Die neue Ausgabe des „Mittelweg 36“ widmet sich dem Werk des Schriftstellers und Essayisten Jean Améry. Amérys Werk neu und wieder zu lesen bringt sowohl die offensichtlichen Themen des politischen Intellektuellen und homme engagé, aber auch die unbekannteren Facetten seines Wirkens zutage.
Ulrich Bielefelds Beitrag „Es ist“ kontextuiert Amérys Positionen zum Thema Gewalt und Zugehörigkeit und beschreibt im gleichen Atemzug sein Verhältnis zur Musik. Dan Diner macht in seiner Lektüre von Amérys „Tortur“ eine „verschobene Erinnerung“ vom Nationalsozialismus hin zum Kolonialismus aus. Nicolas Berg zeichnet eine Merkur-Debatte zwischen Jean Améry und Hans Egon Holthusen in den 1960er Jahren nach und Jan Philipp Reemtsma widmet sich Amérys letztem Werk „Monsieur Bovary“.
In der Beilage dokumentieren wir die fünften „Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte“, die sich mit der intellektuellen Hinterlassenschaft des im Jahr 2010 verstorbenen Historikers und Schriftstellers Tony Judt befassten: Michael Ignatieff hinterfragt die „Prämissen einer fortschrittlichen Politik in schwierigen Zeiten“, Carl Tham skizziert die Position Tony Judts zur Sozialdemokratie, und Martin H. Geyer fragt, inwieweit Tony Judts viel diskutiertes Buch „Ill Fares the Land“ das Ende des sozialdemokratischen Konsenses konstatiert.
In der Protest-Chronik beschreibt Wolfgang Kraushaar, wie eine Hungerstreik-Aktion von Mitgliedern der Conföderation Iranischer Studenten gegen das Schah-Regime im Dezember 1970 durch die tatkräftige Unterstützung Karl Gerolds, dem damaligen Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, Erfolg zeitigen konnte.
Leseproben und Abstracts zum Heft finden Sie auf unserer Website
http://www.mittelweg36.de