Der Mensch ist ein soziales, zur Geselligkeit veranlagtes Tier, das Freundschaften knüpft, Familien bildet und Vereine gründet. Ungeachtet durchaus vorhandener Gemeinsamkeiten untersucht die Soziologie, mit deren Hilfe der Mensch sein geselliges Treiben beobachtet, die vielfältigen Zusammenschlüsse meist je für sich. Das gilt nicht zuletzt für die bislang eher unvermittelt nebeneinander existierenden Stränge der Gruppen- und der Freundschaftssoziologie. Doch was wäre, wenn die Beteiligten auch in diesem Fall gemeinsame Sache machten und ihre Kompetenzen vereinten? Ließen sich auf diese Weise vielleicht neue Einsichten in die Formen unseres Zusammenlebens gewinnen? Und könnte daraus womöglich etwas Neues entstehen?
Zu Beginn des Heftes formulieren Stefan Kühl und Janosch Schobin in ihrer programmatischen Einführung ein „Plädoyer für eine Zusammenführung zweier Forschungsstränge“ und erläutern die Vorteile eines inklusiven Ansatzes, der Freunde und Gruppen nicht länger isoliert voneinander betrachtet. „Von ähnlichen Perspektiven und verpassten Anschlüssen“ der beiden Stränge handelt der Beitrag von Mascha Nolte, die in einem historischen Abriss „Themenfelder und Entwicklungslinien der Gruppen- und Freundschaftssoziologie“ skizziert. Um „Soziologische Unterscheidungen“ und ihren analytischen Mehrwert geht es bei Harry Blatterer, der den Besonderheiten von „Zweierfreundschaften und Freundesgruppen“ nachspürt. Unter dem Titel „Freundschaft Plus“ präsentiert anschließend Madlen Böert Überlegungen „Zur Rolle persönlicher Beziehungen im NSU“. Im Zentrum steht dabei die Frage, welchen Einfluss die Freundschaft der drei Mitglieder auf das Handeln und den Zusammenhalt der rechtsextremen Terrorzelle hatte. Systematische Gedanken über „Gruppen und ihre Aktionen“ formuliert Harms Herbert in „Der Widerspenstigen Zähmung“. Während bei Herbert handlungs- und kommunikationstheoretische Überlegungen im Vordergrund stehen, konzentriert sich Charlotte Renda auf „Funktionen und Folgen emotionaler Stabilisierung von Gruppen“ und nimmt damit vor allem deren komplexes Innenleben in den Blick. Im letzten Beitrag des Themenschwerpunkts beschreibt Felix Maximilian Bathon „Wohngemeinschaften als soziale Ordnungen“ und analysiert das alltägliche Wechselspiel „Zwischen Nähe und Distanz“, in dem sich die Angehörigen immer wieder neu verorten müssen.
Zum Ortstermin heften wir uns an die Fersen von David Schultz, der „Im Supermarkt“ unterwegs ist und bei seinem Gang durch die Regalreihen sowohl die Entstehungsgeschichte des Ortes als auch die Genese des modernen Konsumenten und seiner Verhaltensroutinen Revue passieren lässt.