Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 61 (2010), 10

Titel der Ausgabe 
Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 61 (2010), 10
Weiterer Titel 
Konzepte und Medien der Geschichtsvermittlung

Erschienen
Erscheint 
monatlich
ISBN
0016-9056

 

Kontakt

Institution
Geschichte in Wissenschaft und Unterricht
Land
Deutschland
c/o
Prof. Dr. Michael Sauer Universität Göttingen Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte Didaktik der Geschichte Waldweg 26 37073 Göttingen Tel. 0551/39-13388 Fax 0551/39-13385
Von
Sauer, Michael

Editorial von Michael Sauer

Die Beiträge des vorliegenden Heftes befassen sich mit der Vermittlung von Geschichte in unterschiedlichen Institutionen und Medien: in der Universität, in einer Zeitschrift und in der Schule. In den Blick genommen werden die Ausbildung angehender Geschichtslehrer, das historisch gewachsene Profil unserer Zeitschrift, die Lehrkräften neben fachwissenschaftlichem Hintergrundwissen stets auch didaktische Konzepte und Anregungen präsentieren wollte und will, sowie ein wichtiger Ausschnitt aus der Ideengeschichte der deutschen Geschichtsdidaktik. Eine grundsätzliche Frage stellt sich in allen drei Beiträgen, nämlich die nach dem Verhältnis von Fachwissenschaft und Fachdidaktik: Wie werden sie jeweils gegeneinander gewichtet, aufeinander bezogen oder auch bewusst voneinander abgegrenzt?

Uwe Danker beschäftigt sich mit den Folgen, die die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge (bzw. entsprechende Veränderungen in den Staatsexamensstudiengängen) für die Lehrerausbildung im Fach Geschichte haben. Er rekapituliert zunächst die Intentionen und den Verlauf des sogenannten Bologna-Prozesses. Durch ihn ist die Situation bei den Lehramtsstudiengängen noch unübersichtlicher geworden als zuvor. Denn die Reform ist in den einzelnen Bundesländern höchst unterschiedlich umgesetzt worden, so dass jetzt der neue Abschluss des Master of Education und das alte (Erste) Staatsexamen nebeneinander vorzufinden sind. Und gewiss wird man fragen müssen, wie sinnvoll eine Zweiteilung des Lehramtsstudiums ist, wenn es für einen in der Regel doch schon einschlägig profilierten und wenig „polyvalenten“ Bachelor-Abschluss ohnehin kein spezifisches Berufsziel gibt. Zumindest erscheinen, so der Autor, Quoten- oder Notenvorgaben für den Übergang zwischen Bachelor und Master, wie sie in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein existieren, als einigermaßen fragwürdig. Alles in allem sind wohl die Didaktikanteile des Studiums durch die Reformen erhöht worden. Einen stärkeren Berufsfeldbezug auch der Geschichtswissenschaft scheint es dagegen kaum zu geben; die Frage, wie viel Geschichte, welche Geschichte und wie vermittelte Geschichte angehende Lehrkräfte tatsächlich brauchen, ist bislang offenbar nur selten intensiv vor Ort diskutiert worden.

Die Gründungsgeschichte unserer Zeitschrift nimmt Olaf Blaschke in den Blick. Noch heute zieren die Namen der beiden Gründungsväter Karl-Dietrich Erdmann und Felix Messerschmid die Titelseite der GWU. Blaschke bringt demgegenüber den „dritten Mann“, nämlich den Verleger und Redakteur Gerhard Aengeneyndt, in Erinnerung, der bei der Gründung, Profilierung und nachfolgenden Erfolgsgeschichte der Zeitschrift eine maßgebliche Rolle gespielt hat. Auf der Verliererseite stand Wilhelm Mommsen, der gehofft hatte, mit einer neuen unterrichtsorientierten Zeitschrift an seine Herausgeberschaft bei „Vergangenheit und Gegenwart“ anknüpfen zu können. Stärker als der Schulmann Messerschmid vertrat Aengeneyndt die Position, GWU müsse die Bedürfnisse ihrer breitesten Klientel, der Lehrerschaft, im Auge behalten und dürfe den Akzent nicht zu sehr auf der Forschung setzen. Diese Frage wurde bis zu Aengeneyndts Ausscheiden 1959 immer wieder und zuweilen recht kontrovers zwischen den Beteiligten verhandelt. Noch heute ist es eine ständige Herausforderung, die Balance zwischen unterschiedlichen Richtungen (mit allerlei Mischformen) zu finden: innerhalb der Fachwissenschaft forschungsorientiert oder einführend und vermittelnd; innerhalb der Fachdidaktik theoretisch-konzeptionell, unterrichtspragmatisch oder empirisch.

Erich Weniger gilt als Begründer der deutschen Geschichtsdidaktik. Er wandte sich gegen eine schlichte Übertragung von Fragestellungen und Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft auf den Geschichtsunterricht und plädierte für eine eigenständige Reflexionsinstanz. In Vielem griff er dabei auf den hannoverschen Theologen, Schulverwaltungsbeamten und – avant la lettre – Geschichtsdidaktiker Friedrich Kohlrausch zurück. Kohlrauschs Wirken und Wenigers Kohlrausch-Rezeption werden von Bernd Mütter detailliert nachgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt der Ausgabe 10/10

ABSTRACTS (S. 538)

EDITORIAL (S. 539)

BEITRÄGE

Uwe Danker
Das Studium für das Geschichtslehramt im Bolognaprozess. Eine Zwischenbetrachtung (S. 540)

Olaf Blaschke
Rezeptheft für Studienräte oder Wissenschaftsforum? 60 Jahre "Geschichte in Wissenschaft und Unterricht" und die unbekannte Rolle ihres Gründers Gerhard Aengeneyndt (S. 555)

Bernd Mütter
Die "Eigenständigkeit des Geschichtsunterrichts". Zur Rezeption des Bildungsreformers Friedrich Kohlrausch durch den geisteswissenschaftlichen Pädagogen Erich Weniger (S. 580)

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