50 Jahre dies, 100 Jahre das: Kritik an der "Jahrestagisierung" von Geschichtswissenschaft, historisch-politischer Bildung und Geschichte in der Öffentlichkeit insgesamt ist nicht neu. Ein vollständiger Ausstieg aus dem Jahrestagskarussell scheint indes schwierig und ist, je nach Anlass, auch nicht wünschenswert.
Jahrestage versprechen planbare Öffentlichkeit für historisches Wissen und bieten, insbesondere als institutionalisierte Gedenktage, Staat und Gesellschaft Gelegenheit, innezuhalten. Ob damit stets historischer Erkenntnisgewinn und eine gründliche Selbstbefragung einhergehen, mag hingegen bezweifelt werden. Es gilt, Routinen bis hin zur Erstarrung beim Begehen der immergleichen Gedenktage und Jubiläen vorzubeugen.
Inhalt
Anne SeibringEditorial
Achim LandwehrMagie der Null. Zum Jubiläumsfetisch (Essay)
Winfried MüllerDas historische Jubiläum. Zur Karriere einer Zeitkonstruktion
Jacqueline Nießer/Juliane TomannGeschichte in der Öffentlichkeit analysieren. Jubiläen als Gegenstand von Public History und Angewandter Geschichte
Markus DrüdingGedenktage und Jubiläen. Eine Gelegenheit zum historischen Lernen?
Frank BöschIm Bann der Jahrestage (Essay)
Elke GryglewskiGedenken an den Holocaust: Ritual und Reflexion (Essay)
Hedwig RichterDie Schlachten der Volksherrschaft. Über Gedenktage und Demokratie (Essay)