Inhalt der Ausgabe
ABSTRACTS (S. 74)
EDITORIAL (S. 75)
BEITRÄGE Wolfgang U. Eckart/Robert Jütte Medizingeschichte: Aspekte, Aufgaben, Arbeitsweisen (S. 76) Abstract
INFORMATIONEN NEUE MEDIEN Gregor Horstkemper/Alessandra Sorbello Staub Medizingeschichte im Fokus: Pest, Cholera und andere Krankheiten (S. 107)
LITERATURBERICHT Eduard Mühle Ostmitteleuropa (S. 109)
NACHRICHTEN (S. 129)
AUS DEM VERBAND DER GESCHICHTSLEHRER Brückenbauer zwischen Deutschland und Tschechien Das Angebot der Brücke/Most-Stiftung für Lehrkräfte (S. 135)
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Abstracts
Wolfgang U. Eckart/Robert Jütte Medizingeschichte: Aspekte, Aufgaben, Arbeitsweisen GWU 59, 2008, H. 2, S. 76–84 Die Medizingeschichte – sei sie, wie in Deutschland, als eigenständige Disziplin überwiegend an Medizinischen Fakultäten beheimatet oder, wie in vielen anderen Ländern, den Allgemeinen Geschichts- oder Kulturwissenschaften angelagert – kann auf eigenständig gewachsene Traditionen, eigene Fragestellungen und hochdifferenzierte Forschungsinteressen und Schwerpunkte verweisen. Einer jüngeren Tendenz folgend öffnet sie sich jedoch zunehmend Anliegen, Methoden und Fragestellungen, die für ein ganzes Spektrum sehr verschiedener Wissenschaftsbereiche bedeutend sind. Mit dieser Grenzüberschreitung verbunden ist zugleich eine Abkehr von eher traditionell gebundenen Sehweisen.
Michael Stolberg Medizin und Krankheit in der Frühen Neuzeit Eine Einführung GWU 59, 2008, H. 2, S. 85–95 Der Beitrag bietet eine kleine Einführung in die fremde Welt der frühneuzeitlichen Medizin und Krankheitslehre. Nach einem Überblick über die vorherrschenden Krankheiten und das Angebot an medizinischer Versorgung schildert er etwas ausführlicher die – in ihrer Komplexität oft unterschätzten – Körper- und Krankheitsvorstellungen der frühneuzeitlichen Säftemedizin und die therapeutischen Ansätze, die sich aus diesen ableiten. Er schließt mit einem Ausblick auf die langfristigen Veränderungsprozesse, die sich seit dem 16. Jahrhundert in der westlichen Medizin bemerkbar machen. Die wachsende Bedeutung der empirischen anatomischen Forschung wirkte schließlich auch auf die Deutung von Krankheiten als lokales, in den festen Körperteilen verortetes Geschehen zurück, konnte sich freilich in der breiten Bevölkerung bis ins 19. Jahrhundert nicht durchsetzen.
Manfred Vasold Die „Pest“ in Europa Handelte es sich tatsächlich um die von dem Pesterreger Yersinia pestis verursachte Seuche? GWU 59, 2008, H. 2, S. 96–107 1347 begann in Italien eine schwere Seuche zu wüten – war es die Pest? 1. Die geradezu explosive Ausbreitung spricht dagegen, denn die Beulenpest wird sehr umständlich übertragen, von Flöhen, die bestimmter ökologischer Bedingungen bedürfen, vor allem hoher Temperaturen. 2. Ein Rattensterben wird nicht erwähnt, obwohl diese Nager sehr anfällig für den Pesterreger und gewöhnlich die ersten Opfer sind. 3. Es starben 1347 auch Tiere, die sich später bei Laborversuchen als immun gegen den Pesterreger erwiesen. 4. Der Anteil der Todesopfer war viel höher als in Indien um 1900, obwohl dort die naturräumlichen Umstände für die Pest wesentlich günstiger sind.