Seit einigen Jahren wird vermehrt über Identitätspolitik diskutiert – meist in Form von Kritik an Teilen der Linken und ihrer vermeintlichen Fixierung auf die Rechte von Minderheiten. Die Vorwürfe lauten unter anderem: Identitätspolitik fragmentiere die Gesellschaft, sie fördere einen Opferwettbewerb, und sie lenke vom Wesentlichen ab, nämlich vom Sozialen und Ökonomischen.
Unter der Chiffre "Identitätspolitik" lässt sich eine grundlegende Debatte darüber führen, was demokratische Gesellschaften spaltet: Sind es Fragen über Kultur und Zugehörigkeit oder verteilungspolitische Fragen? Protestieren Menschen auf den Straßen und an den Wahlurnen, weil sie sich von Fremdheit bedroht fühlen oder von Armut – oder von einer Kombination aus beidem?
Inhalt
Lorenz Abu AyyashEditorial
Simon StraußBürgerliche Bekenntniskultur statt Identitätspolitik (Essay)
Jens Kastner/Lea SusemichelZur Geschichte linker Identitätspolitik
Jan-Werner Müller"Das wahre Volk" gegen alle anderen. Rechtspopulismus als Identitätspolitik (Essay)
Silke van DykIdentitätspolitik gegen ihre Kritik gelesen. Für einen rebellischen Universalismus
Philip ManowPolitischer Populismus als Ausdruck von Identitätspolitik? Über einen ökonomischen Ursachenkomplex
Aladin El-MafaalaniAlle an einem Tisch. Identitätspolitik und die paradoxen Verhältnisse zwischen Teilhabe und Diskriminierung (Essay)