Der Fiskus steht in dem zweifelhaften Ruf, den Steuerzahlern bei jeder Gelegenheit das Geld aus der Tasche zu ziehen, um die eigenen finanziellen Spielräume zu erweitern. Im globalen Kapitalismus mehren sich jedoch die Möglichkeiten, sich seinem Zugriff zu entziehen. Und je weniger sich die Erosion des Steuerstaates mehr übersehen lässt, desto deutlicher wird uns bewusst, dass die Extraktion von Ressourcen nicht sein erster und einziger Zweck ist. Vielmehr trägt er entscheidend zum Funktionieren des Kapitalismus bei, begrenzt er dessen demokratische Risiken und soziale Nebenwirkungen. Anlass genug für ein neues, soziologisch wie historisch informiertes Nachdenken über „Fiskalregime – eine andere Geschichte des modernen Staates“, wie es Lars Döpking skizziert.
Sebastian Huhnholz spinnt diesen Faden weiter, indem er uns nicht nur daran erinnert, dass „Der Fall des Steuerstaates“ weiterhin aussteht, sondern auch daran, dass die Idee des Steuerstaates einmal aufs Engste mit den Demokratisierungs- und Freiheitsversprechen der bürgerlichen Gesellschaft verknüpft gewesen ist. Zwei Beiträge befassen sich in zeithistorischer Perspektive mit Fragen der Steuergerechtigkeit. Zunächst zeichnet Marc Buggeln in „Keine Aktion Volksbeglückung“ die Debatte um den Spitzensteuersatz in der Bundesrepublik nach und erklärt, was die beharrliche Fixierung auf diesen einen Prozentwert offenlegt und was sie verdeckt. Dass sich „Die politische Ökonomie der Steuergerechtigkeit“ nicht in Problemen der Steuermathematik erschöpft, betont auch Gisela Hürlimann. Im Kern geht es um Forderungen nach einer gleichmäßigen Verteilung gesellschaftlichen Wohlstands auf der einen Seite und die Verteidigung des privaten Eigentums gegen den Zugriff des Staates auf der anderen. Lukas Hakelberg schließlich erläutert, wie die „Jäger des verlorenen Schatzes“ mittels internationaler Abkommen und Kontrollen Steuerhinterziehern immer besser auf die Spur kommen und woran es bei der Bekämpfung von Steuervermeidung noch hapert.
In der Protest-Chronik erinnert Wolfgang Kraushaar an den Bombenanschlag der RAF auf das europäische Hauptquartier der US-Streitkräfte in Heidelberg im Mai 1972 und stellt Fragen nach der Rolle und dem Verbleib einer der Beteiligten.