Abstracts (GWU 51, 2000, S.138)
- Joachim Rohlfes: Editorial (GWU 51, 2000, S.139)
Beitraege
- Herrmann-Josef Grosse-Kracht:Religion in der Demokratisierungsfalle. Zum Verhaeltnis von traditioneller Religion und politischer Moderne am Beispiel des deutschen Katholizismus im Kaiserreich (GWU 51, 2000, S.140-156) Der ultramontane Katholizismus in Deutschland verstrickte sich unbeabsichtigt in eine strukturelle "Demokratisierungsfalle", da er - in seinem Kampf um defensive Selbstbehauptung - begann, sich zwei elementare Errungenschaften der buergerlichen Demokratie normativ anzueignen: das Grundrecht auf Pressefreiheit, auf das sich die seit den 1848er Jahren entstehende 'katholische Kirchenblattbewegung' berief, und die egalitaere Sozialform des Vereins, die sich vor allem die katholische Arbeiterbewegung zu eigen machte. Dadurch entstand eine von den Katholiken selbst getragene Modernisierung, die ihre Integration in den modernen Staat erst ermoeglichte.
- Barbara Stambolis: "Fest soll mein Taufbund immer stehn".Jugendliche im katholischen Milieu oder die Grenzen der Gleichschaltung - Lebensweltlich gepraegte Resistenzraeume im Dritten Reich (GWU 51, 2000, S.157-172) Die Untersuchung religioeser Festkultur unter dem Nationalsozialismus im Zusammenhang mit jugendlicher Resistenz bildet bis heute nur einen Randaspekt der Forschung. Eine milieuspezifische Sozialisation war die Grundlage fuer die herausragende Beteiligung katholischer Jugendlicher im "Wallfahrtsfruehling" nach 1933, bei Kundgebungen fuer die Bischoefe als "Glaubensfuehrer" und im Zusammenhang eines "Christentums in den Katakomben". Die Problematik der insgesamt unspektakulaeren, lebensweltlich gebundenen 'Wider'staendigkeit der Wirklichkeitswahrnehmung, der Abwehr des Gleichschaltungsdrucks auf katholisches Leben bei gleichzeitiger weitgehender Ausblendung etwas des Terrors gegenueber Kommunisten oder der Judenvernichtung.
- Claudia Lepp: Wege des Protestantismus im geteilten und wiedervereinigten Deutschland (GWU 51, 2000, S.173-189) Die vergleichende mit der beziehungsgeschichtlichen Perspektive kombinierend, gibt der Beitrag einen Ueberblick ueber die Geschichte des Protestantismus im geteilten Deutschland. Angesichts der unleugbaren kontextbedingten Sonderentwicklung des kirchlichen Lebens in Ost und West, aber auch der engen Wechselbeziehungen - bis zum Jahr 1969 in organisatorischer Einheit, danach in "besonderer Gemeinschaft" - versteht die Autorin den Weg der evangelischen Kirchen in der Zeit der deutschen Zweistaatlichkeit als zwei Geschichten, die zusammengehoeren.
Literaturbericht
- Kurt Nowak: Kirchengeschichte des 19./20. Jahrhunderts, Teil 1 (GWU 51, 2000, S.190-207)
Nachrichten (GWU 51, 2000, S.208-211)