Als am 18. Januar 1871 der preußische König Wilhelm I. im Schloss von Versailles zum deutschen Kaiser gekrönt wurde, waren gewählte Volksvertreter ausgeschlossen – eingeladen waren Prinzen, aristokratische Militärs und Fürsten. Die Inszenierung im Spiegelsaal verdeutlicht den Charakter einer Reichsgründung "von oben".
Seit seiner Gründung wurde der erste deutsche Nationalstaat mit Militarismus und wachsendem Antisemitismus in Verbindung gebracht – aber auch mit Erfolgen der Arbeiter- und der Frauenbewegung sowie dem Beginn der Moderne. Auch 150 Jahre später wird kontrovers darüber gestritten, wie das Kaiserreich und die damit verbundene gesellschaftliche Ordnung zu bewerten sind.
Inhalt
Lorenz Abu AyyashEditorial
Christian BunnenbergEine Möglichkeit von vielen. Die Reichsgründung und ihre Vorgeschichte
Siegfried WeichleinEin Reich für alle? Wie das Deutsche Reich innerlich zusammenwuchs
Christoph NonnVon Helden, Schurken und Sonderwegen. Interpretationen der Reichsgründung und des Kaiserreichs seit 1870/71
Hedwig RichterWarum sich eine Beschäftigung mit der Reichsgründung heute lohnt
Ulrich PfeilVersailles und der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71