Sehr geehrte Damen und Herren,
der neue „Mittelweg 36“ (3/2012) ist einem alten, jedoch uneingeschränkt aktuellen Thema des Hamburger Instituts für Sozialforschung gewidmet: Die im Heft versammelten Beiträge thematisieren aus soziologischer und historischer Sicht verschiedene Formen von Gewalt, die aufkommen, wenn sich Imperien oder Staaten ausdehnen. Konkret geht es um exzessive Gewaltpraktiken an den Rändern der sogenannten Zivilisation.
Dierk Walter führt in seinem instruktiven Editorial „Gewalt, Gewaltentgrenzung und die europäische Expansion“ in die Thematik ein und resümiert den gegenwärtigen Stand der Forschung. Wolfgang Knöbl schildert in seinem Aufsatz die gesamte Bandbreite der Phänomene, indem er den Zusammenhang von „Imperialer Herrschaft und Gewalt“ in vergleichender Perspektive beschreibt.
Matthias Häußler und Trutz von Trotha, der Nestor der deutschsprachigen Gewaltsoziologie, steuern mit ihrem Beitrag „Brutalisierung ‚von unten‘“ eine mikrosoziologische Studie bei, die aus neu erschlossenen Quellen die Gewaltdynamik der Kolonialtruppen in Deutsch-Südwestafrika nachzeichnet. Dierk Walter exemplifiziert die Problematik entgrenzter Gewaltpraktiken in seiner Studie „Kein Pardon“ an der überaus aufschlussreichen Beobachtung, dass in Imperialkriegen geregelte Formen einer Kapitulation nicht vorgesehen sind.
In der Literaturbeilage präsentiert Benjamin Ziemann eine detaillierte Würdigung des jüngst erschienenen Bestsellers von Steven Pinker zur Geschichte der Gewalt.
In seiner „Protest-Chronik“ blättert Wolfgang Kraushaar aus gegebenem Anlass die schwedische Frühgeschichte der Piratenpartei auf.
Leseproben und Abstracts finden Sie auf unserer Website: www.mittelweg36.de
Mit freundlichen Grüßen
Nina Hälker