Die Historiografie hat die Populärkultur der 1970er-Jahre für sich entdeckt: also nicht nur Ölkrise, sondern auch Kraftwerk, nicht nur RAF, sondern auch Fehmarn. Noch vor zwanzig Jahren hieß es über die Dekade: „Ihre ersten fünf Jahre verbrachte man damit, die Folgen der Sechziger abzuschütteln, und die letzten fünf mit der Frage, wie wohl die Achtziger werden würden“; doch dieser Satz hat längst keine Gültigkeit mehr.
Wahrscheinlich sind die 1970er-Jahre tatsächlich das erste Jahrzehnt unserer Gegenwart. Im diesjährigen Doppelheft des Mittelweg 36 können Sie nachlesen, was die Historisierung aus ihm macht.
Darüber, wer wann wie und warum der Popmusik huldigte, gibt Detlef Siegfried Auskunft, während Wolfgang Kraushaar im Interview den Good Vibrations der Protestbewegung nachspürt. Klaus Nathaus hingegen stellt in Die Musik der weißen Männer das
Emanzipationsnarrativ der Popgeschichte in Frage, und Jens-Christian Rabe berichtet von Fliegenden Klassenfeinden und der Geburt der Poptheorie.
Weiter geht es um konkrete Schauplätze der Popkultur – Zum Beispiel Hildesheim, dessen Populäre Orte Stefan Krankenhagen untersucht, aber auch Unterfranken, von wo Joachim Landkammer berichtet. Isabel Richter nimmt Die Osterweiterung des Bewusstseins in den Blick. Wie der Krautrock über den Großen Teich gelangte, erzählt Alexander Simmeth. Und Wolfgang Kraushaars Protest-Chronik setzt dem ersten Rock-gegen-Rechts-Konzert 1979 in Frankfurt am Main ein Denkmal.