diagnostiziert das Ende der "nivellierten Mittelstandsgesellschaft" der Bonner Republik und prognostiziert, bei gleichbleibender Politik, das Aufziehen neuer Kämpfe zwischen den Klassen.
LEYEN-FEMINISMUS
Elisabeth Beck-Gernsheim Kinder, Krippen und Kulturkampf
Jutta Roitsch Frauenpower und Populismus
In den vergangenen Monaten ist Ursula von der Leyen zum Shootingstar der Union avanciert. Insbesondere ihr Einsatz für den Ausbau der Kinderbetreuung hat der Bundesministerin viel Lob eingebracht - aber auch Kritik. Was ist dran am "Konservativen Feminismus" à la von der Leyen? Das analysieren//Danach fragen Elisabeth Beck-Gernsheim, Professorin für Soziologie an der Universität Erlangen, und Jutta Roitsch, ehemalige Bildungsredakteurin der "Frankfurter Rundschau".
Axel Troost und Martin Mathes Der Angriff auf die Sparkassen
Vor wenigen Tagen wurde die Landesbank Berlin (LBB)/Berliner Sparkasse an den Deutschen Sparkassen- und Giroverband veräußert. Axel Troost, MdB "Die Linke" sowie Mitglied der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, und Martin Mathes, wiss. Mitarbeiter der Bundestagsfraktion "Die Linke", untersuchen in ihrem Beitrag die Hintergründe dieses einzigartigen Vorgangs. Dabei zeigen sie auf, wie die Europäische Kommission und politische Akteure in der Bundesrepublik immer wieder versuchen, den öffentlich-rechtlichen Bankensektor auszuhöhlen und der Privatisierung zuzuführen.
Romani Rose Anhaltende Diskriminierung Die Diskriminierung der Roma und Sinti in Europa
Roma und Sinti sind gegenwärtig die größte Minderheit in Europa. Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, zeigt auf, welchen Formen der Ausgrenzung und Diskriminierung die Angehörigen dieser Minderheit bis heute ausgesetzt sind. Während die rassistische Politik in Ost- und Südosteuropa bis zu ihrer massenhaften Vertreibung im Kosovo reicht, bestehen auch in der Bundesrepublik Praktiken der Gettoisierung und Stigmatisierung unvermindert fort.
2. HEFTBESTELLUNG http://www.blaetter.de/bestellung.php?poi=3&heft=7/20072007
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3. NACH HEILIGENDAMM 2007: DER SOUND DES SACHZWANGS
Mit Beiträgen von Elmar Altvater, Noam Chomsky, Mike Davis, Erhard Eppler, Johan Galtung, Jürgen Habermas, Samuel P. Huntington, Naomi Klein, Birgit Mahnkopf, Saskia Sassen u.a., 272 Seiten.
Kein Thema ist in den letzten Jahren so heiß umkämpft wie das der Globalisierung. Und es ist eine Auseinandersetzung ums Ganze: Wohin führt die Globalisierung, wie kann sie gesteuert werden? Brauchen wir "mehr Markt" oder eine Re-Regulierung der Weltwirtschaft? Wie kann ökonomische Entwicklung gestaltet, ökologische Nachhaltigkeit gewährleistet werden? Und, vor allem, was ist politisch geboten: Empire oder Global Governance? Davos oder Porto Alegre?
Der Reader widmet sich sowohl der theoretischen Analyse der Globalisierung als auch der praktischen Suche nach Alternativen. Dabei wird der realgeschichtlichen Entwicklung keineswegs eine Art "Naturwüchsigkeit" unterstellt. Im Gegensatz zum herrschenden Mainstream insistieren die hier vertretenen Autoren auf dem eminent politischen Charakter der Globalisierung.
Die Politik der Globalisierung ist niemals bloßer Vollzug vermeintlicher "Sachzwänge", sondern immer Ausdruck gewollter Entscheidungen -- für und gegen bestimmte Konzepte. Bereits das gängige Diktum von der Alternativlosigkeit erweist sich als politische Waffe, die gegen die Suche nach möglichen Alternativen zum Neoliberalismus in Stellung gebracht wird. Alle hier präsentierten Beiträge stammen aus den "Blättern für deutsche und internationale Politik" und bilanzieren die Debatte der letzten Jahre.
"Der Sound des Sachzwangs" -- hier bestellen: http://www.blaetter.de/globalisierung.php
INHALTSVERZEICHNIS
KOMMENTARE UND BERICHTE
Der Ausverkauf politischer Öffentlichkeit von Daniel Leisegang S. 773
Klimaschutz mit EON, RWE & Co.? Von Bärbel Höhn S. 777
Gewerkschaftserfolg ohne Gewähr von Christoph Ehlscheid und Hans-Jürgen Urban S. 780
Wasser als Genderfrage von Christine Bauhardt S. 784
Zapatero im Zangengriff von Andreas Baumer S. 787
Der Kaukasus und das Kosovo-Phantom von Wolf Oschlies S. 791
Al Qaidas Front im Libanon von Markus Bickel S. 795
KOLUMNE NATO-Grab Afghanistan von William Pfaff S. 799
MEDIENKRITIK Standort-TV von Günter Giesenfeld S. 801
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN Ein faschistisches Amerika, in zehn einfachen Schritten von Naomi Wolf S. 803
Verfassungspatriotismus auf Europäisch von Dieter Simon S. 816
Abschreckung nach der Abschreckung von Dieter Senghaas S. 825
Peak Oil: Der globale Krieg ums Öl von Hauke Ritz und Otto Wiesmann S. 837
Für immer abgehängt: Das Ende der sozialen Mobilität von Bernd Ulrich S. 845
Leyen-Feminismus Kinder, Krippen und Kulturkampf von Elisabeth Beck-Gernsheim S. 856 Frauenpower und Populismus von Jutta Roitsch S. 861
Der Angriff auf die Sparkassen von Axel Troost und Martin Mathes S. 867
Anhaltende Ausgrenzung Die Diskriminierung der Roma und Sinti in Europa von Romani Rose S. 878 WIRTSCHAFTSINFORMATION „Doing Business“ mit der Weltbank von Jörg Goldberg S. 885
DOKUMENTE ZUM ZEITGESCHEHEN
„Für eine Anerkennung des Internationalen Gerichtshofs“. Memorandum der Deutschen Sektion der IALANA (Auszug) S. 888
Mit freundlichen Grüßen Ihre "Blätter"-Redaktion