Das jüngste Heft des Mittelweg 36 (6/2008) blickt in diesem Jahrgang ein letztes Mal auf das Jahr 1968 zurück. Die wichtigsten Publikationen zur studentischen Protestbewegung durchmustert der politische Ideenhistoriker Alfons Söllner in der umfangreichen „Literaturbeilage“. Als Seitenstück zu seiner Nachlese präsentiert die Rubrik „Dokumente“ eine bisher unveröffentlichte Fotoserie aus einem Seminar von Jürgen Habermas. Der Frankfurter Philosoph und Soziologe hatte im Wintersemester 1968/69 eine Lehrveranstaltung zu „Problemen einer materialistischen Erkenntnistheorie“ angeboten, die auf lebhafte Resonanz stieß. Den zeithistorischen Kontext leuchtet Wolfgang Kraushaar unter dem Titel "Ein Seminar im Brennspiegel der Ereignisse" aus.
Auch in Jens Hackes Essay "Wir-Gefühle" geht es um die kritische Sozialphilosophie der Frankfurter Schule. Hacke ruft die leidenschaftlich geführten Kontroversen in Erinnerung, die Habermas mit seinen Überlegungen zu Repräsentationsformen kollektiver Identität ausgelöst hat. Ob moderne Gesellschaften eine vernünftige Einheit ihrer selbst herzustellen vermögen, ist jedenfalls keine Frage, die sich angesichts der europäischen Integration von selbst erledigt hätte.
Die internationale Finanzkrise liefert dem Soziologen Ulrich Bröckling gewichtige Gründe dafür, nach der Logik des Regierens zu fragen. Unter der Überschrift "Alle planen, auch die, die nicht planen. Niemand plant, auch die nicht, die planen" zeichnet sein Beitrag die Konturen von Machbarkeitsdebatten nach, die in den 60 und 70iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts geführt wurden. Allzu große Zuversicht in die Handlungsspielräume staatlicher Akteure scheint unangebracht.