Inhalt der Ausgabe
ABSTRACTS (S. 138)
EDITORIAL (S. 139)
BEITRÄGE Winfried Schulze Die Zahl der Opfer der Französischen Revolution (S. 140) Abstract
INFORMATIONEN NEUE MEDIEN Gregor Horstkemper/Alessandra Sorbello Staub Luftangriffe und ihre Opfer Internet-Angebote zum Bombenkrieg 1939–1945 (S. 176)
LITERATURBERICHT Eduard Mühle Ostmitteleuropa, Teil II (S. 178)
NACHRICHTEN (S. 194)
AUS DEM VERBAND DER GESCHICHTSLEHRER Peter Lautzas Die Arbeitsgemeinschaften der Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands (S. 199)
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Abstracts
Winfried Schulze Die Zahl der Opfer der Französischen Revolution GWU 59, 2008, H. 3, S. 140-152 Die Diskussionen über die Zahl der Opfer bei welthistorisch bedeutsamen Ereignissen der Neueren Geschichte verlaufen selten leidenschaftslos, sie werden zu geschichtspolitischen Ikonen in Gestalt von überhöhten Opferzahlen. Natürlich gilt dies auch für die Zahl der Opfer der Terreurphase der Französischen Revolution, die sich zwischen über 2 Millionen (1796) und 7.500 - so Albert Mathiez - bewegen. Eine Korrelation zwischen der Haltung zur Revolution und der Höhe der Zahl liegt nahe. Die neuere Forschung hat sich dagegen in den letzten Jahren auf eine Zahl von 200-300.000 Opfern geeinigt, die sowohl die Zahl der Opfer der legalen Terreur, der extralegalen Gewaltmaßnahmen und der Opfer der Vendéefeldzüge umfasst.
Mona Garloff/Benjamin Steiner „Wir erwarten nun, selbst diesem Holocaust anheim zu fallen“ Die Opferzahlen der Bartholomäusnacht 1572 GWU 59, 2008, H. 3, S. 153–168 Die Frage nach der Höhe der Opferzahlen hat in der modernen Forschung zur Bartholomäusnacht im 19. und 20. Jahrhundert nur wenig Aufmerksamkeit gefunden. Dies ist insofern bemerkenswert, als die zeitgenössische Wahrnehmung und die historischen Berichte der nachfolgenden Zeit der Bestimmung der genauen Opferzahl des Massakers eine sehr große Bedeutung zugemessen hatten. Die Untersuchung zeigt, wie diese Determinierungsversuche in ihren jeweiligen historischen Kontexten stattgefunden haben und dass die Mechanismen der Zahl, die als Symbol und Chiffre verstanden werden muss, eine aktive Rolle bei der historischen Deutungen des Ereignisses der Bartholomäusnacht spielen.
Rolf-Dieter Müller Der Feuersturm und die unbekannten Toten von Dresden GWU 59, 2008, H. 3, S. 169–175 Die Zerstörung der Dresdner Altstadt im Feuersturm britischer Bomber gilt als der Höhepunkt des konventionellen Luftkrieges. Für die NS-Führung bot sich die Chance, mit den Nimbus des „Elbflorenz“ und Spekulationen über eine hohe Zahl von Opfern einen letzten Propagandaerfolg zu erzielen. Von der SED wurde diese Linie im Kalten Krieg fortgesetzt, obwohl realistische Schätzungen von bis zu 35.000 Toten vorlagen. Gefälschte Dokumente und Zeitzeugenberichte behaupten bis heute eine bis zu zehnfache Größenordnung.