Wie kaum eine andere populäre Musik kann der Jazz nunmehr auf eine über einhundertjährige Kontinuität zurückblicken. In seiner Entstehung und Weiterentwicklung, seiner musikalischen Praxis und Rezeption ist er eng in die US-amerikanische Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts eingebunden, hat aber auch in der deutschen Geschichte unterschiedliche Anklänge gefunden.
Über Jazz zu sprechen, heißt über Kunst zu sprechen. Gleichwohl gibt es politische Auseinandersetzungen im und um den Jazz, die über den musikalischen Ursprung hinausgehen: etwa hinsichtlich Rassismus, der Rolle von Frauen oder der Zukunft der Szene. In all diesen Debatten ist Offenheit gefragt, der Mut für Neues und eine freie Auseinandersetzung mit Ideen – gewissermaßen Kernkompetenzen im Jazz wie in der Demokratie.
Jacob Hirsch Editorial
Angelika Niescier "Wir haben grundsätzlich die Tendenz zur Nabelschau im Elfenbeinturm". Ein Gespräch über die Vision und die gesellschaftliche Aufgabe von Jazz, was Kulturpolitik leisten muss und welche Strukturen die Freie Szene braucht
Wolf Kampmann "We Insist!". Eine Sozialgeschichte des Jazz in den USA
Stephan Braese "Schön, aber nicht beruhigend". Jazz im Spannungsfeld deutscher Gesellschaft und Politik 1919–2022
Mario Dunkel Jazz und Identität
Linda Ann Davis, Urs Johnen (Geschlechter-)Gerechtigkeit im Jazz. Soundtrack der Szene oder Zukunftsmusik?
Franziska Buhre "Let my Children Hear Music". Sprachlosigkeit, Abwertung und Politisierung in deutscher Jazzpublizistik am Beispiel von Charles Mingus