ABSTRACTS (S. 490)
EdiTORIAL (S. 491)
BEITRÄGE
Horst Gies Geschichtsunterricht und nationale Identitätsbildung in der Volksschule des Wilhelminischen Kaiserreichs (S. 492)
Stefan A. Oyen Deutsch-Abituraufsätze der Nachkriegszeit als Quellen im Geschichtsunterricht (S. 510)
Falk Pingel Einigung auf ein Minimum an Gemeinsamkeit Schulbuchrevision in Bosnien und Herzegowina (S. 519)
DISKUSSION
Rainer Bölling Richtlinieninflation im 20. Jahrhundert (S. 534)
INFORMATIONEN NEUE MEDIEN
Sabine Büttner Eintritt in die Blogosphäre (S. 540)
LITERATURBERICHT
Martin Kintzinger Spätes Mittelalter (einschließlich Allgemeines Mittelalter), Teil III (S. 542)
NACHRICHTEN (S. 551)
AUS DEM VERBAND DER GESCHICHTSLEHRER
Der Mauerbau im DDR-Unterricht Hintergründe einer didaktischen DVD (S. 557)
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Abstracts Heft 9/2006
Horst Gies Geschichtsunterricht und nationale Identitätsbildung in der Volksschule des Wilhelminischen Kaiserreichs GWU 57, 2006, H. 9, S. 492–509
1872 wurde Geschichte als eigenständiges Unterrichtsfach in den Volksschulen Preußens eingeführt. Die anderen Länder und freien Reichsstädte des gerade begründeten deutschen Kaiserreiches folgten diesem Vorbild. Der Aufsatz geht der Frage nach, inwieweit das neue Schulfach zur Bildung einer reichsweiten nationalen Identität beitrug. Die Berücksichtigung der Rahmenbedingungen sowie die Analyse zeitgenössischer Lehrpläne und Direktiven machen deutlich, dass eine Erziehung zu „Reichspatriotismus“ mit Hilfe des neuen Schulfaches Geschichte in der Volksschule bis zur Jahrhundertwende nur schwer zu realisieren war.
Stefan A. Oyen Deutsch-Abituraufsätze der Nachkriegszeit als Quellen im Geschichtsunterricht GWU 57, 2006, H. 9, S. 510–518
Der Aufsatz gibt Hinweise zur Verwendung von zeithistorischen Abiturunterlagen der Nachkriegszeit als Quellen im Geschichtsunterricht. Aufgeführt sind hierzu zwei im Unterricht einsetzbare längere Auszüge. Ein Abituraufsatz über das Thema „Die Vereinigten Staaten von Europa“ von 1950 wird hinsichtlich seiner rezeptionsgeschichtlichen Deutungsmöglichkeiten vorgestellt. Die Analyse eines Bildungsgangs zum Abitur 1947 mit kultur- bzw. mentalitätsgeschichtlichen Methoden eröffnet biographische Zugänge auf die Lebens- und Deutungsmuster eines Angehörigen der Flakhelfergeneration.
Falk Pingel Einigung auf ein Minimum an Gemeinsamkeit Schulbuchrevision in Bosnien und Herzegowina GWU 57, 2006, H. 9, S. 519–533
Die Reform der Lehrpläne und Schulbücher für Geschichte in Bosnien und Herzegowina bildet für Erziehungsministerien, Schulbuchautoren, Lehrer und internationale Experten angesichts der Zersplitterung des Landes in drei „konstituierende Völker“ mit jeweils unterschiedlichen Religionen und in eine Vielzahl politischer Einheiten eine besondere Herausforderung. Vergleichend angelegte Ansätze der Geschichtsdarstellung werden andauernde Wirkung erst entfalten, wenn die Träger der dominanten Erinnerungskultur ihren Ausschließlichkeitsanspruch aufgeben, stets nur die eine Wahrheit und die Interessen sowie die Geschichte des „eigenen“ Volkes zu repräsentieren.
Rainer Bölling Richtlinieninflation im 20. Jahrhundert GWU 57, 2006, H. 9, S. 534–539
Der Beitrag untersucht die quantitative Entwicklung der Geschichtsrichtlinien auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Es zeigt sich, dass ihr Umfang in einem Jahrhundert auf fast das Hundertfache gestiegen ist – weit stärker als der des Einkommensteuergesetzes. Die Ursachen dieses Phänomens werden darin gesehen, dass die Kultusbürokratie den Unterricht durch immer detailliertere Regelungen zu steuern versucht, die schließlich keine sinnvolle Orientierung mehr zu bieten vermögen und damit dysfunktional sind.