Die Epoche des neuzeitlichen Kolonialismus beginnt im Zeitalter der „Entdeckungen“ im 15. Jahrhundert und erreichte im 19. und 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt als weite Teile der Welt unter direkter oder indirekter europäischer Herrschaft standen. Gerechtfertigt wurde das europäische Ausgreifen häufig damit, den Rest der Welt durch und für europäische Werte zu „zivilisieren“.
In den Kolonien materialisierte sich ein ambivalentes Bild: Neben Widerstand gegen die europäische Fremdherrschaft gab es lokale Statthalter der Kolonisierenden; während Teile der ansässigen Eliten Europa zum Vorbild für die Moderne nahmen, bewahrten sich andere ihre eigenen Ideen von Fortschritt. Während viele der einstigen Kolonialgebiete mit ihrer Unabhängigkeit den Pfad einer weitgehend selbstbestimmten Entwicklung einschlugen, stockt der Staatenbildungsprozess anderer bis heute.
Inhalt
Asiye Öztürk: Editorial
Sebastian Conrad: Kolonialismus und Postkolonialismus: Schlüsselbegriffe der aktuellen Debatte
Jürgen Zimmerer: Expansion und Herrschaft: Geschichte des europäischen und deutschen Kolonialismus
Andreas Eckert: Rechtfertigung und Legitimation von Kolonialismus
Aram Ziai: Neokoloniale Weltordnung? Brüche und Kontinuitäten seit der Dekolonisation
Nikita Dhawan: Postkoloniale Staaten, Zivilgesellschaft und Subalternität
Sébastien Martineau: Antikoloniale Bewegungen in Afrika. Drei Beispiele
Ursula Lehmkuhl: Ambivalenzen der Modernisierung durch Kolonialismus
Kien Nghi Ha: Die fragile Erinnerung des Entinnerten (Essay)